Nicht jeder Trend ist gleich viel wert. Diese Erkenntnis steht im Zentrum der Anlagestrategie von Torsten Maus. Der Wikifolio-Händler hat 2019 sein Portfolio „Trend-Surfer“ aufgelegt und verfolgt darin einen marktphasenoptimierten Trendfolgeansatz, kurz „Matrefo“ genannt.
Die Grundidee klingt klassisch: Maus kauft Aktien, die relative Stärke zeigen und bei steigendem Handelsvolumen neue Preishochs markieren. Damit orientiert er sich am Momentum-Ansatz des legendären Tänzers und Investors Nicolas Darvas, der in den 1950er Jahren mit dieser Methode Millionen verdiente.
Doch Maus fügt eine weitere Komponente hinzu: die Marktphasenoptimierung. In schwachen Börsenzeiten funktioniert Trendfolge naturgemäß schlechter. Deshalb passt der Wikifolio-Investor sein Investitionsvolumen je nach Marktverfassung an. In turbulenten Phasen reduziert er die Positionsgrößen deutlich und hält mehr Cash, um Verluste zu begrenzen. Die Cashquote kann dabei auf bis zu 40 Prozent steigen.
Der Vorteil des Rohstoffanalysten
Hauptberuflich arbeitet Maus als Rohstoffanalyst bei einem großen Automobilzulieferer. „Als Rohstoffanalyst hat man immer ein großes Bild vor Augen, was an den Märkten gerade passiert“, sagt er. Diese Gesamtmarktperspektive hilft ihm, Gegenwind frühzeitig zu erkennen – etwa wenn sich das Zinsumfeld verschlechtert.
Ein eindrucksvolles Beispiel für sein Risikomanagement lieferte die Corona-Krise: Während die Märkte um 35 Prozent einbrachen, hat sein Wikifolio nur 8 Prozent verloren. „Ich habe einen Teil der Aktien verkauft und bei illiquiden Titeln Short-Zertifikate zur Absicherung eingesetzt“, beschreibt Maus seine damalige Strategie.
Netzwerk statt Einzelkämpfer
Bei der Aktienauswahl setzt Maus auf Technologie und Teamwork. Zusammen mit zwei befreundeten Tradern screent er die Märkte computergestützt nach Volumenausbrüchen und Trendfolge-Signalen. „Sechs Augen sehen mehr als zwei“, sagt er pragmatisch. Die Gruppe trifft sich regelmäßig am Wochenende, um Märkte und Kandidaten zu besprechen. Die Trades für sein Wikifolio führt Maus jedoch allein aus.
Die Auswahl erfolgt nach einem mehrstufigen Verfahren: Zunächst filtert die Software aus tausenden Kandidaten jene heraus, die neue Hochs mit hohem Volumen machen. Dann prüft Maus Fundamentaldaten wie KGV, Kurs-Umsatz-Bewertung und sieht sich auch an, was die Peer Group macht. Auch weiche Faktoren wie Managementverhalten und Aktionärsstruktur fließen ein.
Aktuell profitiert Maus vom Infrastruktur-Boom in Deutschland. Über längere Zeit hielt er etwa Friedrich Vorwerk, einen Spezialisten für Energieleitungen, sowie den Industriedienstleister Bilfinger und den Schieneninfrastruktur-Spezialisten Vossloh im Portfolio. „Das sind Unternehmen, die von den Infrastrukturpaketen der Regierung in den nächsten Jahren profitieren werden“, begründet er die Auswahl.
Der schwierige Ausstieg
„Wirklich schwierig ist der Ausstieg“, räumt Maus ein. Während der Einstieg in Aktien bei starken Aufwärtstrends mit hohem Volumen relativ klar sei, erfordere der Verkauf mehr Fingerspitzengefühl. Maus arbeitet mit Teilverkäufen: Wenn eine Aktie ihr Kursziel erreicht und sich der Kurs dann noch beschleunigt, verkauft er zunächst die Hälfte. Den Rest behält er, solange der Aufwärtstrend intakt bleibt.
Ein Beispiel für einen verpassten Gewinn? Eine vergebene Gelegenheit bei Siemens Energy, räumt Maus ein. Die Aktie verkaufte er im 30-Euro-Bereich – kurz darauf stieg sie auf 100 Euro. „Man hat etwas nicht gesehen und dann ärgert man sich schon ein bisschen“.
Das Portfolio enthält zwischen acht und 20 Positionen, im Schnitt etwa zehn bis zwölf Titel. Die durchschnittliche Haltedauer liegt bei rund zwölf Monaten. Derzeit ist Maus mit rund 70 Prozent investiert – nach dem starken Lauf in den vergangenen Wochen vermutet er aktuell, dass der Markt in eine Preiskorrektur übergeht.
Alpha Strong und Low Beta
Wikifolio hat den Trend-Surfer mit den Labels „Alpha Strong“ und „Low Beta“ versehen. Das bedeutet: Das eingesetzte Kapital verzinst sich überdurchschnittlich, während die Korrelation zum Gesamtmarkt gering bleibt. Tatsächlich zählt Maus damit zu den Top 3 in dieser Kategorie auf der Plattform.
Seit Auflegung hat das Wikifolio mittlerweile ein Plus von 198 Prozent gemacht - während der MSCI World im gleichen Zeitraum 115 Prozent zulegte. Seine Zielrendite von 8 bis 9 Prozent per annum charakterisiert Maus selbst als moderat: „Es ist ein eher konservatives Wikifolio. Es soll eher Leute ansprechen, die nicht ihr Geld alle zwei oder drei Jahre verdoppeln müssen, aber eine vernünftige Überrendite erwirtschaften wollen – bei relativ geringem Risiko.“
In dem zum Wikifolio gehörigen Zertifikat bei Lang & Schwarz sind die Kosten bereits eingerechnet: die laufende Servicegebühr von Wikifolio (0,95 Prozent) sowie Maus' erfolgsabhängige Provision von 20 Prozent, von der er die Hälfte an die Plattform abgibt.
- Name: Trend-Surfer
- ISIN (Zertifikat): DE000LS9NLJ6
- Auflegung: 29.01.2019
- Performance seit Auflegung: 197,8 Prozent
- Durchschnitts-Performance per annum: 11,6 Prozent
- Performance 1 Jahr: 36,3 Prozent
- Investiertes Kapital (im Zertifikat): 3,9 Millionen Euro
- Stand: 14.10.2025
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