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Comgest-Manager verrät seine Fondsstrategie (Interview)

Der Comgest Growth Europe Compounders (ISIN: IE000J43SL46) investiert in Unternehmen, die schon extrem lange am Markt sind. Und deren Management, statt übereilte Entscheidungen zu treffen, lieber das ruhige Fahrwasser bevorzugt. Langweilig seien solche Unternehmen keineswegs, meint Fondsmanager Franz Weis. Es sei nur nicht jedes sehr alte Unternehmen gleichzeitig auch ein Kandidat für seinen Fonds. Worauf er besonderen Wert legt und wie sich der Compounders-Fonds vom ähnlich anlegenden Comgest Growth Europe abhebt, erläutert Weis im Interview.
DAS INVESTMENT: Der Fonds Comgest Growth Europe Compounders will in Unternehmen investieren, die über einen sehr langen Zeitraum ruhig vor sich hinfließen und dabei wachsen. Das klingt etwas langweilig.
Franz Weis: Aber nur auf den ersten Blick. Wenn man sich die besonderen Stärken dieser Unternehmen näher anschaut, haben sie einen ganz eigenen Reiz. Der liegt vor allem darin, dass diese Unternehmen zum einen seit vielen Jahren zuverlässig Wachstum und Ertrag liefern. Zum anderen haben sie gezeigt, dass sie mit Veränderungen und Wandel umgehen können. Was passt besser in unsere Zeit? Nein, langweilig sind unsere Compounder-Unternehmen auf keinen Fall. Vielleicht nur etwas weniger schillernd als manche Highflyer-Aktie.
Was muss ein Unternehmen mitbringen, um sich für Ihr Portfolio zu qualifizieren?
Weis: „Compounder“ leitet sich aus dem englischen Wort für Zinseszins ab. Unsere Unternehmen investieren ihren Gewinn und Cashflow erfolgreich wieder in das Unternehmen. So schaffen sie die ideale Basis für zukünftiges Gewinnwachstum, auch in schwierigen Zeiten. Für uns ist wichtig: Können wir anhand des Geschäftsmodells abschätzen, wie sich die Gewinne in den kommenden Jahren entwickeln werden? Liefert das Unternehmen regelmäßiges Wachstum, und das über viele Jahre hinweg? Das finden wir häufig bei Unternehmen, deren Geschäftsmodell durch dauerhafte Markteintrittsbarrieren geschützt ist. Die über eine starke Bilanz mit herausragendem freiem Cashflow verfügen. Und die einfach sehr lange am Markt sind. Im Schnitt sind die Unternehmen im Fonds 130 Jahre alt – wir sprechen auch von Marathonläufern.
Nennen Sie mal bitte Beispiele.
Weis: Teil unserer Strategie sind zum Beispiel Unilever und SAP, aber auch weniger bekannte Unternehmen, wie etwa Reckitt – die Heimat einiger der berühmtesten Marken bei Hygiene, Gesundheit und Ernährung. Reckitt hat seinen Hauptsitz in England und begann im Jahr 1840 als Hersteller von Wäschestärke. Das Unternehmen verkauft täglich mehr als 30 Millionen Produkten in fast 200 Ländern, darunter bekannte Marken wie Calgon, Clearasil, Sagrotan oder Dobendan. 80 Prozent aller Reckitt-Produkte haben eine Top3-Position in ihrem jeweiligen Produkt-Segment. Entscheidend ist, dass es mehr ist als nur ein etabliertes, renommiertes Unternehmen mit einer breiten Produktpalette und großer geografischer Reichweite: Sein Angebot an marktführenden Marken, vor allem für Gesundheits- und Hygieneartikel, macht es auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten widerstandsfähig. Die Produkte von Reckitt braucht man einfach im täglichen Leben und sie müssen zuverlässig funktionieren. Reckitt hat in den vergangenen zehn Jahren ein mittleres einstelliges organisches Wachstum erzielt. Wir glauben, dass es dies auf lange Sicht beibehalten kann.
Gibt es auch Unternehmen mit langer Historie, die Sie für den Fonds nicht in Betracht ziehen würden?
Weis: Alle Marathonläufer sind alte Unternehmen, aber nicht jedes alte Unternehmen ist ein Marathonläufer. Wir haben uns im vergangenen Jahr von Roche getrennt. Das Unternehmen verfügt über eine Historie seit 1923. Aber am Ende hat uns aufgrund einiger Enttäuschungen in der Forschung die Produkt-Pipeline nicht mehr überzeugt. Die weitere Wachstumsperspektive war uns nicht visibel genug. Wir haben verkauft.