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Interview mit M&G-Fondsmanagerin Claudia Calich Was bedeutet der Handelskrieg für Schwellenländer-Anleihen?

Claudia Calich: Die gebürtige Brasilianerin erklärt im Interview, welche Schwellenländeranleihen zurzeit für Investoren interessant sind und warum Wein und Käse aus Frankreich immer ihren Weg zum Endverbraucher finden werden.
Claudia Calich: Die gebürtige Brasilianerin erklärt im Interview, welche Schwellenländeranleihen zurzeit für Investoren interessant sind und warum Wein und Käse aus Frankreich immer ihren Weg zum Endverbraucher finden werden. | Foto: M&G Investments

DAS INVESTMENT: Wie empfindlich reagieren Schwellenländer auf Handelskriege?

Claudia Calich: Handelskriege können verschiedene Kanäle betreffen: Importwaren können teurer werden, die Währungen der Exportländer können abwerten und Anlageentscheidungen werden vielleicht aufgeschoben, bis mehr Klarheit herrscht. Handelskriege können auch das Konsumklima dämpfen, wenn die Unternehmen die höheren Preise weitergeben. Und nicht zuletzt können sich die finanziellen Rahmenbedingungen verschlechtern, wenn die Direktinvestitionen aus dem Ausland zurückgehen oder die Risikoprämie auf Anleihen oder Aktien steigt. All dies kann die Wirtschaft beeinträchtigen.

Was passiert im aktuellen Konflikt?

Momentan ist es noch schwierig, die genauen Folgen der Spannungen zu quantifizieren, da Produktionsstätten und internationale Versorgungsketten nicht über Nacht verändert oder in ein anderes Land verlegt werden können. Auch wenn neue Zölle auferlegt werden, ist es unter Umständen billiger, diese zu bezahlen anstatt einen gesamten Produktionsprozess in ein anderes Land zu verlagern. Es ist auch noch fraglich, ob US-Unternehmen die zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weitergeben und ob diese überhaupt höhere Preise akzeptieren werden.

Führt also kein Weg an den Zöllen vorbei?

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Manchmal ist es möglich, Zölle zu umgehen. Russland hat zum Beispiel Barrieren für bestimmte westliche Produkte eingeführt – Wein und Käse aus Frankreich haben aber über andere Länder trotzdem ihren Weg ans Ziel gefunden. Auswirkungen auf Dritte wären ebenfalls möglich. So könnten beispielsweise Handelsbarrieren für chinesische Waren die mexikanischen Exporte in die USA fördern. Bestimmte US-Automobilhersteller wie Ford verfügen bereits über große Werke in Mexiko.

Die Preise für Rohstoffe leiden bereits unter dem Konflikt. Rechnen Sie mit weiteren Rückgängen?

Ja, falls China deutlich weniger wachsen würde. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass der derzeitige Leistungsbilanzüberschuss Chinas nur noch knapp 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, wesentlich weniger also als die 10 Prozent vor zehn Jahren. Grund ist der Wandel der chinesischen Wirtschaft weg vom Export und hin zum Binnenkonsum. Heute braucht China Rohstoffimporte vor allem für eigene Infrastrukturprojekte, die Zölle gelten aber eher für die Herstellung von exportfähigen Produkten. Die Rohstoffnachfrage könnte daher weniger stark zurückgehen als von manchen erwartet.

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