Interview mit Ignacio De La Maza „Auch festverzinsliche Anlagen sollten flexibel sein“
DAS INVESTMENT: Herr De La Maza, inwiefern haben sich die Bedürfnisse von Anleiheinvestoren in den vergangenen Jahren geändert?
Ignacio De La Maza: Als ich vor 13 Jahren in das Investmentmanagement wechselte, investierten Anleger in ganz bestimmten Bereichen. Stand Sicherheit für ihr Kapital an erster Stelle, kauften sie Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten. Für höhere Renditen griffen sie zu Hochzinsanleihen.
Heute ist das anders. Zwar haben auf bestimmte Bereiche oder Themen fokussierte Fonds immer noch ihre Berechtigung. Daneben gibt es jedoch eine steigende Nachfrage nach ergebnisorientierten Fonds.
Können Sie das genauer beschreiben?
De La Maza: Anleger suchen immer häufiger nach Anlageinstrumenten, die kaum schwanken oder eine positive Gesamtrendite bieten. Engagements in bestimmten Anlagebereichen sind dagegen heute weniger gefragt. Gleichzeitig gibt es einen allgemeinen Trend zu passiven und insbesondere zu passiven festverzinslichen Anlagen. Das bereitet mir Sorgen.
Das Investment: Inwiefern Sorgen?
De La Maza: Viele dieser Produkte orientieren sich eng an einem Rentenindex. Bei Aktienindizes spielen die Marktkapitalisierung der Unternehmen und die Erwartungen der Anleger zum Unternehmensgewinnwachstum eine zentrale Rolle. Bei den meisten Anleiheindizes ist das Emissionsvolumen der Anleihen ein zentrales Kriterium für deren Aufnahme in den Index, sodass die am höchsten verschuldeten Unternehmen oder Staaten im Index am stärksten gewichtet sind. Das ist gefährlich. Anleger sollten sich fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, solche für Refinanzierungen besonders anfällige Schuldner im Portfolio zu haben, wenn deren Wirtschaftszyklus schon weit fortgeschritten ist.
Das leuchtet ein, aber eine ordentliche Rendite gibt es schon seit Jahren nur für riskante Anleihen.
De La Maza: Ich sehe auch die Bewertungen kritisch. Wir leben in einer verkehrten Welt, wenn Anleger bereit sind, bei Anleihen negative Renditen zu akzeptieren. Sicher gibt es dafür technische Gründe wie etwa in der Schweiz, wo die Zentralbank eine Negativzinspolitik verfolgt, oder bei deutschen Bundesanleihen, die vor politischen Unwägbarkeiten in Europa schützen können. Aber man muss in punkto Wirtschaft schon wirklich schwarz sehen, um solche Anlagen langfristig für sinnvoll zu halten.”
Wird es nicht bald eine Trendwende geben? Die Fed schwenkt allmählich um zu einer restriktiveren Geldpolitik.
De La Maza: Die unkonventionelle Geldpolitik ist mit verantwortlich für hohe Anleihekurse und höhere Korrelationen zwischen den Anlageklassen. Wenn Zentralbanken Billionen US-Dollar in den Markt pumpen, dann treibt diese zusätzliche Nachfrage natürlich die Kurse nach oben. Doch der Fed-Rückzug aus der quantitativen Lockerung ist nicht unbedingt das Fanal für eine Trendwende an den Anleihemärkten. So einfach ist das meines Erachtens nicht.