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Pictet und Lombard Odier Genfer Privatbanken brechen 200 Jahre Schweigen

Cie. Lombard, Odier SCA, die 1796 gegründete Genfer Privatbank, wird ihren Finanzausweis für die erste Jahreshälfte am 28. August vorlegen. Das erfuhr Bloomberg News von einem Bankenvertreter, der im Einklang mit der Firmenpolitik seinen Namen nicht genannt haben wollte. Pictet & Cie. Group SCA, bestehend seit 1805 und drittgrößter Vermögensverwalter hinter den Großbanken UBS AG und Credit Suisse Group AG, berichtet im August ebenfalls sein Ergebnis.

Die Schweizer Privatbanken und das Schweizer Bankgeheimnis sind ins Visier der Steuerbehörden in den USA und in Europa geraten. Unter dem Druck ausländischer Aufsichtsbehörden haben die beiden Privatbanken im Januar ihre jahrhundertealte Struktur persönlich haftender Teilhaber aufgegeben.

Damit haften die Gesellschafter nicht mehr unbegrenzt für Verluste. Die neue Gesellschaftsstruktur bringt jedoch mit sich, dass die Banken nach Schweizer Vorschriften ihre Zahlen innerhalb von zwei Monaten nach dem Ende der sechsmonatigen Berichtsperiode veröffentlichen müssen.

“Es wird faszinierend sein, die Ergebnisse von Pictet und Lombard zu sehen, nachdem sie die Zahlen so lange privat gehalten haben”, sagt Bankenanalyst Tim Dawson von Helvea SA in Genf. “Sie sind die Vorreiter bei der Anpassung an das veränderte Umfeld in der Schweizer Bankenbranche.”

Pictet zählt zu rund einem Dutzend Schweizer Banken, gegen die vom U.S. Justizministerium wegen angeblicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung bei US-Bürgern ermittelt wird. Lombard Odier hat sich zusammen mit über 100 anderen Banken in der Schweiz einer freiwilligen Vereinbarung in der Sache angeschlossen.

Pictet und Lombard Odier haben noch nicht gesagt, welche Zahlen sie offen legen werden. Doch werden diese eine wahre Fundgrube für Branchenanalysten, Investoren und die eigenen Kunden sein. Die Banken werden traditionell von den reichsten Familien der Welt für die Bewahrung ihrer Vermögen genutzt sie und betreuen nach eigenen Angaben rund 630 Mrd. Dollar für private und institutionelle Klienten.

Die beiden Banken haben noch nie offengelegt wie profitabel ihr langjähriges Privatkundengeschäft ist, im Vergleich zu den Vermögensverwaltungsmandaten, die sie zunehmend von institutionellen Kunden wie etwa Pensionsfonds akquirieren, oder dem für andere Banken und Vermögensverwalter verwahrten Vermögen.

Mehr als die Hälfte des Geschäfts von Pictet stammt inzwischen aus institutionellen Mandaten. Das erste Pensionsfonds-Konto erhielt die größte Genfer Privatbank im Jahr 1967. Lombard Odier hat nach eigenen Angaben das für institutionelle Kunden betreute Vermögen auf 47,7 Mrd. Dollar Ende 2013 gesteigert, im Zuge der Erholung der weltweiten Märkte nach der Finanzkrise, im Vergleich zu 25,2 Mrd. Dollar fünf Jahre zuvor.

Ihr Geschäftsmodell detaillierter in der Öffentlichkeit beschreiben zu müssen, könnte den Banken bei der Vermarktung ihrer Dienstleistungen zu Gute kommen, meint Francesco Lurati, Professor für Unternehmenskommunikation an der Universität von Lugano.

“Verschwiegenheit und Privatsphäre waren in der Vergangenheit das Alleinstellungsmerkmal”, sagt Lucrati. “Heutzutage müssen sie wahrscheinlich andere Schlüsselmerkmale kommunizieren. Sie müssen sicherstellen, dass ihre Kompetenzen verstanden werden und dass sie besser sind als andere Wettbewerber.”


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