DAS INVESTMENT: Der deutsche PKV-Markt ist im vergangenen Jahr stark gewachsen. Wie erleben Sie als Versicherungsmakler das hohe Kundeninteresse im Berateralltag?
Bastian Kunkel: Wir nehmen durchaus wahr, dass das Thema Gesundheit eine noch wichtigere Rolle bei den Kunden eingenommen hat. Gesetzliche Krankenversicherungen weisen doch die ein oder andere Leistungslücke auf und diese kann sehr gut mit einer Zusatzkrankenversicherung gedeckt werden. Mit zunehmendem Stress im Alltag, die Pandemie noch im Nacken, wollen die Bürger insgesamt mehr für die Absicherung ihrer Gesundheit tun. Das ist zumindest unsere Wahrnehmung. Dies ist auch der Hauptgrund, warum Kunden von der gesetzlichen Krankenversicherung in die private Krankenversicherung wechseln möchten: Sie wollen die bestmögliche medizinische Versorgung.
Insbesondere die betriebliche Krankenversicherung, kurz bKV, wächst deutlich. In welchen Marktbereichen sehen Sie besonders großes Kundeninteresse?
Kunkel: Klar, durch die bKV kann der Arbeitgeber noch einmal mehr für die Mitarbeitergewinnung und -bindung leisten und vom Gesundheitstrend profitieren. Budgettarife sind relativ einfach zu verstehen und stoßen deshalb auch auf größeres Interesse bei Kunden. Wir beobachten aber eben auch in der privaten Krankenvollversicherung immer mehr Kundeninteresse. Bei den vielen negativen Schlagzeilen und vermutlich heftigen Beitragserhöhungen der GKV im Jahr 2025 ist dies auch nicht unbedingt verwunderlich.
Die Versichertenzahl in der privaten Krankenvollversicherung stagniert hingegen. Welche Vertriebsargumente stellen Sie hier in den Vordergrund?
Kunkel: Wie bereits erwähnt, können wir diesen Trend in unserer PKV-Beratung nicht bestätigen. Im Gegenteil. Für viele Menschen ist eine Gesundheitsabsicherung, bei welcher nicht so einfach einseitig Leistungen gekürzt werden können und gleichzeitig die Beiträge deutlich steigen, eine definitiv sinnvollere Lösung. Aber natürlich ist die PKV nicht für jeden geeignet. Und wenn wir feststellen, dass ein Kunde die falschen Anreize in einem Wechsel in die PKV sieht, dann raten wir ihm auch, vom Wechsel eher Abstand zu nehmen.
Die Versicherer Allianz, Universa und HanseMerkur haben aktuell neue PKV-Tarife an den Markt gebracht. Wie beurteilen Sie diese Produkte?
Kunkel: Leider können wir dazu keine Auskunft geben, da wir uns generell nicht öffentlich zu Tarifen von Versicherern äußern.
Die Versicherer bieten ihren PKV-Kunden verstärkt digitale Kommunikationskanäle an. Wie reagieren Ihre Kunden darauf in der Praxis?
Kunkel: Grundsätzlich erwarten Kunden natürlich auch von Versicherern die Kommunikationswege, welche sie von anderen Dienstleistern kennen. Digitaler ist aber nicht immer auch gleich besser. Wie ein Versicherungsvorstand einmal so schön gesagt hat: „Ein schlechter analoger Prozess, welcher digitalisiert wird, ist am Ende dann einfach ein schlechter digitaler Prozess.“ Eine große Rolle spielt in der Kommunikation die ständige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit. Was ja durchaus ein großes Problem bei vielen Versicherern ist. Einfach und schnell an die gewünschten Informationen kommen: Das ist der Wunsch vieler unserer Kunden.
Inwiefern könnten Anwendungen der generativen künstlichen Intelligenz wie Chat GPT zukünftig im direkten Kontakt zu PKV-Kunden eingesetzt werden?
Kunkel: Wir könnten uns hier vorstellen, dass die künstliche Intelligenz, kurz KI, im Antragsprozess unterstützt – oder auch bei den Gesundheitsfragen. Oft sind diese nicht ausreichend ausformuliert oder erklärt, sodass der Kunde hier oft nicht weiß, was er genau ausfüllen muss – und was auch nicht. Hier könnte KI sicherlich sehr gut unterstützen. Das Ziel muss hier immer sein: Wie wird der Abschluss- und Beratungsprozess für den Kunden noch leichter? Und welche Teile davon können gleichzeitig durch KI den Alltag des Beraters erleichtern? Eine KI könnte zum Beispiel auch mit den PDF-Abrechnungen und Diagnoseschlüsseln der Krankenkasse gespeist werden und dann die entsprechenden Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantworten oder zumindest entsprechend aufarbeiten.
Was überwiegt dabei: die Angst, dass KI den menschlichen Vermittler ersetzt? Oder die Chance, die Arbeit der Vermittler effizienter zu gestalten?
Kunkel: Ganz klar Letzteres. Wer Angst vor KI hat, der wird auch von dieser, beziehungsweise von Menschen, die KI gezielt einsetzen, ersetzt werden. Wo ist die Chance? Das ist unser Mindset. Wir sehen hier ein unfassbares Potenzial, was die Effizienz des Beraters und die Skalierung von Beratungsprozessen angeht. Deswegen nutzen wir nicht nur selbst entsprechende KI. Zudem begleite ich das Versicherungs-KI-Unternehmen Muffintech aus Berlin als Investor, Nutzer und Botschafter.
Über den Interviewten:
Bastian Kunkel ist Gründer und Geschäftsführer von Versicherungen mit Kopf (VMK) Versicherungsmakler. Nach dem Fachabitur begann er als 20-Jähriger eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen bei der Debeka in seinem Heimatort Aschaffenburg. Im Anschluss studierte er Betriebswirtschaft und Recht, bevor er sich als Versicherungsmakler beruflich selbständig machte.