Invesco-Chefstrategin Kristina Hooper
Warum Anleger nicht auf die Notenbanken setzen sollten
Die Hinweise auf eine Wachstumsverlangsamung mehren sich und die Erwartungen an eine Lockerung der Geldpolitik nehmen zu. Kristina Hooper, Chefstrategin beim Fondsanbieter Invesco, bezweifelt, dass die Notenbanken auch diesmal wieder zu Hilfe eilen werden.
Wie die Financial Times berichtet, sind europäische Wirtschaftsführer in der vergangenen Woche zu einem privaten Treffen mit Vertretern der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammengekommen, um ihre Sorgen über die Verfassung der Wirtschaft zum Ausdruck zu bringen. Es ist anzunehmen, dass sie sich mit der EZB getroffen haben, da sie sich von ihr eine anhaltend akkommodierende Geldpolitik erhoffen.
Ich glaube allerdings, dass diese in der Vergangenheit durchaus richtige Annahme künftig möglicherweise nicht mehr zutreffen wird. Schließlich mag sein, dass die Gesamtinflationsrate durch den massiven Einbruch des Ölpreises gesunken ist –die Fed orientiert sich aber an der Kerninflation ohne...
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Wie die Financial Times berichtet, sind europäische Wirtschaftsführer in der vergangenen Woche zu einem privaten Treffen mit Vertretern der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammengekommen, um ihre Sorgen über die Verfassung der Wirtschaft zum Ausdruck zu bringen. Es ist anzunehmen, dass sie sich mit der EZB getroffen haben, da sie sich von ihr eine anhaltend akkommodierende Geldpolitik erhoffen.
Ich glaube allerdings, dass diese in der Vergangenheit durchaus richtige Annahme künftig möglicherweise nicht mehr zutreffen wird. Schließlich mag sein, dass die Gesamtinflationsrate durch den massiven Einbruch des Ölpreises gesunken ist –die Fed orientiert sich aber an der Kerninflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise. Ein wichtiger Faktor für die Kerninflation ist das Lohnwachstum. Falls die Löhne weiter so stark steigen sollten wie zuletzt – im US-Arbeitsmarktbericht für Oktober wurde über einen Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne um über 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr berichtet – könnte die Fed keine ausreichende Flexibilität haben, um bei ihren Zinserhöhungen eine Pause einzulegen.
Und obwohl ich davon ausgehe, dass die EZB in den kommenden Monaten an ihrer sehr akkommodierenden Geldpolitik festhalten wird – und das Ende ihrer Anleihenkäufe sogar nochmals verschieben könnte – könnte sich die Haltung der EZB ändern, wenn ihr Präsident Mario Draghi im Oktober 2019 aus dem Amt scheidet. Sollte Draghis Nachfolger eher den geldpolitischen „Falken“ zuzuordnen sein, könnte die Situation schnell anders aussehen.
Mein Fazit: Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass die Zentralbanken weiter ein so umfangreiches Sicherheitsnetz spannen werden, wie sie es in den letzten zehn Jahren getan haben. Tatsächlich dürften die Notenbanken künftig eher einen Risikofaktor darstellen. Dies und die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen dürften für mehr Volatilität sorgen. In diesem Umfeld dürften die Unternehmensfundamentaldaten zu einem wichtigeren Performancetreiber werden, als sie es in den letzten zehn Jahren waren, als Risikoanlagen von einem komfortablen geldpolitischen Sicherheitsnetz profitierten.
Ungeachtet der zuletzt eher düsteren Marktstimmung rechne ich weiterhin mit einer moderaten Erholung an den Aktienmärkten, so dass diese das Jahr im Vergleich zum aktuellen Niveau zumindest etwas höher schließen dürften.
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