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Interview mit Testkunde Malte Krüger „So müsste Finanzberatung aussehen“

Malte Krüger, Journalist und Kommunikationstrainer, berichtet im Interview von seiner Erkundungstour durch den deutschen Finanzvertrieb.
Malte Krüger, Journalist und Kommunikationstrainer, berichtet im Interview von seiner Erkundungstour durch den deutschen Finanzvertrieb. | Foto: Fabio Turati

Auf der Suche nach einer auskömmlichen Geldanlage fürs Alter und guter Finanzberatung hat der Kommunikationstrainer und Journalist Malte Krüger sich auf eine mehrjährige Odyssee durch den deutschen Finanzvertrieb begeben – als Journalist, Testkunde und Anwärter bei einem Strukturvertrieb. In Zusammenarbeit mit dem Honorarberater Alexander Schmidt ist daraus ein Buch entstanden.

„Undercover in der Finanzindustrie“ liest sich als eine Abrechnung mit der hiesigen Beratungsindustrie. Nach Meinung der Autoren bietet sie vor allem lieblose Massenabfertigung und bringt kaum sinnvolle Produkte an den Altersvorsorgesparer. Für die Recherche erhielt Krüger ein Stipendium der Günter-Wallraff-Stiftung.

Im Interview mit unserem Portal spricht der Autor über seine Recherche-Erlebnisse:

DAS INVESTMENT: Sie haben sich zwei Jahre lang in der Finanzbranche umgesehen – sowohl aus Sicht eines Kunden als auch eines Beraters. Ihre Beobachtungen haben Sie in einem Buch festgehalten. Woher stammt die  Idee?

Malte Krüger: Das Projekt entstand aus persönlichen Gründen. Ich stand als Mittvierziger vor dem Problem, privat fürs Alter vorsorgen zu müssen. Mir ging es wie Millionen anderen Verbrauchern: Ich hatte so gut wie keine Ahnung von Finanzen. Ich wusste nicht, wie ein Fonds funktioniert oder was überhaupt ein ETF ist. Ich wollte auch wissen, ob ich unabhängig von Experten zu einem mündigen Verbraucher werden kann.

Wie sind Sie bei Ihrer Recherche vorgegangen?

Krüger: Ich habe alle Hierarchiestufen abgeklappert, vom Finanzstrukturvertrieb bis zur Nobelbank. Meine akademische Ausbildung war dabei hilfreich. Ich habe mich zum Beispiel bei einem Finanzstrukturvertrieb beworben – als jemand, der nichts über Finanzen weiß, aber alles über die Methoden der rhetorischen Manipulation. Ich habe mich mit dem sprechenden Tarnnamen „Herr Gier“ vorgestellt, was aber niemandem aufgestoßen ist. Dort hat man mein Angebot freudig zur Kenntnis genommen, selbst Schulungen abzuhalten.

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Sind Sie darauf eingegangen?

Krüger: Es kam nicht mehr dazu. Ich wollte nur wissen, ob man bereit ist, mich als Spezialist für Manipulation zu nehmen. Und mir auch noch Privilegien einzuräumen, ohne den Weg von ganz unten nehmen zu müssen.

Wenn Sie sich als Herr Gier vorgestellt und sich als Manipulations-Spezialist empfohlen haben, sind Sie nicht neutral an die Sache herangegangen. Es klingt, als ob Sie eine schon vorhandene Meinung bestätigt wissen wollten.

Krüger: Die Finanzindustrie bietet seit der Finanzkrise viel Empörungsstoff. Eine Frage, die meine Recherche angeleitet hat, war auch: Wie kann ich mit einem Milieu umgehen, das sich in einer Krise befindet, das ich aber für meine private Vorsorge brauche – wie kann ich diesen toten Punkt überwinden?

Ihre weiteren Stationen?

Krüger: Ich habe zum Beispiel mit einem Filialdirektor einer Versicherung gesprochen. Bei ihm habe ich mich als Journalist und Autor zu erkennen gegeben. Es war wie in einem Mafiafilm: Er änderte im letzten Moment vor dem verabredeten Termin noch einmal unseren Treffpunkt. Vielleicht hat er viel zu verlieren, wenn herauskäme, dass er mir etwas aus der Innenansicht erzählt hat. Außerdem habe ich mit dem Vertreter einer Landesbank gesprochen. Und ich war als Testkunde unterwegs.

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