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Comgest-Fondsmanager Franz Weis im Interview
Compounders-Strategie: „Unsere Unternehmen sind im Schnitt 130 Jahre alt“
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Von in InterviewsLesedauer: 8 Minuten
Franz Weis
Franz Weis: Der Fondsmanager ist gleichzeitig auch Investmentchef beim französischen Asset Manager Comgest. | Foto: Comgest

Der Comgest Growth Europe Compounders (ISIN: IE000J43SL46) investiert in Unternehmen, die schon extrem lange am Markt sind. Und deren Management, statt übereilte Entscheidungen zu treffen, lieber das ruhige Fahrwasser bevorzugt. Langweilig seien solche Unternehmen keineswegs, meint Fondsmanager Franz Weis. Es sei nur nicht jedes sehr alte Unternehmen gleichzeitig auch ein Kandidat für seinen Fonds. Worauf er besonderen Wert legt und wie sich der Compounders-Fonds vom ähnlich anlegenden Comgest Growth Europe abhebt, erläutert Weis im Interview. 

DAS INVESTMENT: Der Fonds Comgest Growth Europe Compounders will in Unternehmen investieren, die über einen sehr langen Zeitraum ruhig vor sich hinfließen und dabei wachsen. Das klingt etwas langweilig.

Franz Weis: Aber nur auf den ersten Blick. Wenn man sich die besonderen Stärken dieser Unternehmen näher anschaut, haben sie einen ganz eigenen Reiz. Der liegt vor allem darin, dass diese Unternehmen zum einen seit vielen Jahren zuverlässig Wachstum und Ertrag liefern. Zum anderen haben sie gezeigt, dass sie mit Veränderungen und Wandel umgehen können. Was passt besser in unsere Zeit? Nein, langweilig sind unsere Compounder-Unternehmen auf keinen Fall. Vielleicht nur etwas weniger schillernd als manche Highflyer-Aktie

Quelle Fondsdaten: FWW 2025

 

Was muss ein Unternehmen mitbringen, um sich für Ihr Portfolio zu qualifizieren?

Weis: „Compounder“ leitet sich aus dem englischen Wort für Zinseszins ab. Unsere Unternehmen investieren ihren Gewinn und Cashflow erfolgreich wieder in das Unternehmen. So schaffen sie die ideale Basis für zukünftiges Gewinnwachstum, auch in schwierigen Zeiten. Für uns ist wichtig: Können wir anhand des Geschäftsmodells abschätzen, wie sich die Gewinne in den kommenden Jahren entwickeln werden? Liefert das Unternehmen regelmäßiges Wachstum, und das über viele Jahre hinweg? Das finden wir häufig bei Unternehmen, deren Geschäftsmodell durch dauerhafte Markteintrittsbarrieren geschützt ist. Die über eine starke Bilanz mit herausragendem freiem Cashflow verfügen. Und die einfach sehr lange am Markt sind. Im Schnitt sind die Unternehmen im Fonds 130 Jahre alt – wir sprechen auch von Marathonläufern.

Nennen Sie mal bitte Beispiele.

Weis: Teil unserer Strategie sind zum Beispiel Unilever und SAP, aber auch weniger bekannte Unternehmen, wie etwa Reckitt – die Heimat einiger der berühmtesten Marken bei Hygiene, Gesundheit und Ernährung. Reckitt hat seinen Hauptsitz in England und begann im Jahr 1840 als Hersteller von Wäschestärke. Das Unternehmen verkauft täglich mehr als 30 Millionen Produkten in fast 200 Ländern, darunter bekannte Marken wie Calgon, Clearasil, Sagrotan oder Dobendan. 80 Prozent aller Reckitt-Produkte haben eine Top3-Position in ihrem jeweiligen Produkt-Segment. Entscheidend ist, dass es mehr ist als nur ein etabliertes, renommiertes Unternehmen mit einer breiten Produktpalette und großer geografischer Reichweite: Sein Angebot an marktführenden Marken, vor allem für Gesundheits- und Hygieneartikel, macht es auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten widerstandsfähig. Die Produkte von Reckitt braucht man einfach im täglichen Leben und sie müssen zuverlässig funktionieren. Reckitt hat in den vergangenen zehn Jahren ein mittleres einstelliges organisches Wachstum erzielt. Wir glauben, dass es dies auf lange Sicht beibehalten kann.

 

Gibt es auch Unternehmen mit langer Historie, die Sie für den Fonds nicht in Betracht ziehen würden?

Weis: Alle Marathonläufer sind alte Unternehmen, aber nicht jedes alte Unternehmen ist ein Marathonläufer. Wir haben uns im vergangenen Jahr von Roche getrennt. Das Unternehmen verfügt über eine Historie seit 1923. Aber am Ende hat uns aufgrund einiger Enttäuschungen in der Forschung die Produkt-Pipeline nicht mehr überzeugt. Die weitere Wachstumsperspektive war uns nicht visibel genug. Wir haben verkauft.  

Der Compounders-Fonds ist Ihr am meisten konzentrierter Fonds. Auf wie viele Titel setzt er?

Weis: Der Compounders ist mit 26 Titel fokussierter als unsere anderen Europa-Strategien. Die umfassen derzeit 33 bis 34 Titel. Wir haben bei Comgest ja insgesamt sehr konzentrierte Portfolios. Trotzdem ist der Compounders breit aufgestellt und gut diversifiziert.

Es gibt teilweise Überschneidungen mit Ihrem Flaggschiff-Fonds Comgest Growth Europe. Wie grenzen Sie beide Fonds voneinander ab?

Weis: Wir suchen bei Comgest grundsätzlich nach Unternehmen, die ein zweistelliges Wachstum des Gewinns pro Aktie (EPS) erzielen können. Beim Compounders weichen wir davon ab. Dafür besteht eine noch bessere Zuverlässigkeit des erwarteten Gewinnwachstums – und das über einen längeren Anlagehorizont von mindestens fünf bis zehn Jahren anstatt „nur“ mindestens fünf. Hier wollen wir ein EPS-Wachstum im Bereich von mindestens 6 bis 8 Prozent sehen. Damit verzeichnet der Comgest Growth Europe Compounders zwar ein niedrigeres durchschnittliches EPS-Wachstum von schätzungsweise jährlich 10 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Er ist aber gleichzeitig schwankungsärmer. Der Fonds hat von unseren Europa-Strategien sicher den höchsten Anteil an Qualitätswachstum und ist im Vergleich zum Comgest Growth Europe noch ein ganzes Stück defensiver: Ein Fonds, den man sich unter das Kopfkissen legen und ruhig schlafen kann.

 

Welche Titel passen in beide Portfolios, und welche qualifizieren sich speziell für den Compounders?

Weis: Die Überschneidungen bei den Portfolios betragen rund 50 Prozent. Novo Nordisk, Accenture, ASML und Linde finden sich in beiden Fonds unter den Top-Positionen. Andere Titel wie die RELX Group, Pernod Ricard oder Geberit passen aufgrund ihres Profils besser zum Europe Compounders.

Sie bezeichnen die extrem langlebigen Unternehmen als Marathonläufer. Um im Bild zu bleiben: Auch Marathonläufer werden mal müde. In welchem Fall wechseln Sie Unternehmen aus?

Weis: Wenn wir über einen längeren Zeitraum meinen, dass die Wachstumsperspektiven sich verschlechtert haben, dann trennen wir uns von dem Unternehmen. Wie im Beispiel Roche oder auch bei Kone und bei Medtronic. Sowohl Roche als auch Medtronic hatten Schwierigkeiten mit geplanten neuen Produkten. Deshalb konnten sie den Wachstumsrhythmus nicht aufrechterhalten. Kone erwirtschaftet die Hälfte seines Umsatzes mit dem Verkauf von Aufzügen, wobei China für 80 Prozent des Wachstums der vergangenen 20 Jahre verantwortlich war. Angesichts der verlangsamten Bautätigkeit in China wird es schwierig für Kone, die von uns erhoffte Gewinndynamik zu erzielen.  

Wie oft geschieht das im Schnitt?

Weis: Wir beobachten Unternehmen teilweise über viele Jahre, bevor wir investieren. Das ist aufwendig, schlägt sich aber auch in einer niedrigen Umschlaghäufigkeit nieder. Beim Comgest Growth Europe Compounders haben wir in den letzten vier Jahren rund zehn Prozent des Portfolios ausgetauscht. Das schließt die Gewichtungsveränderungen bestehender Positionen mit ein. Ein völliger Verkauf oder Neukauf ist ein seltenes Ereignis.

Auf welche Investoren zielt der Compounders ab – im Gegensatz zum Comgest Growth Europe?

Weis: Man könnte sagen, der Comgest Growth Europe richtet sich an langfristige Investoren. Und der Comgest Growth Europe Compounders an sehr langfristige und risikoaverse Investoren.


Über den Interviewten:

Franz Weis managt zusammen mit Pierre Lamelin den Fonds Comgest Growth Europe Compounders. Das Duo steht ebenso an der Spitze des Comgest Growth Europe. In der Vergangenheit war Weis als Fondsmanager für europäische Aktien auch bei den Asset Managern F & C und Baillie Gifford beschäftigt. 

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