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Schwellenländer im Fokus Ins Paradies investieren, wenn kaum jemand es sieht

Der Vulkan Villarrica (2.847 m) in Chile
Der Vulkan Villarrica (2.847 m) in Chile: Im dritten Quartal sollte in dem lateinamerikanischen Land eine Durchimpfungsrate von 60 Prozent erreicht sein. | Foto: imago imagtes / agefotostock

Sowohl die Demografie als auch der Start der Impfkampagnen scheinen die Wucht des Corona-Virus, das derzeit noch in vielen Schwellenländern grassiert, abzuschwächen. Diese Umstände dürften den Weg für ein starkes Wirtschaftswachstum in der zweiten Jahreshälfte ebnen.

Schwellenländer haben im Durchschnitt eine jüngere und damit weniger anfällige Bevölkerung. Nur 7,4 Prozent der Bevölkerung sind älter als 65 Jahre. In den entwickelten Ländern hingegen liegt dieser Anteil bei 18,4 Prozent. In vielen Schwellenländern hat sich die jüngere Bevölkerungsgruppe seit Beginn der Pandemie bereits infiziert, was eine hohe natürliche Immunität mit sich bringt. In einigen lateinamerikanischen Ländern wird die Herdenimmunität daher auf mehr als 50 Prozent der Bevölkerung geschätzt.

Hinzu kommt, dass die Impfkampagnen Wirkung zeigen. Experten gehen davon aus, dass die Länder Mitteleuropas sowie Chile im dritten Quartal auf eine Durchimpfungsrate von 60 Prozent kommen. Im vierten Quartal dürften Schwellenländer wie China, Brasilien, Mexiko, Südkorea und Malaysia folgen. Die Türkei, Südafrika, Indien und die lateinamerikanische Andenregion könnten in der ersten Jahreshälfte 2022 eine Durchimpfungsrate von 60 Prozent erreichen.

Externe Faktoren unterstützen Schwellenländer-Investitionen

Während die zu erwartende Welle der konjunkturellen Belebung die Schwellenländer antreibt, dürften gleichermaßen externe Faktoren die Erholung der Schwellenländer-Anlageklasse begünstigen. Etwa die globale Rohstoffnachfrage: Der breite Index für Rohstoffpreise „Commodity Research Bureau“ (CBR) ist mit einem Anstieg von 68 Prozent auf Jahressicht auf ein Hoch zurückgekehrt, das seit Mitte 2015 nicht mehr erreicht wurde. Schwellenländer, die auf Rohstoffexporte angewiesen sind, profitieren von der anziehenden globalen Nachfrage. Weil zugleich die realen kurzfristigen US-Zinsen jüngst auf ein 50-Jahres-Tief gefallen sind, dürfte viel Kapital, das angelegt werden will, den Weg in die Schwellenländer finden.

Tourismusländer hinken hinterher

Allerdings werden sich nicht alle Schwellenländer gleichermaßen schnell erholen. Die Tourismusbranche dürfte der letzte Sektor sein, der sich normalisiert. Das konjunkturelle Wachstum von Ländern wie Thailand, die Türkei und die Dominikanische Republik wird daher zunächst etwas schwächer ausfallen.

Doch auch hier sollten Anleger regionale Unterschiede berücksichtigen. Die Türkei, die Dominikanische Republik und Mitteleuropa profitieren von der Nähe zu entwickelten Volkswirtschaften mit hohen Impfraten. Südostasien hingegen dürfte hinterherhinken, da die Impfungen in den beiden wichtigsten Zentren des regionalen Tourismus nur langsam vorankommen – China und Japan.

Schlagzeilen können Risiken überzeichnen und Anlegern Chancen bieten

Prognosen sind wie immer mit Chancen und Risiken verbunden, die wir bei PIMCO genauestens im Blick haben. Wir sind der Ansicht, dass etwaige Risiken oft nicht so schwerwiegend sind, wie es die Schlagzeilen vermuten lassen. Drei Aspekte gilt es zu beobachten:

  • China fährt Stimuli zurück: Durch eine Kombination aus politischen Eingriffen und starken Kreditanreizen hat sich das konjunkturelle Wachstum in China normalisiert. Seither fährt die Regierung in Peking die Stimuli zurück, obwohl die Impfungen in ländlichen Gegenden Chinas nur vergleichsweise langsam vorankommen. Falls die Zahlen der Neuinfektionen erneut steigen, besteht das Risiko einer erneuten wirtschaftlichen Eintrübung.
  • Soziale Unruhen: Obwohl die natürlich erreichte Immunität in weiten Teilen Lateinamerikas und Mitteleuropas die unzureichenden Impfkampagnen kompensiert, wird die Wiedereröffnung der Wirtschaft langsamer und die fiskalische Belastung größer sein als in anderen Schwellenländern. Dieser Umstand kann zu sozialen Unruhen führen. Vor diesem Hintergrund dürfte die mittelfristig geplante Rücknahme politischer Stimuli in Frage gestellt werden, insbesondere in Ländern, die vor Wahlen stehen. Mutige Anleger können im Vorfeld der Wahlen zugreifen und Chancen wahrnehmen.
  • Steigende Inflation: Das Zusammenspiel zwischen der sich rasch erholenden Nachfrage in den entwickelten Ländern und strukturellen Engpässen bei der globalen Rohstoffversorgung hat in den meisten Schwellenländern zu steigenden Inflationserwartungen geführt. Das erzwingt eine Normalisierung der Geldpolitik in den Ländern mit akkommodierender Haltung – beispielsweise in Brasilien. Nichtsdestotrotz sprechen der weiterhin schwächelnde Binnenkonsum, Produktionslücken und aufwertende Wechselkurse dafür, dass Inflationsspitzen nur kurzfristigen Bestand haben werden.

Auswirkungen auf Investments

Ein sich festigender Produktionszyklus und die weiterhin steigenden Rohstoffpreise sind Haupttreiber für die von uns erwartete kräftige Erholung in den Schwellenländern. Das konjunkturelle Wachstum dürfte zudem die Nachfrage nach Lokalwährungen stärken, gefolgt von Staatsanleihen.

Anleihen in lokaler Währung haben wahrscheinlich allerdings einen schwierigeren Weg vor sich: Investoren verlangen höhere Realzinsprämien, um die Verschuldung und weitere Defizite zu kompensieren. Dennoch erscheint die anhaltende Aufholphase der globalen Konjunktur weiterhin verlockend, um in ausgewählten Schwellenmärkten gute Renditen zu erzielen. So lässt sich teils buchstäblich ins Paradies investieren, dessen zukunftsträchtige Chancen von Anlegern, die Unsicherheiten scheuen, zunächst schwerlich gesehen werden.

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