Berufsunfähigkeitsversicherung
„Bedarf an Information und Qualifizierung für Vermittler“
Nach dem PR-Desaster um Betriebsschließungs-Policen und Imageschäden durch Werbung mit Unfallversicherungsschutz bei Impfschäden drohte der Assekuranz mit abgelehnten BU-Anträgen für Covid-19-Kranke ein drittes Aufreger-Thema. Doch für einen echten Skandal gibt es aktuell kaum belastbare Daten.
Claus-Dieter Gorr, Geschäftsführer bei Premium Circle (l.): Das Unternehmen wollte in 97 Fragen von BU-Versicherern wissen, inwieweit Covid-19 ihren Antrags- oder Leistungsprozess beeinflusst. Das daraus abgeleitete Fazit kritisiert Christian Schwalb vom Verein Zukunft für Finanzberatung.| Foto: Premium Circle GmbH, SCALA & Cie. Holding GmbH
Um mögliche Folgen einer Covid-19-Krankheit für die Chance auf eine Rente aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) ist eine mediale Schlammschlacht ausgebrochen: Mit einer öffentlichen Stellungnahme reagieren die Friedberger Studienautoren von Premium Circle Deutschland auf Kritik des Vereins Zukunft für Finanzberatung.
Die Initiative aus Vermittlern und mehreren Anbietern von Versicherungen wollte nach eigenen Angaben „Falschaussagen und augenscheinlich populistische Schlüsse aus unzureichender Datenlage“ klarstellen, berichtet Finanzunternehmer Christian Schwalb als Vorsitzender des Branchenvereins.
Nur 7 Versicherer
Seine Kritik an der Studie: Das darin festgestellte Risiko, dass Versicherer BU-Leistungsanträge von Covid-19-Patienten teilweise deutlich öfter ablehnen, sei nicht repräsentativ. Denn an der Branchenumfrage beteiligten sich nur sieben der insgesamt 59 für die Studie angefragten Versicherer.
Die Antworten der Anbieter Alte Leipziger, Barmenia, Canada Life, HDI, LV 1871, Sparkassen Versicherung, Volkswohl Bund deuteten demanch darauf hin, dass es für BU-Versicherte „aktuell so gut wie keine verbindliche Vertragsgrundlage gibt“, lautet das Fazit der Studienautoren.
Warum nur an der Oberfläche kratzen? Tauchen Sie tiefer ein mit exklusiven Interviews und umfangreichen Analysen. Die Registrierung für den Premium-Bereich ist selbstverständlich kostenfrei.
Um mögliche Folgen einer Covid-19-Krankheit für die Chance auf eine Rente aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) ist eine mediale Schlammschlacht ausgebrochen: Mit einer öffentlichen Stellungnahme reagieren die Friedberger Studienautoren von Premium Circle Deutschland auf Kritik des Vereins Zukunft für Finanzberatung.
Die Initiative aus Vermittlern und mehreren Anbietern von Versicherungen wollte nach eigenen Angaben „Falschaussagen und augenscheinlich populistische Schlüsse aus unzureichender Datenlage“ klarstellen, berichtet Finanzunternehmer Christian Schwalb als Vorsitzender des Branchenvereins.
Nur 7 Versicherer
Seine Kritik an der Studie: Das darin festgestellte Risiko, dass Versicherer BU-Leistungsanträge von Covid-19-Patienten teilweise deutlich öfter ablehnen, sei nicht repräsentativ. Denn an der Branchenumfrage beteiligten sich nur sieben der insgesamt 59 für die Studie angefragten Versicherer.
Die Antworten der Anbieter Alte Leipziger, Barmenia, Canada Life, HDI, LV 1871, Sparkassen Versicherung, Volkswohl Bund deuteten demanch darauf hin, dass es für BU-Versicherte „aktuell so gut wie keine verbindliche Vertragsgrundlage gibt“, lautet das Fazit der Studienautoren.
Kritik an der Studie
Allerdings haben nicht einmal alle teilnehmenden Unternehmen die vorgelegten Fragebögen vollständig beantwortet. „Aus dieser Umfrage einen Zusammenhang für den Gesamtmarkt herzustellen, entbehrt nach unserem Dafürhalten einer fundierten Grundlage“, entgegenet Schwalb.
„In unseren Augen lässt sich aus der geringen Teilnahme auch nicht schließen, dass die anderen Versicherer etwas zu verbergen hätten. Es ist viel mehr anzunehmen, dass es bisher noch kaum Erfahrungswerte zum Thema Covid-19 respektive Long-Covid gibt“, so der Vereinssprecher.
Und weiter: „Als Interessenvertreter der Branche sehen wir uns durch die unseres Erachtens nach offenkundigen Fehlinformationen und die unzureichende Datenlage in der hier genannten Studie aufgefordert, einzelne Punkte klarstellend zu kommentieren.“
„Qualifizierungsbedarf“
Diese Reaktion zeige laut Premium Circle dagegen, dass „offenbar breitflächiger Informations- und Qualifizierungsbedarf auf Ebene einiger Vermittler besteht“. Denn die Reaktion sei ausschließlich aufgrund eines Zeitungsartikels in der Welt am Sonntag vom 2. Mai erfolgt.
„Es ist überraschend, dass gerade ein Verein, der sich als kommunikatives Sprachrohr aller beratenden Berufe in der Finanz- und Versicherungswirtschaft sieht, die mangelnde Bereitschaft eines Großteils der Versicherer zur Transparenz, undifferenziert unterstützt“, so die Studienautoren.
Unklare „Blackbox BU“
Für Premium Circle sei es ein zentrales Anliegen gewesen, für Vermittler und Versicherte einen ersten Überblick darüber zu schaffen, wie die Versicherer im Antrags- und Leistungsprozess mit Covid-19 umgehen. Ihre Qualitäts- und Transparenzinitiative sollte Licht in die „Blackbox BU“ bringen.
Doch als Folge der geringen Teilnehmerzahl könnten die Studienautoren noch keine Entwarnung geben. Stattdessen seien „Unklarheiten und Risiken für Versicherte nochmals größer geworden“. Auf die Versicherungswirtschaft rolle eine gewaltige „Corona-Lawine“ zu.
„Gerade im Hinblick auf die bevorstehende Corona-Lawine fordern wir die Politik erneut auf, im Sinne aller BU-Versicherten endlich zu handeln, und die Versicherer zu Verbindlichkeit, Verständlichkeit und Transparenz in ihren Vertragsbedingungen gesetzlich zu verpflichten.“
Ungewisse Folgen für BU-Anträge
Schwalb verweist auf Anfrage von DAS INVESTMENT hingegen auf die Erkenntnisse, die Analysten der Rating-Agentur Franke und Bornberg bei Gesprächen mit BU-Versicherern gewonnen haben. Demnach verlagert sich die Leistungsprüfung der Firmen seit einem Jahr ins Homeoffice.
Außerdem mache Corona die Bearbeitung digitaler, denn bei Fragen suchen die Prüfer den Kontakt mit Versicherten zunehmend per Video-Chat. Auch andere digitale Services würden jetzt häufiger angeboten. Besuche beim Kunden vor Ort hingegen fänden kaum noch statt.
Wunsch nach schneller Bearbeitung
Dennoch machen die Hannoveraner wenig Hoffnung auf eine schnellere Regulierung, die bislang durch das Warten auf Berichte von Ärzten, Gutachtern und Krankenhäusern verzögert wurde. Denn auch deren Reaktionszeiten stünden unter dem Einfluss der Corona-Restriktionen der vergangenen Monate.
Das sind keine guten Nachrichten für Verbraucher: Von Kunden, die bereits einmal einen BU-Antrag gestellt haben, dauerte die Bearbeitung für 47,4 Prozent insgesamt zu lange. Und 25,6 Prozent vermissten regelmäßige Infos zum aktuellen Zwischenstand, zeigt eine Umfrage der Kölner Rating-Agentur Assekurata.
Wie sich die Corona-Krise auf die BU-Praxis auswirkt, sei heute zwar noch kaum absehbar. Die aktuell analysierten Daten das Jahr 2019 deuteten aber darauf hin, dass zumindest die vier von Franke und Bornberg mit der Topnote FFF+ bewerteten Versicherer Ergo, Generali, HDI und Nürnberger bisher sehr kundenorientiert regulierten (siehe Grafik).
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen