Merger-Experte Kai Lucks
Konkurrenzdruck: Deutschland muss dringend aufholen
Aktualisiert am 10.03.2023 - 09:58 Uhr
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
Um die Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen sind Innovationen, Digitalisierung und schlanke Prozesse unerlässlich. All das ist in Deutschland jedoch Mangelware. Hier sagt Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions, warum die Bundesrepublik sofort umsteuern muss, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten.
An die Stelle vielschichtiger, komplexer Verantwortungspositionen müssen durchgängige Prozesse gestellt werden, an denen alle Protagonisten partizipieren. Das erfordert Prozessorganisationen mit klaren Meilensteinen, klarer Ressourcenzuweisung und dem Nachweis, dass alle notwendigen Kräfte zum notwendigen Zeitpunkt auch verfügbar sind. Diese Prozesse müssen end-to-end geplant werden. Vertreter, die nicht Teil der Prozesse sind, übernehmen die durchgängige Kontrolle. Werden Meilensteine nicht erreicht, werden diese durch neue Zwischenziele ersetzt. Nachhaltige Erfolge werden honoriert, Misserfolge werden sanktioniert. Werden Zwischenziele nicht erreicht, endet der...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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An die Stelle vielschichtiger, komplexer Verantwortungspositionen müssen durchgängige Prozesse gestellt werden, an denen alle Protagonisten partizipieren. Das erfordert Prozessorganisationen mit klaren Meilensteinen, klarer Ressourcenzuweisung und dem Nachweis, dass alle notwendigen Kräfte zum notwendigen Zeitpunkt auch verfügbar sind. Diese Prozesse müssen end-to-end geplant werden. Vertreter, die nicht Teil der Prozesse sind, übernehmen die durchgängige Kontrolle. Werden Meilensteine nicht erreicht, werden diese durch neue Zwischenziele ersetzt. Nachhaltige Erfolge werden honoriert, Misserfolge werden sanktioniert. Werden Zwischenziele nicht erreicht, endet der Prozess.
Dafür brauchen wir neue Prozessdesigns. An diesen partizipieren alle Beiträger aus Politik, Verwaltung, Beratung, Gewerbe und Industrie. Alle Protagonisten sind gemeinschaftlich an Erfolg oder Misserfolg des Gesamtprozesses zu messen. Dies wird an den Spitzen unserer Organisationen aus Ministerien und Industrie nur funktionieren, wenn wir endlich aus unserem System der Silokarrieren herauskommen, wonach unsere Spitzenleute Erfahrungen nur in ihrem angestammten Sektor haben, und unsere Regierungen immer aus Leuten bestehen, die zum großen Teil noch nie in der Wirtschaft gearbeitet haben.
Dies wird auch nur dann funktionieren, wenn die besagten Prozesse grundlegend entwickelt werden und wenn wir darauf aufbauend Referenzprojekte durchführen, die als Lernstoff für Folgeprojekte eingesetzt werden. Das setzt ein professionelles Erfahrungsmanagement auf der Basis dynamischer, digital hinterlegter Wissensplattformen voraus.
Die Wirtschaft braucht Pilotprojekte, um verlorene Zeit aufzuholen
Erfolgreich können wir auch nur dann sein, wenn wir die vielen Jahre, die wir bisher durch Diskussionen, Reden und Ideenentwicklung verloren haben, in der Zukunft durch parallele Pilotprojekte aufholen. Nur durch Gleichzeitigkeit von Planung und Umsetzung können wir zukünftig Zeitverluste minimieren. Dazu gehört auch der Mut, mit nicht perfekten Lösungen anzutreten und Verbesserungen während der Pilotprojekte schnellstens umzusetzen. Wir können dabei von Startups lernen, die ihre Geschäftsmodelle schlagartig verändern, wenn sie Misserfolg wittern. Und wir können vom Ausland lernen, etwa von der US-amerikanischen Internetindustrie, die mit unfertigen Produkten in Testmärkten startet.
Wir müssen neue Technologien einsetzen, die Prozesse beschleunigen. Dazu zählen etwa neue Simulationsverfahren und Virtualisierung. Das ist sehr ehrgeizig und ein hochgestecktes Ziel. Denn es bedeutet, dass wir an die Spitze von Digitalisierung und Vernetzung gelangen müssen. Heute spielen wir im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld.
An die Stelle von Nabelschau und Innenorientierung muss der Vergleich mit den Spitzen des internationalen Wettbewerbs gesetzt werden. Dies betrifft nicht nur die Industrie. Auch die deutschen Ämter müssen sich dem Vergleich mit führenden Administrationen auf der Welt stellen. Das bedeutet, dass wir auch konkrete Benchmark-Projekte in der Verwaltung durchführen müssen.
Deutschland muss ...
- Strategien entwickeln, die sich am internationalen Wettbewerb orientieren
- Prozessführungsmodelle aufsetzen, die maßgeblich für die Umsetzung ist
- Von anderen Ländern lernen
- Leistungen und Produkte für alle Ministerien professionell einkaufen
- Ziele und Barrieren für Unternehmenstransaktionen anderer Länder in Deutschland und die deutsche Beteiligungspolitik im Ausland ableiten
All dies sollte in einem Ministerium für Strategie und Umsetzung gebündelt werden, das beim Bundeskanzleramt angesiedelt ist.
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