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Markus Herrmann im Gespräch „So sehen Aktien mit Wachstumspotenzial aus“

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Zu welchen Aktien raten Sie im aktuellen Umfeld aber dann?

Herrmann: Ich bevorzuge Unternehmen, die weder hoch bewertet sind, noch ein besonders kapitalintensives Geschäftsmodell mit hohem Verschuldungsgrad betreiben. Wachstum wird tendenziell mit einer hohen Bewertung gleichgesetzt. Es macht sich aber bezahlt, genau zu analysieren und zu verstehen, worauf Wachstum und Bewertung eines Geschäftsmodells eigentlich basieren. Meine Favoriten sind Firmen, denen strukturelles Wachstumspotenzial innewohnt.

Was verstehen Sie unter strukturell?

Herrmann: Strukturelles Wachstum bedeutet, dass zyklische Trends, wie Konjunktur- oder Preisschwankungen, auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens wenig Einfluss haben. Wachstum und Wertschöpfung basieren auf Produkten oder Strategien mit Wettbewerbsvorteilen. Es gibt mehrere Kennzahlen, mit denen man solche Gewinnertitel identifizieren kann.

Ich bin gespannt.

Herrmann: Ich achte auf eine niedrige Schuldenquote und hohe, gleichzeitig stabile operative Margen. Daraus lässt sich erkennen, ob sich das Geschäftsmodell selbst finanziert und ob das Unternehmen über eine Preismacht verfügt. Zudem sollte das Gewinn- über dem Umsatzwachstum liegen, weil in diesem Fall die Wertschöpfung aus der Expansion kommt. Man spricht auch von einem positiven operativen Hebel.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Höhe des freien Cashflows. Diese hochrelevante Kennzahl gibt an, wie viel das Unternehmen nach Abzug aller Kosten in die Expansion investieren kann. Erst, wenn bei all diesen Indikatoren die Ampeln auf Grün stehen, kann man von einer echten Wachstumsaktie sprechen, die dem Aktionär ein attraktives Wertschöpfungspotenzial verspricht. 

 

 

Können Sie uns Beispiele für solche Gewinner-Aktien nennen?

Herrmann: Es wird so manchen überraschen, aber gerade der deutsche Aktienmarkt bietet dafür viele aussichtsreiche Investments. Hellofresh ist so ein Beispiel. Das Unternehmen ist internationaler Marktführer für Kochboxen, dessen Geschäftserfolg von steigenden Zinsen überhaupt nicht direkt beeinflusst wird. Die Zuwächse bei Umsatz und Gewinn dürften auch in der Post-Pandemie überdurchschnittlich hoch bleiben. Ähnliches gilt für Teamviewer oder Formycon. TeamViewer ist weltweit führend bei Lösungen für Remote-Konnektivität. Formycon entwickelt Nachahmerpräparate für teure biologische Medikamente. Die genannten Unternehmen mögen zwar in völlig unterschiedlichen Bereichen tätig sein, eines ist ihnen aber gleich.

Das da wäre?

Herrmann: Sie alle punkten mit Marktführerschaft, Agilität und strukturellem Wachstum. Steigende Zinsen und eine nachlassende Konjunkturdynamik können ihnen wenig anhaben. Ihre Wertschöpfung beruht auf echten strategischen Vorteilen und weniger auf zyklischen Trends. Ich sehe darin Chancen, denn ihre Bewertung ist für die positiven Zukunftsaussichten derzeit mehr als günstig.

 

 


Über den Interviewten:
Markus Herrmann kam im Januar 2020 von Lupus Alpha zu Loys. Er verfügt über zehn Jahre Erfahrung im Aktienfondsmanagement.

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