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Invesco-Chefökonom: Folgen der Zinswende sind nicht kontrollierbar

John Greenwood
John Greenwood
Was beabsichtigt ein Notenbankchef, wenn er das Offensichtliche ausspricht und daran erinnert, dass auch Geld nicht ewig (fast) kostenlos sein kann? Ist es kalkulierter Bluff um die Investoren zur Ordnung zu rufen? Eine in ihrer Wirkung unterschätzte Nebenbemerkung oder gar neutraler Ausdruck einer ökonomischen Notwendigkeit? Für John Greenwood zeigt die Reaktion der Märkte auf die Ankündigungen des US-Notenbankchefs in erster Linie eins: Der gewaltige Einfluss der Zentralbanken auf die Märkte entzieht sich persönlicher Kontrolle. Letztendlich überlistet jedes Kalkül sich selbst.

„Mit welcher Entwicklung diesmal zu rechnen ist, wird vor allem vom Grad der bereits erreichten Bilanzgesundung und der Stärke der zugrundeliegenden Erholung abhängen sowie vom Ausmaß der gehebelten Positionen, die im Vertrauen auf die Zentralbankzusagen aufgebaut worden sind“, erläutert der Chefökonom des Vermögensverwalters Invesco. Er erinnert an den schmerzhaften Zinsanstieg 1994/95 und vergleicht ihn mit dem weniger schmerzhaften Zinsanstieg von 2004 bis 2006. Das alles beweise natürlich nur, dass nichts bewiesen ist.

Entsprechend nüchtern fällt auch der Ausblick auf die Volkswirtschaften im Einzelnen aus. So rechnet Greenwood in den USA mit noch knapp 2 Prozent Wirtschaftswachstum - gebremst von stotternder Konjunktur und niedriger Inflation diesseits der informellen 2 Prozent-Marke.

Europas Zukunft sieht Greenwood hingegen ungemein düster: Er erwartet einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,6 Prozentpunkte in Euroland und sieht auch keine Anzeichen für eine Erholung im kommenden Jahr. Großbritannien verortet er zwischen den USA und Kontinentaleuropa: Mit zentralbankgeschürter Inflation von 2,7 Prozent bei einem inflationsbereinigten Wachstum von 1,2 Prozent.

Der japanische Yen habe unterdessen aufgrund der Maßnahmen von Premierminister Shinzo Abe nun weit genug abgewertet um die japanische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig zu machen. Ob diese guten Voraussetzungen sich auch auf die Binnenwirtschaft übertragen können, macht Greenwood abhängig von der Investitionsbereitschaft der Banken, Unternehmen und Haushalte.

Das Wachstum der aufstrebenden Volkswirtschaften sieht Greenwood letztendlich gehemmt durch die mäßig bis düsteren Aussichten in den etablierten Industriestaaten. Die jüngsten Wachstumseinbrüche in China, Indien und Brasilien führt er insbesondere auf den Exportrückgang zurück.

Die Regierungen müssen sich daher bereits um einen möglichst nahtlosen Übergang von exportabhängigen zu binnenwirtschaftlich getriebenen Wachstumsmodellen bemühen. Nach Greenwoods Ansicht wird das besonders der weltweit größten Volkswirtschaft Probleme bereiten.

Insbesondere das Schattenbankwesen und die staatliche Devisenkontrolle stünden dem Wachstum Chinas im Wege. Greenwood rechnet daher auch in China mit einem Rückgang des Wachstums in den einstelligen Bereich auf 7,6 Prozent, auch die Inflation der Verbraucherpreise schätzt er weiterhin niedrig bei 2,2 Prozent ein.

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