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Insolvenz des Containervermarkters P&R Starke Parallelen zur Magellan-Pleite und anderen Finanzdebakeln

Niels Andersen ist geschäftsführender Gesellschafter der von ihm 2009 gegründeten Berliner Rechtsanwaltsgesellschaft, die auf Kapitalmarkt-, Gesellschafts-, Insolvenz- und Erbrecht spezialisiert ist
Niels Andersen ist geschäftsführender Gesellschafter der von ihm 2009 gegründeten Berliner Rechtsanwaltsgesellschaft, die auf Kapitalmarkt-, Gesellschafts-, Insolvenz- und Erbrecht spezialisiert ist | Foto: Niels Andersen

Nach rund 40 Jahren am Markt hat der Finanzdienstleister P&R – der größte Vermarkter von Seecontainern – am 15. März 2018 einen Insolvenzantrag gestellt. Für die 50.000 Anleger, die 3,5 Milliarden Euro in die praktischen Schiffsboxen gesteckt haben, hängen ihre Vermögenswerte damit zunächst in der Luft. Eingeweihte haben dieses Ereignis lange kommen sehen. Für mich zeichnen sich sogar starke Parallelen zur Insolvenz der Magellan Maritime Services – eines vergleichbaren Dienstleisters – vor knapp zwei Jahren ab. Die Pleite hatte im Juni 2016 den Markt erschüttert – allerdings lagen damals die wirtschaftlichen Dimensionen nur bei rund einem Zehntel.

Das Investitionsmodell schien so simpel aufgebaut zu sein, wie ein Schiffscontainer selbst: P&R verkaufte den Anlegern die Container, die dafür eine Art Eigentumszertifikat erhielten. Das Unternehmen mietete sie sofort gegen eine scheinbar auskömmliche Gebühr zurück und verlieh sie wiederum an die großen Charterer und Linienreedereien weltweit weiter – von denen P&R die Einnahmen organisierte und einen Teil davon an die Anleger weitergab. Soweit die Theorie. Offenbar stimmte jetzt die Kalkulation nicht mehr. Die erzielten Erlöse von P&R reichten wohl nicht mehr aus, um das Geschäft – auch durchgeführt über eine Reihe von Tochtergesellschaften – am Laufen zu halten und den Investoren die versprochenen Einkünfte auszuzahlen.

Meine Kanzlei und ich beobachten Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestments genau. Erst jüngst habe ich in dem Buch „Unter falscher Flagge: Wie Banken und Reeder Schiffsfonds versenken – und der Steuerzahler Schiffe finanziert.“ meine Erkenntnisse zu geschlossenen Schiffsfonds veröffentlicht. Obwohl es sich hier um verschiedene Anlagemodelle handelt, gibt es doch zahlreiche Parallelen zu den Schiffscontainern: Letztlich nicht haltende Versprechungen zu Erlösprognosen gegenüber den Anlegern und teilweise sehr verworrene Firmenstrukturen – beides möglicherweise zulasten der Investoren.

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In punkto P&R sollten Anleger in den nächsten Wochen zunächst einmal Ruhe bewahren: Der Insolvenzverwalter und das Insolvenzverfahren selbst bieten einen gewissen Schutz. Das deutsche Recht sorgt hier für die erfreuliche Möglichkeit, den Betrieb trotz zwischenzeitlicher Zahlungsunfähigkeit aufrechtzuerhalten – um Ansprüche, Rechte, Forderungen und Vermögenswerte für Gläubiger, also vorliegend gerade zu Gunsten der Anleger, zu sichern.

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