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Interview zu ESG-Investments
Pangaea Life: „Wir bauen ein zweites Standbein neben Versicherungen auf“
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Interview zu ESG-Investments Pangaea Life: „Wir bauen ein zweites Standbein neben Versicherungen auf“

Von in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 8 Minuten
Marc Schwetlik
Marc Schwetlik: Der Chief Investment Officer (CIO) der Versicherungsgruppe die Bayerische spricht im Interview über Investments in nachhaltige US-Wohnimmobilien. | Foto: die Bayerische

DAS INVESTMENT: Auf der diesjährigen Branchenmesse DKM warb die nachhaltige Marke der Bayerischen für den ersten Alternativen Investmentfonds, kurz AIF, des neu gegründeten Investmentmanagers Pangaea Life Capital Partners: Der geschlossene Publikums-AIF investiert als Co-Investor in Neubauwohnungen im Süden der USA. Das dürfte bei Privatanlegern Fragezeichen hinterlassen. Welches Feedback aus dem Markt erhalten Sie zu US-Wohnimmobilien als nachhaltige Investments

Marc Schwetlik: Otto Normalverbraucher in den USA und auch in Deutschland hat wenig Bezug zu dem Thema. Investitionen in Mehrfamilienhäuser sind aber nur auf den ersten Blick weit entfernt von der bekannten Nachhaltigkeits-Story. Denn Wohnen ist ein wichtiger Teil des sozialen Lebens der Menschen. Das habe ich erlebt, als ich kürzlich unsere Anlageobjekte in den südlichen USA besucht habe. Miami zum Beispiel ist wahnsinnig teuer geworden. Es ist beeindruckend zu sehen, dass hierhin ein massiver Zuzug innerhalb der USA stattfindet. Insbesondere in den Bundesstaaten an der Ostküste ist es vielen Menschen zu unsicher und zu teuer geworden, um dort auch im Rentenalter wohnen zu bleiben. In Manhattan werden zum Beispiel bis zu 30.000 US-Dollar Monatsmiete für ein normales Appartement fällig. Und auch aus der Tech- und Finanzbranche zieht es viele Firmen in südliche Metropolen wie Dallas, Phoenix oder Miami. Wir sehen uns in diesem schwierigen Marktumfeld als Vorbild für nachhaltige Immobilieninvestoren, die hier noch Überzeugungsarbeit leisten müssen: Zum Schutz der heimischen Ölindustrie hat der Pensionsfonds des Bundesstaates Texas Kapitalanlagen bei Anbietern mit nachhaltigen Produkten ausgeschlossen. Ein besonders prominentes Beispiel hierfür ist die New Yorker Investmentgesellschaft Blackrock, die der größte Vermögensverwalter der Welt ist. 

 

Und wie können deutsche Vermittler ihren Kunden dieses Thema leicht begreifbar machen? 

Schwetlik: Wir wollten unseren Vertriebspartnern sprichwörtlich etwas an die Hand geben, das man anfassen kann. Das geht jetzt zumindest virtuell mit Virtual-Reality-Brillen im Rahmen der Digitalen Investmentreise der Pangaea Life. Damit erleben Vermittler und deren Kunden multimedial unsere Engagements im Bereich der Erneuerbaren Energien in Form von Windkraftanlagen, Wasserkraftwerken, Solarparks und Energiespeicher. Aber auch bei unseren Immobilien geht es darum, ganz konkrete Beispiele für Nachhaltigkeit zu benennen – wie die Schaffung von Kita-Plätzen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Das ist nicht so abstrakt, wie die nackten Zahlen unserer Gebäude anzugeben. Und für den, der es dann genau wissen will: Sie entsprechen den Energieeffizienzstandards der Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW 55 beziehungsweise KfW 40. Außerdem sorgen wir für preisgünstigen Mietraum – beispielsweise an unserem Firmensitz München, wo mindestens 40 Prozent der Neubauten Sozialwohnungen sein müssen. 

Planen Sie neben den Pangaea-Life-Fonds zum nachhaltigen Wohnen und erneuerbaren Energien neue Produkte für weitere Investmentthemen? 

Schwetlik: Was wir uns vorstellen können: einerseits Private Debt, also Zinstitel außerhalb der Bankenwelt, anbieten. Dabei geht es darum, Schuldtitel direkt von kleineren Unternehmen zu erwerben, die ein Ebit von maximal 50 Millionen Euro ausweisen. Andererseits geht es um Private Equity, also die Finanzierung von Investitionen in nachhaltig wirtschaftende Unternehmen. 

Wird es zukünftige Produkte aus Ihrem Haus in der klassischen Fonds-Hülle geben oder eher als European Long-Term Investment Fund, kurz Eltif? 

Schwetlik: Beides. Investitionen in die Infrastruktur gewährleisten mit relativer Sicherheit laufende Einnahmen, sind in der Verwaltung aber auch vergleichsweise teuer. Der rechtliche Mantel des Eltifs bietet insbesondere für Kleinanleger mit geringen Sparbeiträgen weitere Vorteile. Bislang ist der vertriebliche Erfolg der Produktart Eltif allerdings noch recht überschaubar, da es von den Vermittlern und ihren Endkunden kaum wahrgenommen wird: Innerhalb der ersten drei Jahre sind erst etwa 100 Millionen Euro in ein Dutzend Eltifs geflossen. Diese sind relativ teuer und illiquid. Es ist daher fraglich, ob der Eltif ein „Burner“ wird. Ich habe daran so meine Zweifel. 
Wir planen daneben, ausgewählte nachhaltige Sachwert-Investments neben der klassischen Fondspolice im Versicherungsmantel in Kürze auch als Stand-alone-Produkt anzubieten. Mit dem neuen geschlossenen Publikums-AIF zum Beispiel wollen wir eine neue Säule als zweites Standbein neben unserer bisherigen Produktwelt aus dem Versicherungsmarkt aufbauen. 

 

Welche neuen Chancen soll dieses Investment-Produkt Ihren Partnern im Vertrieb zukünftig bieten? 

Schwetlik: Die breiten Angebotsmöglichkeiten sind von Vorteil. Beispielsweise haben die Pangaea-Life-Fonds einen relativ geringen Maximum Drawdown. Das ist der maximale Wertverlust vom Höchststand aus. Dies ist ein riesengroßes Alleinstellungsmerkmal, um uns von Mitbewerbern abzugrenzen. 

Inwiefern werden die Pangaea-Fonds bislang im Rahmen der Basisrente eingesetzt? Und wie in der betrieblichen Altersversorgung, kurz bAV? 

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Schwetlik: Beide Pangaea-Life-Fonds sind im Rahmen der auch Rürup-Rente genannten Basisrente verfügbar. Im Rahmen der bAV ist es möglich, in beiden Fonds gefördert zu sparen. Das bAV-Geschäft macht heute den Großteil unseres Vertriebs aus. Für unsere Firmenkunden aus dem Segment der kleinen und mittleren Unternehmen bieten die Pangaea-Life-Fonds die Chance, ihr sogenanntes Employer Branding zu verbessern. Das ist angesichts des fortschreitenden Fachkräftemangels hierzulande ein wichtiges Vertriebsargument für unsere bAV-Produkte. 

 

Wie beurteilen Sie die regulatorischen Rahmenbedingungen bei Investments wie dem Windpark Dune in Litauen? 

Schwetlik: Gefühlt erfordert jedes Land auf der Welt weniger Aufwand für Regulatorik als Deutschland. In den meisten der hierzulande oft langwierig geführten Streitfälle spielen Umweltgutachten eine Rolle, bei denen es um vorgebliche Schäden für bestimmte Tierarten geht. Beim Deutsche-Bahn-Bauprojekt Stuttgart 21 zum Beispiel wurden Millionen für die Umsiedlung von Eidechsen ausgegeben. 
In Litauen hingegen ist zudem die Bevölkerungsdichte viel geringer als hierzulande: Die weniger als 2,9 Millionen Einwohner verteilen sich auf mehr als 85 Millionen Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Deutschland sind es rund 83 Millionen Menschen auf etwa 358 Millionen Quadratkilometer. Das entspricht 233 Personen pro Quadratkilometer, während es in dem baltischen Staat nur 44 sind. Das bedeutet, es gibt dort auch deutlich weniger Anwohner, die sich potenziell gestört fühlen könnten von einem Windrad in ihrer Nachbarschaft. Gleichzeitig benötigt das Land viel Energie für die geplante Expansion der Produktion von Wasserstoff. Zudem will die ehemalige Sowjetrepublik an der Ostsee unabhängiger werden von russischen Importen aus fossilen Energieträgern – angesichts der geopolitischen Spannungen ist das spätestens seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine dringender denn je. 

Wieso investiert der Blue Energy erst jetzt in Deutschland? Nämlich in das Speicherprojekt Strübbel in Schleswig-Holstein. 

Schwetlik: Wir hätten gerne auch früher in Deutschland investiert. Doch wir streben eine Rendite von 5 bis 7 Prozent nach den Fondskosten an. Und das konnten wir bislang eher mit Solar- und Windkraftanlagen im europäischen Ausland erzielen. Denn beispielsweise ist die Sonneneinstrahlung in Spanien um etwa 40 Prozent stärker als hierzulande und in Norwegen herrschen teilweise doppelt so hohe Windgeschwindigkeiten wie bei uns. 

Was sind die gesamtgesellschaftlichen Hintergründe für Ihre Investments in große Energiespeicher? 

Schwetlik: Für Energiespeicher gelten nicht die gleichen Regeln wie für Windkraft. Bislang stehen bei uns keine Langfristspeicher zur Verfügung, um beispielsweise Strom aus Windenergie zwei Wochen lang vorhalten zu können. Wir müssen daher die Stromproduktion über den Tag glätten. Auch deshalb ist die Produktion von Wasserstoff bislang noch sehr teuer. Aber auch die Energiegewinnung aus Biomasse hat noch viel Potenzial. Große Energiespeicher sind für das Gelingen der Energiewende unabdingbar. 

 

Inwiefern diskreditieren Greenwashing-Vorwürfe gegen einzelne Investoren die gesamte Branche? 

Schwetlik: Das Thema Nachhaltigkeit ist bei deutschen Verbrauchern mittlerweile im Kopf fest verankert. Doch während es vor fünf Jahren noch viel Begeisterung hierfür gab, herrscht heute oftmals große Skepsis. Und je mehr Fälle von sogenanntem Greenwashing in die Öffentlichkeit gelangen, desto eher werden alle Anbieter nachhaltiger Produkte in eine Art Sippenhaft genommen. Da die Finanz- und Versicherungsbranche allgemein mit einem eher negativen Image zu kämpfen hat, trifft sie auf große Vorbehalte der Verbraucher ihr gegenüber. Die Finanz- und Versicherungsbranche verfügt mit ihrem Deckungskapital jedoch über einen enormen Hebel, um mehr Geld in nachhaltige Investitionen zu lenken. Wir können sehr viel besser als bei einem nachhaltigen Indexfonds einen positiven Impact aufzeigen und verdeutlichen, was mit dem Geld unserer Kunden konkret passiert. Denn uns ist das Storytelling anhand von realen Projekten praktisch möglich. Und bei den Investments von Pangaea Life ist eindeutig, was wir als nachhaltig ansehen – und was nicht: zum Beispiel Atomkraft, Mineralöl und auch Erdgas. Wer in seinem Indexfonds hingegen zum Beispiel die Nestlé-Aktie als Teil eines nachhaltigen Aktienindex entdeckt, fühlt sich vielleicht betrogen. Bei unseren nachhaltigen Produkten haben wir kürzlich Palmölproduzenten aus unseren Portfolios herausgenommen. Allerdings benötigen die alternativ verwendeten Produkte teilweise die dreifache Anbaufläche. Ein anderes Beispiel für neue Auslegungsfragen sind Waffen, denn wir müssen unsere sozialen Freiheiten auch weiterhin verteidigen können. Heute ist die Rheinmetall-Aktie auch deshalb nicht mehr verpönt, auch wenn wir selbst uns für einen Ausschluss von Rüstungswerten entschieden haben.  

Über den Interviewten: 

Marc Schwetlik leitet seit Mitte 2012 den damals neu geschaffenen Bereich Kapitalanlagen & Immobilien der Versicherungsgruppe die Bayerische. Als Chief Investment Officer (CIO) verwaltet der ehemalige Investmentberater heute Kapitalanlagen in Höhe von etwa 5 Milliarden Euro. Nach München wechselte Schwetlik damals vom Talanx-Konzern aus Hannover, wo er in den zwölf Jahren zuvor in verschiedenen Führungspositionen tätig war. Zuletzt leitete er den Geschäftsbereich Kapitalanlagen der Talanx Deutschland. 

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