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Themen-Experte Aus Tradition die Zukunft im Blick

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Anlagestratege zieht Bilanz „Intuition ist nur ein fauler Ausweg“

Von in Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 7 Minuten
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Den Markt lesen lernen

In der Praxis müssen Sie also Ihren gesamten Anlageansatz anhand Ihrer aktuellen „Lesart“ des Marktes bewerten und herauszufinden, ob die anderen Marktteilnehmer Ihre Ansichten bald unterstützen werden. Oder nicht. Die ersten Anzeichen einer solchen Unterstützung können Sie selbstbewusster machen. Stimmt der Markt gegen Sie, werden Sie wahrscheinlich einen Ansatz verschieben oder ganz aufgeben, der vielleicht vernünftig und attraktiv war, sich aber als Verlustgeschäft entpuppt.

Der erste Fallstrick im interaktiven Prozess zwischen Überzeugung und Marktreaktion besteht darin, dass man leicht ins Stocken gerät, da der Markt in der Regel kein klares und schlüssiges Urteil abgibt. Die Fondsmanager können eine ganze Weile schwanken und ihre Bestände mal in die eine, mal in die andere Richtung korrigieren. Ich habe Edouard oft gehört, wie er seine Fondsmanager vor dieser Falle gewarnt hat. Er vergleicht das mit einem Gärtner, der seine Pflanzen immer wieder beschneidet, in der Hoffnung, sie in die gewünschte Form zu bringen – aber am Ende nur dürre, verkümmerte Sträucher hat. Bei Investitionen, die auf Überzeugungen beruhen, kann man es sich leisten, sich bei dem einen oder anderen Baum zu irren, solange man den Wald richtig sieht.

Bestätigungsfehler umgehen

Der zweite Fallstrick besteht darin, dass man, wenn man nur lange genug nach technischen Beweisen für seine Ansichten sucht, diese schließlich auch findet – selbst wenn es sie gar nicht gibt. Der Grund dafür liegt im Bestätigungsfehler, bei dem Informationen bevorzugt werden, die unsere Überzeugungen unterstützen, und Daten ignoriert werden, die sie widerlegen könnten. Wir alle neigen unbewusst dazu, die Dinge so zu sehen, wie wir sie gerne hätten. Und selbst die erfahrensten Fondsmanager laufen Gefahr, dem Bestätigungsfehler zum Opfer zu fallen.

Eine Möglichkeit zur Vermeidung des „Confirmation Bias“ besteht darin, sich bei der Marktanalyse auf völlig objektive Protokolle zu stützen. Anstatt nach einer Bestätigung der Ergebnisse der Fundamentalanalyse zu suchen, versuchen Sie, Korrelationen zwischen vergangenen oder erwarteten Ereignissen und dem Marktverhalten herzustellen. Sie beschränken sich darauf, Signale und Chartmuster in Marktbewegungen zu erkennen, die sich wahrscheinlich wiederholen werden.

Die Bedeutung von Signalen

Im Großen und Ganzen habe ich jedoch den Eindruck, dass die technische Analyse auf die höchst unambitionierte Entscheidung hinausläuft, sich der Verantwortung für das Denken zu entziehen. Ausgehend von der Annahme, dass die meisten Beobachter ein bestimmtes Signal gleich interpretieren, ist es unwahrscheinlich, dass eine solche Analyse allein einen ernsthaften Weg zu einer langfristigen Outperformance bietet.

Das bedeutet, dass Anleger die technische Analyse hauptsächlich so nutzen sollten, wie Physiker Experimente nutzen – als eine Möglichkeit zu überprüfen, inwieweit die Praxis die Theorie bestätigt. Es scheint also keine andere Möglichkeit zu geben, als einen sicheren Abstand zum blinden Glauben an Marktsignale zu wahren und gleichzeitig die Falle der kognitiven Verzerrung zu umgehen. Mit anderen Worten: Wir müssen unsere Freiheit diszipliniert ausüben. Anstatt den Signalen zu vertrauen, müssen wir ihre Bedeutung herausfinden.

Auf den Markt zu hören, um ihn dann noch effektiver zu hinterfragen: Diese schwierige Balance zwischen Intellekt und Sensibilität, zwischen Strenge und Instinkt zu finden, erfordert eine Qualität, die schwer fassbar und doch wesentlich ist. Sie geht weit über die Technik hinaus und man müsste sie eigentlich als Talent bezeichnen.

Antifragiles Unternehmen

Aber dennoch: Schätzungen zufolge treffen auch die besten Fondsmanager nur in etwa 60 Prozent der Fälle die richtige Entscheidung. Scheitern ist also ein integraler Bestandteil des aktiven Investierens. Es gehört viel Charakter dazu, Misserfolge zu akzeptieren, und viel Intelligenz, um daraus wertvolle Lehren für die Zukunft zu ziehen. Aber nicht alle Misserfolge sind gleich. Die Häufigkeitsverteilung der langfristigen Marktrenditen folgt keiner Normalverteilung. Tatsächlich enthält sie manchmal Ausreißer oder extreme Ergebnisse, die sehr weit von den historischen Durchschnittswerten entfernt sind, sei es aufgrund einer Finanzkrise, einer Pandemie oder eines anderen, noch unbekannten Faktors. Es kann nur wenige Monate dauern, bis solche Ereignisse jahrelange positive Renditen zunichtemachen – ganz zu schweigen von den Ersparnissen, die die Kunden einem Vermögensverwalter anvertraut haben.

Solche Ereignisse sind also von größter Bedeutung, und Carmignac verdankt einen großen Teil seines Rufs der Tatsache, dass das Unternehmen schon mehrfach Finanzkrisen überwunden hat. Das ist auch auf unseren Umgang mit Risiken zurückzuführen.

Indem ein System Krisen übersteht, zeigt sich, wie robust oder sogar antifragil es ist. Mit anderen Worten: Inwieweit es Schocks nicht nur standhalten, sondern auch gestärkt daraus hervorgehen kann. Carmignacs Management von Marktkrisen in den vergangenen 30 Jahren hat dieses Unternehmen ganz klar zu einem antifragilen Unternehmen gemacht.

Kultur und Werte

Im Jahr 2017 schrieb ich ein internes Memo mit dem Titel „The Difficult and Solitary Art of Risk Management“. Darin erklärte ich, dass es beim Risikomanagement mehr um die richtige Kultur als um die richtige Technik geht. Zu dieser gehört es, die den Finanzmärkten innewohnende Unsicherheit zu akzeptieren. Und man sollte selbstbewusst handeln sollte, wenn man nicht vorhersehen kann, was als Nächstes kommt.

Unsere Kunden vertrauen uns ihre Ersparnisse voll und ganz an, und aus diesem Vertrauen erwächst eine verbindliche Verpflichtung. Unsere Verpflichtung besteht nicht nur darin, ihre Anlagen zu verwalten, sondern auch darin, unseren Auftrag getreu zu vertreten. Wenn wir mit unseren Kunden sprechen, agieren wir als Abgesandte, die eine Vision der Vermögensverwaltung vermitteln.

Im Großen und Ganzen passen Edouard und Eric Helderlé, Managing Director von Carmignac Gestion Luxembourg, später auch Maxime Carmignac, Managing Director von Carmignac UK, und Christophe Peronin, General Manager Carmignac Gestion, unsere gesamte Organisation kontinuierlich an ein sich veränderndes Umfeld an. Dazu gehört auch, dass sie unsere Teams regelmäßig mit neuen Talenten verstärken, die aus der Vergangenheit schöpfen und unsere Zukunft mitgestalten können. Die fieberhafte Arbeit aller unserer Mitarbeiter ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Erfolgs. Aber sie ermöglicht es uns auch, eine einzigartige und immer stärkere Dynamik aus den Herausforderungen der nächsten dreißig Jahre zu ziehen.

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