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Interview: „Solar-Förderung gleich Abwrackprämie mal zwei“

Josef Auer von DB Research
Josef Auer von DB Research
DAS INVESTMENT.com: Finanzminister Wolfgang Schäuble hat beschlossen, dass es künftig keinen Zuschuss mehr für Biomasse-, Solarheizungen und Wärmepumpen geben soll. Umweltminister Norbert Röttgen ist verärgert, zu Recht?

Josef Auer: Ja, ich würde mir etwas mehr Rationalität in der deutschen Politik wünschen. Viele Technologien zur ökologischen Wärmeerzeugung sind kurz vor der Konkurrenzfähigkeit mit anderen Wärmequellen und nun zieht der Staat den Stecker raus. Das ist überaus fragwürdig. Ich hoffe, dass die Entscheidung noch einmal überdacht wird und sich im Energiekonzept, dass die Regierung Ende dieses Jahres vorlegen will, ein anderes Bild zeigt. Mein Optimismus hält sich jedoch in Grenzen.

DAS INVESTMENT.com: Nicht verärgert ist Röttgen über die Novelle des EEG. Die Senkung der Einspeisevergütung für erneuerbare Energien, insbesondere für Solarstrom, hält er für angemessen. Was halten Sie davon?

Auer: Ich sehe das genauso. Schließlich sind die Preise für Solarmodule drastisch gesunken. Es ist nur logisch, dass die Förderung an den Markt angepasst wird. Solarstrom wird aber immer noch deutlich stärker gefördert als die Wärme aus Solarkollektoren, Biomasseheizungen und Wärmepumpen.

DAS INVESTMENT.com: In Zahlen?

Auer: Bei der Ökowärme reden wir über 120 Millionen Euro, die vom Staat kommen. Allein die 2009 aufgestellten Fotovoltaikanlagen werden mit 10 Milliarden Euro gefördert. Rein mathematisch ausgedrückt: Solar-Förderung ist gleich Abwrackprämie mal zwei und 80 Mal das auf Eis gelegte Anreizprogramm für Ökowärme.

DAS INVESTMENT.com: Warum wird dann ausgerechnet bei letzterem gespart? Das sind doch Peanuts.

Auer: Das ist ganz einfach zu erklären. Die Regelungen im EEG nagen nicht direkt an den Staatsfinanzen. Die Preise für Solarstrom werden durch eine Umlage auf alle Verbraucher bezahlt. Die Förderung der grünen Wärme hingegen belastet den Staatshaushalt direkt. Und Finanzminister Schäuble spart, wo er nur kann. Beim EEG kann er nicht.

DAS INVESTMENT.com: Was bedeutet das für den Markt der erneuerbaren Energien? Ist der Boom zu Ende?

Auer: Nein, auf keinen Fall. Der Boom rund um die Fotovoltaik wird weiter gehen. Schon im ersten Halbjahr werden wir überraschend gute Zahlen sehen.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie eigentlich selbst eine Solaranlage auf dem Dach?

Auer: Nein, bei uns geht das leider nicht. Das Dach ist nicht dafür geeignet. Wenn ich könnte, würde ich es aber sofort machen. >> Neue-Energien-Fonds im Crashtest

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