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Invesco-Rentenmanager Paul Read „Höchste Priorität hat die Liquidität“

Von Aktualisiert am in InterviewsLesedauer: 5 Minuten
Paul Read leitet zusammen mit Paul Causer das Anleihe-Team von Invesco im englischen Henley.
Paul Read leitet zusammen mit Paul Causer das Anleihe-Team von Invesco im englischen Henley. | Foto: Invesco

DAS INVESTMENT: Bei unserem Gespräch am 24. Februar war Ihr Ausblick für die Rentenmärkte negativ. Seither ist viel passiert.

Paul Read: Das stimmt. Das Umfeld für Zinsanlagen war nicht gut. Die Renditen waren extrem niedrig, in vielen Bereichen sogar negativ. Zu dem Zeitpunkt sagte ich, dass wir im Ernte-Modus seien – dank der starken Nachfrage konnten wir Anleihen zu hohen Kursen verkaufen und die Früchte früher eingegangener Risiken ernten. Ich sah nur sehr wenige Chancen für den Kauf von Anleihen mit einer ansprechenden Vergütung des eingegangenen Risikos.

Und jetzt in der Corona-Krise?

Read: Die Situation sieht ganz anders aus. Die Renditen sind sehr rasch gestiegen. Die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen, die Spreads, sind so hoch wie zuletzt zur Zeit der Euro-Krise. Dazu haben wir aber auch noch enorme neue Risiken.

Die aktuell wichtigsten Dinge haben aber nichts mit Finanzen zu tun. Wir befinden uns mitten in einer globalen Gesundheitskrise mit tragisch hohen Opferzahlen. In unserem Arbeitsumfeld, der Welt der Wirtschaft und der Märkte, würde ich sagen, dass wir derzeit einen direkten realwirtschaftlichen Schock und in der Folge einen Marktschock erleben, sowohl in makroökonomischer als auch in mikroökonomischer Hinsicht. Die Märkte hadern mit den Wachstums- und Gewinnerwartungen.

Handelt die Politik derzeit richtig, um die ganz großen Folgen für das Wirtschaftsleben zu verhindern?

Read: Die Politik reagiert sehr schnell und scheint bereit zu sein, alles zu tun, was nötig ist. Aufgrund der Natur dieser Krise liegt der Fokus auf fiskalpolitischen Maßnahmen und Maßnahmen zur Stärkung des Kreditsystems. Was auch immer die Politik jetzt macht – es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Unternehmensinsolvenzen kommen. In dieser Situation ist die Bilanzstärke von entscheidender Bedeutung.

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Was heißt das für die Rentenmärkte?

Read: Die Kreditmärkte beginnen, diese neuen Risiken zu verarbeiten. Dadurch sind die Renditen und Spreads gestiegen. Wir haben es aber mit einer für uns völlig neuen Situation zu tun. Wir wissen nicht, wann wir diese Krise überwunden haben werden.

Solange sie aber andauert, müssen wir uns auf eine hohe Volatilität einstellen. Tempo und Ausmaß der Wertverluste an den Unternehmensanleihemärkten sind außergewöhnlich. Zum Teil scheint es hier zu einem undifferenzierten Ausverkauf gekommen zu sein. Aufgrund der geringen Liquidität im Sekundärmarkt haben Investoren zeitweilig eher so viel verkauft, wie sie konnten, als wie sie wollten.

Welche Prioritäten haben Sie als Portfoliomanager in diesem Umfeld?

Read: Höchste Priorität hat für mich die Liquidität. Ich habe schon mehrere Marktkrisen erlebt und weiß, wie wichtig Liquidität da ist. Als Portfoliomanager habe ich die Verantwortung, das Geld meiner Kunden sorgfältig für sie zu verwalten und in der Lage zu sein, es ihnen zurückzuzahlen, wenn sie es zurückhaben wollen. Also habe ich sichergestellt, dass wir eine sehr hohe Liquidität haben, um Rücknahmeanträge bedienen zu können, wenn Kunden in diesem Umfeld selbst Liquidität benötigen.

Aber auch, um in günstiger bewerteten Märkten neue Anlagen tätigen zu können. Als aktiver Manager weiß ich, wie wertvoll Liquidität sein kann, wenn andere Marktteilnehmer sie benötigen. Wenn die Konditionen stimmen, stelle ich dem Markt gerne Liquidität bereit – zu einem meiner Ansicht nach vorteilhaften Preis für meine Kunden.

Ihr Blick nach vorne?

Read: Im weiteren Verlauf dieser Krise werde ich nach Chancen Ausschau halten, um das Kreditrisiko selektiv zu erhöhen. Die Analysten im Team beobachten die Anleihen und Unternehmen in ihren Branchen und durch unser Handelsteam behalten wir den jederzeitigen Überblick über die Marktkonditionen. Meine Einschätzung des Marktausblicks vor Ausbruch dieser Krise war negativ. Daher waren meine Portfolios eher defensiv aufgestellt. Das war ein Vorteil.

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