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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten

ESG-Analystin im Interview „Der Begriff Nachhaltigkeit ist beim Bergbau mit Vorsicht zu gebrauchen“

Pereshia Berlenbach von Earth Resource Investments (rechts) mit Minenarbeiterin in Botswana – der Betreiber hat 10 Frauen ausgebildet, etwa für das Steuern der speziellen LKWs
Pereshia Berlenbach von Earth Resource Investments (rechts) mit Minenarbeiterin in Botswana – der Betreiber hat 10 Frauen ausgebildet, etwa für das Steuern der speziellen LKWs: Minenbesuche sind eine Informationsquelle der ESG-Analystin. | Foto: Earth Resource Investments

DAS INVESTMENT: Bei Goldminen denken viele an schlechte Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung. Gibt es überhaupt einen nachhaltigen Goldabbau?

Pereshia Berlenbach: Da die Rohstoffe, die wir auf unserem Planeten abbauen, endlich sind, ist der Begriff der Nachhaltigkeit beim Bergbau per Definition mit Vorsicht zu gebrauchen. Vielmehr geht es um einen verantwortungsvollen als um einen nachhaltigen Bergbau. Wie die meisten anderen Industriezweige auch, bringt der Bergbau große ökologische und soziale Auswirkungen mit sich. Der Abbau von Gold oder anderen Rohstoffen kann jedoch auf verantwortungsvolle Weise erfolgen.

Pereshia Berlenbach; Bild: Earth Resource Investments

Was verstehen Sie unter verantwortungsvollem Bergbau?

Berlenbach: Entscheidend ist, dass wichtige Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in die Geschäftsstrategien der Unternehmen integriert werden, um genau die Dinge zu vermeiden, die der Branche vorgeworfen werden – schlechte Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen. Der größte Teil des Goldes wird in großen, industriellen, stark regulierten Minen abgebaut, die relativ wenig Land beanspruchen. Diese Bergbauprojekte von börsennotierten Firmen können zudem positive Entwicklungen in den Gemeinden in Gang setzen. Dies schließt zum Beispiel den Bau von Schulen, Krankenhäusern und Straßen ein sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in Gegenden mit oft sehr hoher Arbeitslosigkeit.

Schauen Sie sich bei Ihren Analysen auch an, wie Bergbaufirmen ein Gebiet hinterlassen?

Berlenbach: Heutzutage wird von Unternehmen – unabhängig von ihrer Größe, ihrer Branche oder ihrem Geschäftsumfeld – erwartet, dass sie negative Auswirkungen auf Umwelt, Mitarbeiter und Gemeinden vermeiden und alle Schäden beheben, die durch ihre Geschäftstätigkeit mitverursacht oder verursacht werden. Die Regulierung und Kontrolle von Bergbauunternehmen sind dabei essentiell. Minenbetreiber können diese Verantwortung nicht abgeben oder durch soziale Investitionen oder philanthropische Aktivitäten ausgleichen. Ob und wie Unternehmen ihren Verpflichtungen nachkommen, bewerten wir mithilfe eines intern entwickelten Analysetools.

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Wie hat sich die Branche in den vergangenen Jahren verändert?

Berlenbach: Die Bergbauindustrie gehört zu den wenigen Branchen, in denen ESG-Fortschritte nicht in erster Linie von Investoren vorangetrieben werden, sondern dadurch, dass die Firmen sich soziale und ökologische Lizenzen für ihre Betriebe sichern wollen. Bei börsennotierten Bergbauunternehmen gibt es seit Jahrzehnten strenge Umweltkontrollen. Nichtsdestotrotz hat sich der Druck auf die Betriebe, ihre Geschäftspraktiken transparent zu machen, in den vergangenen Jahren erheblich verstärkt. Ein Thema sind etwa die Lieferketten.

Was können die Unternehmen besser machen?

Berlenbach: In der Lieferkette der Bergbauindustrie gibt es eine Vielzahl von Akteuren. Standards entlang der gesamten Kette festzulegen und durchzusetzen ist eine große Herausforderung. Da sind wir noch lange nicht am Ziel, auch weil das Ökosystem noch nicht ausgereift ist. Ein Ansatz ist, Lieferketten mithilfe von Blockchain-Technologie transparenter zu machen. Eine Studie hat die Machbarkeit untersucht, allerdings gibt es noch viele offene Fragen.

Auf der nächsten Seite: Wie Earth Resource Investments Bergbau-Unternehmen bewertet und warum es zum Bergbau derzeit keine Alternative gibt.

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