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Informationsüberflutung am Finanzmarkt

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Welchen Quellen also vertrauen?

Doch wohl zumindest den offiziellen Angaben von Regierungen und deren vorgelagerten Organisationen. Wie gerne würde ich dies bejahen. Doch auch offizielle Daten zum Zustand der Volkswirtschaft dürfen getrost als politisch motiviert betrachtet werden.

Dies beginnt bei der Zusammenstellung eines Konsumentenpreisindex und endet bei der Zählweise von Arbeitslosen. Nun darf man Statistikämtern in Industrienationen wie Eurostat oder BEA durchaus Lernfähigkeit und Lernwillen im Bereich der wissenschaftlichen Methodenwahl zuschreiben (siehe Eurostats Verhalten nach der Griechenland‐Schmach). Doch empfiehlt es sich, auch bei jenen stets die Zusammenstellung und Aufbereitung von Daten zu hinterfragen.

Als stabil darf die positive Korrelation zwischen Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft und der Qualität offizieller Daten angenommen werden. Je weniger entwickelt, desto stärker politisch gefärbt. Ich darf beispielhaft auf die via Wikileaks ans Tageslicht gekommene, permanente Manipulation des chinesischen Bruttoinlandprodukts verweisen.

Selbst bei supranationalen Organisationen wie zum Beispiel den Vereinten Nationen (UN), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) oder Weltbank muss ein gesundes Maß an Skepsis gegenüber deren Datenqualität angewandt werden.

In internationalen Kreisen gilt es als offenes Geheimnis, dass sich rund um die supranationalen Organisationen eine kleine, aber feine Consulting-Elite positionierte, um das Aufpolieren von Daten, sogenanntes „data tuning“ zu gewährleisten. So kann zum Beispiel einem Land, dass dem IWF Daten liefern soll, geholfen werden, seine Daten besser aussehen zu lassen, als es dem tatsächlichen Zustand des Landes gerecht werden würde. Im Fachjargon Optimierung der Datenqualität genannt.

Somit stellt sich dem Finanzmarktteilnehmer nicht nur die eigene Beschränktheit in der Verarbeitungskapazität von Information als Hindernis in den Weg. Die Interpretationsqualität steht auf noch wackeligeren Beinen, berücksichtigt man die unzureichende Datenqualität in der Datenflut.

Dem noch nicht genug, leben wir nicht erst seit Krisenausbruch in einem zunehmend politischen Markt, in dem die Politik sowohl in Developed‐, wie Emerging- und Frontier Markets selbst den Überblick verloren hat, weil ideologiegeleitete Antworten zunehmend an schwindender Erklärungskraft leiden. Mit der steigenden Interdependenz von Volkswirtschaften ist jeglicher Versuch regionaler Abgrenzung mit einem stark negativen Rückkoppelungseffekt verbunden. Fragen Sie mal Herrn Ahmadinedschad.

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