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Inflationsgefahr „Ängste vor stärkerer Geldentwertung gerechtfertigt“

Martin Hüfner, Assenagon

Als die Preissteigerung in den USA in der letzten Woche, gemessen am Verbraucherpreisindex CPI, auf 2,8 Prozent anstieg, bin ich erschrocken. Das ist ein Wert, der weit über dem allgemeinen Ziel von 2 Prozent liegt. Da kann man nicht mehr von Stabilität sprechen. Da sind Ängste vor einer stärkeren Geldentwertung gerechtfertigt.

Viele Experten am Markt und in den Zentralbanken haben aber gleich abgewunken. Nein, es bestehe überhaupt keine Gefahr. Der Anstieg der Inflation sei – neben Saison- und Basiseffekten – allein durch die in den letzten Wochen und Monaten zunehmenden Ölpreise bedingt. Die Kerninflation, also die Inflation nach Abzug der Ölpreissteigerung, ist nach wie vor niedrig. Sie liegt in den USA bei unproblematischen 2,2 Prozent, im Euroraum zuletzt sogar nur bei 1,3 Prozent.

Also alles nur falscher Alarm, nur weil die Kerninflation so niedrig ist? Ist die Kerninflation zur Messung der Geldentwertung so wichtig, dass sie die Gesamtinflation aussticht? Ich glaube nicht. Die Kerninflation wird überschätzt. Vielleicht ist es daher ganz hilfreich, die beiden Arten von Inflation mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen einmal gegenüberzustellen.

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Gesamt- und Kerninflation, Euroraum  Quelle: EZB 

Die Grafik zeigt Gesamt- und Kerninflation in den letzten 20 Jahren. Die Unterschiede zwischen beiden waren nicht sehr groß. Es gab Zeiten, in denen die Gesamtinflation höher war als die Kerninflation und es gab Jahre, in denen es umgekehrt war. Über den ganzen Zeitraum gerechnet war die Differenz zwischen beiden nicht signifikant (Gesamtinflation im Schnitt 1,7 Prozent pro Jahr, Kerninflation 1,5 Prozent pro Jahr). Aus dieser Betrachtung kann man keine Präferenz für die eine oder andere Art der Inflationsmessung ableiten.

Wichtiger ist schon, dass die Schwankungen der Kerninflation niedriger waren als die der Gesamtinflation. Die Gesamtinflation bewegte sich in der Spitze zwischen +4,1 Prozent und -0,6 Prozent, die Kerninflation dagegen nur zwischen +2,6 Prozent und +0,6 Prozent. Manche leiten daraus ab, die Kerninflation sei ein besseres Maß. Denn auch die Stabilität sei ein mittel­fristiges Konzept, das keineswegs jeden Monat erfüllt sein muss. Aber auch das ist kein wirklich überzeugendes Argument für die Kerninflation.

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