LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in GeldpolitikLesedauer: 6 Minuten

Ökonom Jörg Angelé Darum sinkt die Inflation in den USA schneller als in Europa

Times Square in New York.
Times Square in New York: Die USA sind Europa bei der Inflation ungefähr ein halbes Jahr voraus. | Foto: Imago Images / VW Pics

Nachdem 2022 der stärkste Inflationsschock seit den 1980er Jahren vor allem die westlichen Industrieländer im Würgegriff hielt, ist in diesem Jahr ein steiler Abwärtspfad bei der Teuerung vorgezeichnet. Die USA sind in dieser Hinsicht Vorreiter. Dort hatte die Inflationsrate ihr zyklisches Hoch bereits im Juni 2022 bei 9,1 Prozent erreicht. Bis Dezember ist sie um 2,6 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent gefallen. In der Eurozone lag der Preisauftrieb Ende des vergangenen Jahres dagegen noch bei 9,2 Prozent, wobei das zyklische Inflationshoch erst im Oktober bei 10,6 Prozent erreicht worden war. Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe für dieses Vorauseilen des Inflationstrends in den USA.

Zunächst ist die verzögerte Entwicklung der Kerninflationsrate in der Eurozone zu nennen. Der zeitliche Versatz resultiert zum einen aus den unterschiedlichen Zeitpunkten der Aufhebung der Corona-Maßnahmen – in den USA wurden die Beschränkungen etwas früher gelockert – und zum anderen aus der umfangreichen staatlichen Unterstützung der US-Haushalte in den Jahren 2020 und 2021. So erhielt beispielsweise jeder US-Bürger bis zu 3.200 US-Dollar in Form von Einkommenszuschüssen. Zudem wurde die Arbeitslosenhilfe temporär äußerst großzügig aufgestockt – zumindest gemessen an amerikanischen Verhältnissen.

Zusammen hat beides zu einer früheren und kräftigeren Belebung der Konsumnachfrage in den USA geführt. In der Folge wurde das Vorkrisenniveau beim privaten Verbrauch bereits Anfang 2021 übertroffen. In der Eurozone war das bis zum dritten Quartal 2022 immer noch nicht der Fall, während amerikanische Verbraucher zu diesem Zeitpunkt bereits 7 Prozent mehr nachfragten als vor Ausbruch der Pandemie (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: US-Konsumfeuerwerk versus schleppende Erholung in der Eurozone

Abbildung 1: US-Konsumfeuerwerk vs. schleppende Erholung in der Eurozone
Quellen: Eurostat, BEA, Bantleon

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Die Folge dieses Konsumfeuerwerks jenseits des Atlantiks war eine sprunghafte Zunahme des unterliegenden Preisdrucks ab dem Frühjahr 2021. Bereits Ende desselben Jahres lag die Kerninflationsrate bei mehr als 5,0 Prozent. In der Eurozone dauerte es dagegen bis Oktober 2022, ehe ein so hoher Wert erreicht wurde (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Die US-Kerninflation hat das zyklische Hoch bereits überschritten

Abbildung 2: Die US-Kerninflation hat das zyklische Hoch bereits überschritten
Quellen: Eurostat, BLS, Bantleon
Tipps der Redaktion