LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in HonorarberaterLesedauer: 5 Minuten

Interview zum FNG-Siegel „Wir wollen nicht bloß Schmutzquoten von Fonds definieren“

Seite 2 / 2

 

Wo liegt das Problem?

Kölsch: Wir sehen, dass einzelne Fonds von unterschiedlichen ESG-Analyseunternehmen teils ganz unterschiedlich beurteilt werden. Die Analysten steigen alle unterschiedlich tief in die Wertschöpfungskette ein. Wenn ein Portfolio zum Beispiel ein breit aufgestelltes Industrieunternehmen zu 8 Prozent gewichtet, und dieses stellt eine einzelne Turbine her, die bestimmten Nachhaltigkeitszielen entgegensteht: Enthält das Portfolio dann – bildlich gesprochen – schon zu 8 Prozent „Schmutz“? Die Frage ist überhaupt nicht trivial.

Es gibt die Idee, Geldanlagen mit einer Art Ampel-Kennzeichnung zu versehen, wie es sie schon bei Lebensmitteln gibt.

Kölsch: Wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem es so etwas wie einen Nutriscore oder ein Kühlschrank-Energielabel gibt. Solange die EU die Realwirtschaft noch nicht dazu gebracht hat, dass Unternehmen neben Gewinnen und Umsätzen auch einen Taxonomie-Ausweis machen müssen und über ihre zukünftigen Kapitalinvestitionen berichten – solange müssen wir uns eine Annäherung suchen. Mit dem Siegel haben wir eine ganz passable Möglichkeit geschaffen, Nachhaltigkeit zu beurteilen.

Stenger: Ein Label wie das FNG-Siegel soll ja eine breite Anlegerschaft in Bewegung setzen, auch aus Brüsseler Sicht. Es gibt sicherlich einige Anleger, die schon ganz klare Vorstellungen haben. Die brauchen so ein Label nicht. Denn sie wissen ja schon, was sie wollen.  

 

 

 

Herr Stenger, Sie stehen in engem Kontakt zum Vertrieb. Was geben Sie Ihren Vertriebspartnern hinsichtlich der Pflicht zur Nachhaltigkeitsabfrage mit auf den Weg? Am 2. August geht es los.

Stenger: Der Druck steigt, sich fit zu machen. Ich will keine Panik schüren, sondern sage lieber: Legt los. Sprecht einfach mit den Kunden darüber. Eine breite Akzeptanz gegenüber dem Thema ist ja schon da. Kein Kunde wird überrascht sein, wenn sein Finanzberater ihn nach seinen Nachhaltigkeitspräferenzen fragt. Wir als Fondsgesellschaft sind edukativ sehr aktivgerade auch bei unseren Fondspolicen-Partnern und auch beispielsweise mit dem AFW-Vermittlerverband.

Sind Vermittler insgesamt gut vorbereitet?

Stenger: Ich denke, das ist ein Lernprozess. Man fängt erst an, Erfahrungen zu sammeln. Es wird bestimmt auch nach dem 2. August noch viele Vermittlerschulungen zu dem Thema geben.


Über die Interviewten:

Roland Kölsch ist seit 2017 Geschäftsführer der Gesellschaft QNG, die 100-prozentige Tochtergesellschaft des Vereins Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ist. Er ist insbesondere für den SRI-Qualitätsstandard verantwortlich. QNG zertifiziert Finanzprodukte, erstellt Gutachten und entwickelt Standards und Dienstleistungen zur Qualitätssicherung nachhaltiger Investments.

Martin Stenger ist Vertriebsleiter für Versicherungsprodukte in Deutschland bei Franklin Templeton. In einer eigenen Webinar-Reihe namens Stenger’s Vorsorge-Check beschäftigt sich Stenger mit Themen rund um Finanzberatung und Altersvorsorge. Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat einige Produkte ihres Hauses mit dem FNG-Siegel zertifizieren lassen. 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion