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Konjunkturausblick von Pimco Inflationsziele nach wie vor in weiter Ferne

Ex-Fed-Chefin Janet Yellen, ab 20. Januar Finanzministerin in der neuen Biden-Administration:
Ex-Fed-Chefin Janet Yellen, ab 20. Januar Finanzministerin in der neuen Biden-Administration: Die Zentralbanken werden auch künftig die Kreditkosten niedrig halten müssen, um eine Fortsetzung der expansiven Fiskalpolitik über mehrere Jahre zu ermöglichen. | Foto: imago images / ZUMA Wire

Nach einer übermäßigen Kontraktion der Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2020 dürften Produktion und Nachfrage dieses Jahr in aller Welt wieder kräftig anziehen (Grafik 1).

Die Verbraucherpreisinflation dürfte im Lauf des Jahres nur moderat zulegen und in allen großen Volkswirtschaften generell unter den Zielvorgaben der Zentralbanken bleiben. Selbst wenn es zu einer deutlichen Wachstumserholung kommt, werden Produktion und Nachfrage noch eine ganze Weile unter dem üblichen Niveau liegen, bedingt durch die Schwere der Rezession und die hohen Arbeitslosenzahlen, die zwar zurückgehen, aber dennoch über dem Niveau bleiben dürften, das allgemein mit Vollbeschäftigung assoziiert wird.

Zentralbanken halten Kurs, mit einer Tendenz zu weiteren Lockerungen

Die Zentralbanken werden auch künftig dadurch eingeschränkt sein, dass die Inflation ihr Ziel verfehlt und sie die Kreditkosten niedrig halten müssen, um eine Fortsetzung der expansiven Fiskalpolitik über mehrere Jahre zu ermöglichen. Aus diesem Grund dürften die Leitzinsen in absehbarer Zukunft auf ihrem aktuellen Niveau bleiben oder in einigen Ländern sogar weiter gesenkt werden. Auch wenn dies nicht unserer Basiseinschätzung entspricht, könnte eine übermäßige Aufwertung des Euro die Europäische Zentralbank (EZB) etwa dazu veranlassen, ihren Einlagensatz, der derzeit bei -0,5 Prozent liegt, noch weiter zu senken.

Darüber hinaus werden die Notenbanker ihre Anleihenkäufe wohl über das gesamte Jahr und vermutlich auch weit darüber hinaus fortsetzen. In den USA passte die Federal Reserve ihre Aussagen über die künftige Geldpolitik im Dezember an und tat ihre Absicht kund, die Ankäufe von US-Staatsanleihen und hypothekarisch gesicherten Wertpapieren (MBS) öffentlich-rechtlicher Emittenten mindestens im aktuellen Umfang fortzusetzen, bis „markante Fortschritte“ in Richtung ihrer Ziele der Vollbeschäftigung und der Preisstabilität erreicht seien.

Wir halten es für möglich, dass die Währungshüter im laufenden Jahr eine Verlängerung der Laufzeit ihrer Anleihenkäufe beschließen, wenn die konjunkturelle Entwicklung hinter den Erwartungen zurückbleibt oder die Renditen zu rasant und zu stark anziehen. Im Fall eines negativen Szenarios mit wiederholten Turbulenzen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten würden wir zudem erwarten, dass die Fed mehrere ihrer während der Krise 2020 eingerichteten Kreditfazilitäten wieder ins Leben ruft – und zwar finanziert durch Eigenmittel des Finanzministeriums unter der Leitung der künftigen Finanzministerin Janet Yellen über den staatlichen Börsenstabilisierungsfonds oder über eine neue Ermächtigung des Kongresses.

Sollte sich die Wirtschaft dagegen stärker erholen, als unser Basisszenario nahelegt, und mit Inflationsüberraschungen aufwarten, könnten die US-Notenbanker bereits Ende 2021 oder Anfang 2022 beginnen, ihre Aufkäufe schrittweise zurückzufahren.

Derweil hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Gesamtumfang ihres Pandemie-Notkaufprogramms unlängst erweitert und wird ihn im Lauf dieses Jahres flexibel einsetzen, um die Anleihenrenditen im Euroraum durch eine Art lockeres Zinskurven-Management zu verankern.

Die meisten anderen Zentralbanken der Industrieländer bestreiten eine ähnliche Politik und dürften ebenfalls Kurs halten. Des Weiteren ist mit einer anhaltend expansiven Geldpolitik in einer Reihe von Schwellenländern zu rechnen, in denen die Realzinsen zwar in vielen Fällen unter den historischen Niveaus liegen, aber dennoch Spielraum nach unten haben.