Insolvenzklausel Börse ändert Regeln und wirft Wirecard aus dem Dax
Der Indexanbieter Stoxx ändert die Regeln, nach denen er den deutschen Aktienindex Dax aufbaut. Da es sich um das sogenannte Dax-Regelwerk handelt, betrifft es auch weitere Mitglieder der Dax-Familie, zum Beispiel den M-Dax und den S-Dax. Stoxx ist eine indirekte Tochter der Deutschen Börse, die die Neuigkeit bekanntgab.
Nach der neuen Regel fliegen insolvente Unternehmen nach zwei Handelstagen aus den Dax-Indizes. Sie tritt am 19. August in Kraft. Aktueller Anlass ist das zahlungsunfähige Dax-Mitglied Wirecard, das am 25. Juni einen Insolvenzantrag stellte, aber noch immer im Dax enthalten ist. Nach der neuen Regel wird Wirecard am 19. August Streichkandidat und fliegt am 21. August raus. Wer dann nachrückt, will die Deutsche Börse am 19. August abends bekanntgeben.
Das Handelsblatt verkündet indes bereits den Berliner Essen-Bringdienst Delivery Hero (Lieferheld) als nachrückendes Unternehmen. Und in der Tat sprechen die Zahlen dafür, dass das so kommt. Beim Börsenwert liegt das Unternehmen auf Platz 27 und im Aktienhandel über zwölf Monate auf Platz 33. Das sollte reichen. Der Aromaspezialist Symrise aus Hannover ist zwar an der Börse mehr wert (Platz 25), wird aber weniger gehandelt (Platz 38).
ETFs im Fokus
Die Vorgänge betreffen vor allem die Besitzer börsengehandelter Indexfonds (ETFs) auf den Dax. Denn die enthalten eins zu eins das, was im Index passiert. Am 21. August werden sie somit von der Wirecard-Last erlöst.
Ob der Lieferheld aber die Lage rettet, ist die nächste Frage. Denn die Aktie legte über drei Jahre bereits um 256 Prozent zu. M-Dax-Anleger nahmen seit Juni 2018 daran teil, denn da stieg sie in den M-Dax ein. Aber das Unternehmen schreibt noch nicht einmal schwarze Zahlen, was den Kursaufschwung zum reinen Vorschusslorbeer macht. Kein gutes Zeichen für die Dax-Mitgliedschaft.