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Insel Man Steueroase wird Bitcoin-Hauptstadt

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„Das demonstriert nur unser Vertrauen“, sagt der Beamte Brian Donegan über das Blockchain-Pilotprojekt, der den Vorstoß in der Abteilung für Wirtschaftsentwicklung vorangetrieben hatte. „Es signalisiert auch, dass wir ein Gleichgewicht schaffen zwischen der Bedeutung von Regulierung und Geschäftsfreundlichkeit.“
Nach Einschätzung von Donegan prescht die Manx-Regierung voran, während das benachbarte Großbritannien zaudert und Weißbücher über einen Umgang mit Bitcoins abfasst. In weniger als einem Jahr wurden auf der Insel ein Regulierungsrahmen geschaffen und Gesetzesänderungen vom Tynwald verabschiedet, der mehr als 1000 Jahre zurückreicht und sich als das älteste durchgehend existierende Parlament der Welt bezeichnet. Kryptowährungsbörsen müssen sich an die Vorschriften des Inselstaats zur Bekämpfung von Geldwäsche und an Kundenidentitätsanforderungen halten. Für Fintech-Unternehmer hat die Insel aber noch mehr zu bieten als das Regulierungsregime. Drei Glasfaserringe verbinden sie mit Irland und Großbritannien und sorgen für ungewöhnlich leistungsstarke Bandbreiten. Elektrizität ist reichlich und zuverlässig vorhanden, ebenso wie hochsichere und belastbare Rechenzentren. Und dann ist da noch das Steuersystem: keine Körperschaftssteuer, keine Steuern auf Kapitalerträge oder Dividenden und niedrige Einkommenssteuersätze von maximal 20 Prozent, weniger als die Hälfte des Höchstsatzes in Großbritannien. Die zügige Akzeptanz digitaler Währungen auf der Insel Man geschieht zu einer Zeit, in der der autonome Kronbesitz wegen seines Status als Offshore-Steueroase in den Fokus der Aufseher von Großbritannien und anderen Ländern rückt. Die Insel, die sich seit drei Jahrzehnten eines ungebrochenen Wirtschaftswachstums erfreut und schon früher auf neue technologische Innovationen wie Satelliten und Mobilfunkdienste gesetzt hatte, will ihre Wirtschaft weiter diversifizieren. E- Commerce, zu dem auch Online-Spiele gehören, macht bereits mehr als 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Insel Man aus. Zum Vergleich: Der Anteil der Finanzdienstleister am BIP beläuft sich auf etwa 35 Prozent, während andere Fachdienstleistungen wie Anwälte und Buchhaltung rund 20 Prozent zum Wachstum beitragen. Die Regierung in Douglas will das Schicksal von Jersey vermeiden, das ebenfalls ein Offshore-Finanzzentrum und direkt der britischen Krone unterstellt, aber nicht Teil des Vereinigten Königreichs ist. Der Insel im Ärmelkanal droht bis 2019 eine Haushaltslücke von 125 Millionen Pfund, teils auch wegen des härteren Durchgreifens in Großbritannien gegen Strategien zur Steuervermeidung, die sich auf Offshore-Fonds stützen.
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