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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:45 UhrLesedauer: 4 Minuten
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Interview mit Matthias Hoppe, Franklin Templeton „Wir rechnen nicht mit einer wirklichen Zinswende“

Herr Hoppe, Sie haben ihre Fonds in letzter Zeit offensiver aufgestellt, was hat Sie dazu bewogen?

Hoppe: Es gibt seit einigen Monaten Anzeichen, dass sich das Wachstum global etwas beschleunigt. Die Aktienmärkte haben insbesondere nach der US-Präsidentschaftswahl zugelegt. Allerdings hat das unserer Ansicht nach weniger mit dem Ergebnis der Wahl zu tun. Keine Frage, die Wirtschaft in den USA ist und war robuster, als wir und andere das für 2016 erwartet haben. Der Stimmungswandel an den Märkten hatte schon vor der Wahl eingesetzt, die Fantasie über mögliche positive Folgen der Politik von Donald Trump für das Wachstum und die Unternehmensgewinne hat das sicherlich nochmal befeuert.

Hinzu kommt aber die bessere Entwicklung der Weltwirtschaft, insbesondere aus China heraus. Die wirtschaftspolitischen Impulse, die die Regierung dort schon Ende 2015 gesetzt hat, haben in 2016 gefruchtet. Die Geldmenge steigt, die Produzentenpreise steigen, das Kreditangebot und die Nachfrage tun es ebenfalls. Zum anderen hat China einen wichtigen Beitrag geliefert. Wir sehen auch wieder erste Anzeichen für Wachstum im Welthandel. Das hat es lange nicht gegeben, ist aber insbesondere für die Emerging Markets wichtig.

Wie legen Sie Ihre Asset-Allokation fest?

Hoppe: Wir analysieren alle Anlageklassen – Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen – und vergleichen sie relativ zu einander. Wir verfolgen dabei einen Top-down-Ansatz und beurteilen für jede Anlageklasse das makroökonomische Umfeld in den einzelnen Regionen. Wir analysieren fundamentale Faktoren, wie etwa die Gewinnentwicklung und die Margen bei Aktienmärkten und Sektoren, die Bewertung, aber auch Geldpolitik und Liquidität. Am Ende gibt es eine Empfehlung zu den Anlageklassen, woraus sich zum Beispiel unsere eher vorsichtige Haltung ableitet.

Welche Rolle spielen Aktien?

Hoppe: Aktien sind natürlich ein wichtiger Bestandteil eines Portfolios. Die Risikoprämie von Aktien ist eine der wichtigsten Quellen, um langfristig die Performanceziele zu erreichen. Da der Fokus auf der Volatilität der Portfolios liegt, variiert das Risikobudget für Aktien jedoch je nach Ausblick, dem Risikobeitrag und vor allem je nach relativer Attraktivität im Vergleich zu anderen Anlageklassen.

Und welche Rolle spielen Anleihen für Sie noch?

Hoppe: Bei klassischen Staatsanleihen, wie etwa Bundesanleihen, wird es heute schwierig. Zum einen ist das Risiko-Ertrags-Profil bei den immer noch sehr niedrigen Renditen unattraktiv. Man konnte im November und Dezember auch gut beobachten, was passiert, wenn Renditen in sehr kurzer Zeit steigen, insbesondere, wenn sie vorher noch bei rund null Prozent lagen oder gar negativ waren. Zum anderen ist in den vergangenen Jahren die Korrelation zwischen Staatsanleihen aus der Eurozone und Aktien immer weiter angestiegen und positiv geworden. Sprich: Diversifikationseffekte sind hier nicht mehr vorhanden.

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