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Interview mit Rob Lovelace und David Polak „Bei US-Aktien gibt es noch Kurspotenzial“

Rob Lovelace (l.) und David Polak: „Wir konzentrieren uns auf den Gesundheitssektor.“
Rob Lovelace (l.) und David Polak: „Wir konzentrieren uns auf den Gesundheitssektor.“ | Foto: Capital Group

Herr Lovelace, am 9. März jährte sich die Hausse auf dem amerikanischen Aktienmarkt zum zehnten Mal. Kann das so weitergehen?

Rob Lovelace: Dieses Jahr haben sich amerikanische Aktien wieder gut entwickelt. Ich denke schon, dass es so weiter gehen kann. Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind solide. Als der der S&P 500 Index vergangenen Dezember fast 20 Prozent gesunken ist haben wir unsere Aktienanalysten gefragt, ob sich die Fundamentaldaten soweit verschlechtert hätten, dass der Rückgang gerechtfertigt sei. Mit nur sehr wenigen Ausnahmen lautete die Antwort ‚nein‘.

Herr Polak, in den vergangenen Jahren sind Aktien außerhalb der USA deutlich zurückgeblieben. Wie sind Sie im Portfoliomanagement damit umgegangen?

David Polak: Die USA waren in den vergangenen zehn Jahren wirklich die beste Region für Aktieninvestitionen, zumindest was die Indexrenditen angeht. Uns interessieren aber einzelne Unternehmen – unabhängig vom Unternehmenssitz. Viele Top-Aktien stammen nicht aus den USA. Wir investieren nicht in Länder, Regionen oder Volkswirtschaften – wir investieren in Unternehmen.

Warum sieht das Bild auf Indexebene anders aus?

Lovelace: Ein Index ist immer so erfolgreich wie die Unternehmen, die gelistet sind. In Europa beispielsweise sind viele der größten Unternehmen in Indizes Finanzdienstleister, insbesondere Banken. Banken haben sich in den vergangenen Jahren nicht gut entwickelt, da das schwache Wirtschaftswachstum in der Eurozone und die negativen Zinssätze ihre Rentabilität beeinträchtigt haben. Im Gegensatz dazu sind viele der größten Bestandteile der US-Indizes Technologie- oder E-Commerce-Unternehmen wie Amazon, Apple, Microsoft und Alphabet. Wie wir alle wissen, haben sie sich zuletzt ziemlich gut geschlagen. Wenn man die Dinge lediglich auf Indexbasis betrachtet, genießen die USA also einen starken Rückenwind, der von einer Reihe starker Tech-Unternehmen erzeugt wird. Europa kann zwar einige Gesundheits- und Luxusgüterunternehmen aufweisen – darunter Astra Zeneca, Novartis, LVMH und Kering – aber etwas Vergleichbares wie Facebook oder Netflix gibt es nicht. Das spiegeln die Indexrenditen wieder.

Davon abgesehen glaube ich jedoch, dass sich internationale Aktien irgendwann wieder behaupten werden. Und es gibt bestimmte multinationale Unternehmen aus Europa, bei denen wir weiterhin sehr zuversichtlich sind, einschließlich Airbus. Das ist zum Teil auf den Duopolstatus mit Boeing als dem zweiten großen Flugzeughersteller der Welt zurückzuführen.

Die Bewertungen von US-Aktien sind im Vergleich zu Europa, Japan und vielen Schwellenmärkten relativ hoch. Machen Sie sich Sorgen über einen bewertungsbedingten Abschwung in den USA?

Polak: Ich würde die Vereinigten Staaten nicht von Investitionen ausschließen. Die Bewertungsunterschiede sind nicht besonders stark ausgeprägt. Oft sind schnell wachsende Unternehmen außerhalb der USA genauso hoch bewertet wie US-Unternehmen. Anleger legen unabhängig vom Unternehmenssitz generell Wert auf starkes Gewinnwachstum, innovative Produkte und Konkurrenzfähigkeit. Darüber hinaus sind in den USA – und in gewissem Maße auch in China – die hoch bewerteten Technologiegiganten angesiedelt. Das kann sich auch auf das Bewertungsbild insgesamt auswirken.