DAS INVESTMENT: Die Bundesregierung hat kürzlich ein 500-Milliarden-Euro-Paket für Infrastruktur angekündigt. Was bedeutet das für Infrastrukturinvestments?
Roland Hantke: Diese Initiative könnte tatsächlich neue Investitionschancen im europäischen Infrastruktursektor eröffnen, sofern der Plan konsequent umgesetzt wird. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft besteht in Deutschland eine Finanzierungslücke von rund 600 Milliarden Euro. Besonders hoher Kapitalbedarf herrscht demnach bei der Dekarbonisierung mit etwa 200 Milliarden Euro sowie im Bereich der kommunalen Infrastruktur mit rund 177 Milliarden Euro.
Der Ausbau erneuerbarer Energien schafft durchaus Möglichkeiten für privates Kapital. Übertragungs- und Verteilnetze sind dagegen aufgrund ihrer regulatorischen Rahmenbedingungen und Eigentümerstrukturen für Investoren nur bedingt zugänglich.
Digitalisierung und Dekarbonisierung als Megatrends – auch bei Infrastruktur
Welche Megatrends prägen aktuell den Bereich Infrastruktur?
Hantke: Infrastrukturwerte stehen im Zentrum zweier struktureller Megatrends, die das kommende Jahrzehnt entscheidend prägen werden: Digitalisierung und Dekarbonisierung. Die fortschreitende Vernetzung durch Cloud-Technologien, Künstliche Intelligenz und mobile Endgeräte lässt den Bedarf an digitaler Infrastruktur weltweit massiv steigen.
Die Energiewende verläuft aber nicht ohne Rückschläge...
Hantke: Das ist richtig. Die Energiewende ist definitiv nicht frei von Risiken. Steigende Kosten, höhere Zinsen und reduzierte Fördergelder belasten die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte. Der dänische Energieversorger Orsted hat kürzlich angekündigt, die Entwicklung seines 2,4-Gigawatt-Offshore-Windparks Hornsea 4 im Vereinigten Königreich vorerst zu pausieren – mit Verweis auf die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Politische Kehrtwenden unter Trump verunsichern Investoren
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Infrastrukturprojekten? Hat sich mit Donald Trumps zweiter Amtszeit etwas verändert?
Hantke: Nachhaltigkeit bleibt trotz allem ein zentraler Treiber für Infrastrukturinvestitionen – insbesondere im Energiesektor. In vielen Ländern haben staatliche Programme zur Förderung erneuerbarer Energien dazu geführt, dass ein wachsender Anteil der Infrastrukturmittel in nachhaltige Projekte fließt.
Mit dem zweiten Amtsantritt von Donald Trump hat sich das regulatorische Umfeld in den USA allerdings spürbar verändert. Die neue Administration stoppte kürzlich vorübergehend den Ausbau des 0,8-Gigawatt-Offshore-Windparks von Equinor vor der Küste New Yorks – ein deutlich negatives Signal für den Markt. Solche politischen Kehrtwenden schüren bei Investoren Unsicherheit, besonders bei Solar- und Windprojekten. Auch die Diskussion um neue Importzölle auf Batteriespeicher verstärkt die Sorge, dass sich die Wirtschaftlichkeit künftiger Projekte verschlechtern könnte.
Bedeutet das eine Trendwende bei erneuerbaren Energien?
Hantke: Nein, der strukturelle Trend bleibt intakt: Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den vergangenen Jahren deutlich gefallen. Ihre Stromgestehungskosten liegen mittlerweile auf Augenhöhe mit denen fossiler Energieträger – und unterschreiten sie teilweise sogar. Das führt dazu, dass Investoren zunehmend bereit sind, sogenannte Merchant-Risiken einzugehen, also Projekte ohne langfristige Stromabnahmeverträge zu finanzieren.
Die Internationale Energieagentur prognostiziert sogar, dass Solarenergie bis 2033 zur weltweit wichtigsten Stromquelle aufsteigen und damit die Kohle ablösen wird – vorausgesetzt, die derzeitigen politischen Zusagen werden wie angekündigt umgesetzt. Kurzfristig bleibt jedoch die Aufrechterhaltung der Netzstabilität eine Herausforderung. Kohle- und Gaskraftwerke spielen weiterhin eine zentrale Rolle in der Grundlast- und Reservestromversorgung. Ihr vollständiger Ersatz lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren.
„Infrastruktur-Eltifs wirken stabilisierend auf das Portfolio“
Lassen Sie uns über Anlagemöglichkeiten für Privatanleger sprechen. Welche Vorteile bieten Infrastruktur-Eltifs – gerade in Zeiten unruhiger Börsen?
Hantke: Die überarbeitete Eltif-Verordnung – also der Eltif 2.0 – hat das Potenzial, die Kapitalanlage privater Investoren grundlegend zu verändern. Durch die Vereinfachung des regulatorischen Rahmens wird der Zugang zu langfristigen, illiquiden Anlageformen wie Infrastrukturinvestitionen erheblich erleichtert.
Infrastrukturprojekte gelten als vergleichsweise robuste Investmentoption. Sie zeichnen sich durch stabile, häufig inflationsgeschützte Cashflows aus, die aus langfristigen Verträgen resultieren. Gerade in unruhigen Börsenphasen, wenn traditionelle Assetklassen zunehmend miteinander korrelieren, bieten Infrastruktur-Eltifs eine Möglichkeit zur Diversifikation und Risikoreduktion. Sie wirken stabilisierend auf das Portfolio – ein entscheidender Vorteil in Zeiten geopolitischer Spannungen und volatiler Zinsen.
Eltif investiert in Transportlogistik, erneuerbare Energien und digitale Infrastruktur
Auf welche Themen- und Länderschwerpunkte setzt der Infrastruktur-Eltif der UBS?
Hantke: Mit dem UBS Infrastructure Opportunities legen wir den auf Fokus auf Co-Investitionen und Sekundärmarkttransaktionen in OECD-Ländern. Thematisch konzentrieren wir uns auf ein breites Spektrum klassischer Infrastruktursektoren – darunter Energie und Versorgung, Transport, Kommunikation sowie soziale Infrastruktur.
Besonders aussichtsreich erscheinen derzeit Investments in Transportlogistik, erneuerbare Energien und digitale Infrastruktur, da diese Bereiche strukturelles Wachstum mit langfristigem Kapitalbedarf verbinden. Unter anderem hat sich der Fonds am weiteren Ausbau einer großen Data-Center-Plattform in den USA beteiligt, und in Europa Investitionen in den Bereichen Logistik-Infrastruktur und Energieeffizienz abgeschlossen.
Über den Interviewten:
Roland Hantke ist Leiter im Bereich alternative Anlagen und Infrastruktur (Unified Global Alternatives, kurz: UGA) bei UBS Asset Management.