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Interview mit dem Göker-Biografen Christian Schommers „Mehmet Göker ist sich keiner Schuld bewusst“

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Ist er herrisch?

Auf jeden Fall. Zuckerbrot und Peitsche. Er fordert lautstark Einsatz und Umsätze von seinen Mitarbeitern ein. Aber ich denke, bei Strukturvertrieben geht das auch nicht anders.

Was macht er genau? Er sagt ja, er verkauft Datensätze.

Er optimiert die Krankenversicherung von bereits versicherten Personen. Es geht also nicht mehr um den Verkauf wie früher, wo er 18 Monatsbeiträge Provision bekam. Jetzt geht es um die Optimierung – was kann ich innerhalb meiner eigenen Gesellschaft tun, um meinen Beitrag zu optimieren oder ist ein Wechsel zu einer anderen Gesellschaft sinnvoll. Er kauft diese Datensätze an, und telefoniert diese proaktiv ab. Gelingt die Optimierung, bekommt er ein Honorar vom Kunden.

Er arbeitet also nicht mehr mit Versicherern in Deutschland zusammen?

Nein. Früher hat er ja den Versicherern die Kundschaft gebracht. Jetzt arbeitet er für die andere Seite.

War die Zusammenarbeit mit ihm einfach oder schwierig?

Es war eine gute Zusammenarbeit. Letztlich ist es sein Leben und seine Biografie. Ich mache das – wie bei Boris Becker oder im aktuellen Fall Kevin Prince Boateng – immer so, dass ich Interviews mit den Menschen führe. Meistens zehn Stück für zehn Kapital à mehreren Stunden. Diese Interviews bringe ich in eine saubere Form und verdichte sie. Klar, diskutiert man dann mal, ob diese Stelle noch mit rein kann oder ob jener Name genannt werden darf – auch aus juristischen Gründen. Aber alles in allem war es ein spannendes Projekt.

Apropos Namen nennen: Carsten Maschmeyer soll Göker mit Klage gedroht haben, wenn er ihn im Buch erwähnt.

Ja, das habe ich auch gelesen. Wobei man sagen muss, dass alles, was Göker über Maschmeyer erzählt, nur positiv ist. Maschmeyer ist sein Idol.

Wie denkt Mehmet Göker über das nach, was hier in Deutschland passiert ist? Ist er sich einer Schuld bewusst?

Nein, er ist sich keiner Schuld bewusst. Er sagt, dass die Versicherer ihm die Möglichkeit gegeben haben, so zu arbeiten, wie er gearbeitet hat. Er habe den Versicherern viele, viele Millionen gebracht durch neue Kunden und davon habe er seinen Anteil abbekommen. So war damals das System und in dem System habe er eben gearbeitet. Da gibt es keine Reue.

Was er im Nachhinein kritisch sieht, ist, dass er zu schnell zu groß geworden ist. Und die Thematik mit den festen Freien und der Scheinselbstständigkeit unterschätzt hat. In dem Moment, als er diese Mitarbeiter alle fest anstellen musste, sind ihm die Kosten weggelaufen. Außerdem war der Laden zu groß geworden, Stornos folgten – da gerät ein Unternehmen schnell in Schieflage. Heute sagt er, er hätte früher auf die Bremse treten müssen.

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