

Der Compounders-Fonds ist Ihr am meisten konzentrierter Fonds. Auf wie viele Titel setzt er?
Weis: Der Compounders ist mit 26 Titel fokussierter als unsere anderen Europa-Strategien. Die umfassen derzeit 33 bis 34 Titel. Wir haben bei Comgest ja insgesamt sehr konzentrierte Portfolios. Trotzdem ist der Compounders breit aufgestellt und gut diversifiziert.
Es gibt teilweise Überschneidungen mit Ihrem Flaggschiff-Fonds Comgest Growth Europe. Wie grenzen Sie beide Fonds voneinander ab?
Weis: Wir suchen bei Comgest grundsätzlich nach Unternehmen, die ein zweistelliges Wachstum des Gewinns pro Aktie (EPS) erzielen können. Beim Compounders weichen wir davon ab. Dafür besteht eine noch bessere Zuverlässigkeit des erwarteten Gewinnwachstums – und das über einen längeren Anlagehorizont von mindestens fünf bis zehn Jahren anstatt „nur“ mindestens fünf. Hier wollen wir ein EPS-Wachstum im Bereich von mindestens 6 bis 8 Prozent sehen. Damit verzeichnet der Comgest Growth Europe Compounders zwar ein niedrigeres durchschnittliches EPS-Wachstum von schätzungsweise jährlich 10 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Er ist aber gleichzeitig schwankungsärmer. Der Fonds hat von unseren Europa-Strategien sicher den höchsten Anteil an Qualitätswachstum und ist im Vergleich zum Comgest Growth Europe noch ein ganzes Stück defensiver: Ein Fonds, den man sich unter das Kopfkissen legen und ruhig schlafen kann.
Welche Titel passen in beide Portfolios, und welche qualifizieren sich speziell für den Compounders?
Weis: Die Überschneidungen bei den Portfolios betragen rund 50 Prozent. Novo Nordisk, Accenture, ASML und Linde finden sich in beiden Fonds unter den Top-Positionen. Andere Titel wie die RELX Group, Pernod Ricard oder Geberit passen aufgrund ihres Profils besser zum Europe Compounders.
Sie bezeichnen die extrem langlebigen Unternehmen als Marathonläufer. Um im Bild zu bleiben: Auch Marathonläufer werden mal müde. In welchem Fall wechseln Sie Unternehmen aus?
Weis: Wenn wir über einen längeren Zeitraum meinen, dass die Wachstumsperspektiven sich verschlechtert haben, dann trennen wir uns von dem Unternehmen. Wie im Beispiel Roche oder auch bei Kone und bei Medtronic. Sowohl Roche als auch Medtronic hatten Schwierigkeiten mit geplanten neuen Produkten. Deshalb konnten sie den Wachstumsrhythmus nicht aufrechterhalten. Kone erwirtschaftet die Hälfte seines Umsatzes mit dem Verkauf von Aufzügen, wobei China für 80 Prozent des Wachstums der vergangenen 20 Jahre verantwortlich war. Angesichts der verlangsamten Bautätigkeit in China wird es schwierig für Kone, die von uns erhoffte Gewinndynamik zu erzielen.
Wie oft geschieht das im Schnitt?
Weis: Wir beobachten Unternehmen teilweise über viele Jahre, bevor wir investieren. Das ist aufwendig, schlägt sich aber auch in einer niedrigen Umschlaghäufigkeit nieder. Beim Comgest Growth Europe Compounders haben wir in den letzten vier Jahren rund zehn Prozent des Portfolios ausgetauscht. Das schließt die Gewichtungsveränderungen bestehender Positionen mit ein. Ein völliger Verkauf oder Neukauf ist ein seltenes Ereignis.
Auf welche Investoren zielt der Compounders ab – im Gegensatz zum Comgest Growth Europe?
Weis: Man könnte sagen, der Comgest Growth Europe richtet sich an langfristige Investoren. Und der Comgest Growth Europe Compounders an sehr langfristige und risikoaverse Investoren.
Über den Interviewten:
Franz Weis managt zusammen mit Pierre Lamelin den Fonds Comgest Growth Europe Compounders. Das Duo steht ebenso an der Spitze des Comgest Growth Europe. In der Vergangenheit war Weis als Fondsmanager für europäische Aktien auch bei den Asset Managern F & C und Baillie Gifford beschäftigt.