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Investec-Anleihen-Experte Wilfred Wee Warum der Renminbi nicht abstürzen wird

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Die Kritik an der prozyklischen Währungspolitik im Juli veranlasste China Anfang August, Maßnahmen zur Aufwertung des Renminbi zu ergreifen. So wurde die Mindestreserve-Anforderung von 20 % für Banken, die auf RMB lautende Devisentermingeschäfte anbieten, wieder eingeführt. Ferner wies das Monetary Policy Committee der chinesischen Zentralbank in einem Lagebericht für das zweite Quartal erneut darauf hin, dass Währungsabwertungen kein geeignetes Mittel zur Bewältigung von Handelskonflikten seien.

In den vergangenen Wochen wurde zudem mehrmals über eine Reduzierung der Devisentransaktionen in den Freihandelszonen berichtet. Dadurch sollen die Transaktionskosten erhöht werden. Unterdessen bestätigte die chinesische Zentralbank am 24. August die Wiedereinführung eines antizyklischen Faktors bei der täglichen Fixierung des USD/RMB-Referenzkurses. Dabei handelt es sich um eine Maßnahme gegen das prozyklische Verhalten aufgrund des jüngsten Währungsverfalls. Die Konfliktparteien haben ihre Positionen deutlich gemacht doch weitere Entwicklungen sind noch nicht abzusehen.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Entwicklung des RMB ist abhängig von der Entwicklung der Handelsbeziehungen mit den USA. Zwar könnte vor den Treffen von US-Präsident Trump mit Chinas Staatschef Xi Jinping im Rahmen der bevorstehenden APEC- und G20-Gipfel im November eine Übereinkunft erzielt werden, nach unserer Einschätzung ist dies jedoch nicht realistisch. Angesichts der strategischen Interessen der beiden wirtschaftlichen Supermächte rechnen wir viel mehr mit einem langwierigen, offensiv geführten Handelskonflikt. Ferner gehen wir davon aus, dass sich an der anti-chinesischen Rhetorik von Präsident Trump bis zu den Kongresswahlen in den USA im November nichts ändern wird.

Chinas Staatsmedien schlagen einen versöhnlicheren Ton an und halten sich mit Provokationen zurück.

Chinas mögliche Reaktionen

Eine Deeskalation der aktuellen Spannungen liegt eindeutig in Chinas Interesse. Seit einigen Wochen reagiert die chinesische Regierung zurückhaltender im Vergleich zu den Vergeltungsmaßnahmen zu Beginn der Krise.

Auch Chinas Staatsmedien schlagen einen sanfteren Ton an und halten sich mittlerweile mit provokativen Bemerkungen wie „wir werden angemessene Gegenmaßnahmen ergreifen” zurück. Die jüngsten Währungsbewertungen könnten ein Hinweis sein, dass die schwache Währung einer möglichen Beilegung des Konflikts mit den USA nicht im Wege stehen soll. Angesichts der unvorhersehbaren US-Handelspolitik dürfte die chinesische Führung Schritte zur Stärkung der Binnennachfrage ergreifen. Dabei rechnen wir nicht nur mit den üblichen geldpolitischen Maßnahmen, sondern auch mit einer Neuorientierung bei der Steuer- und Industriepolitik.

Seit einigen Jahren entfernt sich die chinesische Wirtschaft von einem auf Investitionen beruhenden Wachstumsmodell und weist eine größere Abhängigkeit von Konsum und Dienstleistungen auf. Eine wachstumsfördernde Politik in diesen Bereichen ist entscheidend für ein breites und stabiles Wirtschaftswachstum.

Mittel- bis langfristig kann eine Stärkung des RMB letztendlich nur durch Produktivitätssteigerungen und bessere Investitionsaussichten in China erreicht werden. Entscheidend hierfür sind stabile Wachstumsbedingungen, wirtschaftliche Modernisierungen und weitere marktorientierte Reformen. Nach unserer Einschätzung handelt es sich dabei um zentrale Themen der chinesischen Wirtschaftspolitik.

Fazit: Geringes Risiko eines weiteren Wertverfalls

Nach wie vor ist keine schnelle Lösung des Handelskonflikts zwischen China und den USA in Sicht. Dennoch schätzen wir das Risiko eines weiteren Wertverlusts als gering ein. Bei weiteren Wertverlusten würde die chinesische Regierung zusätzliche Stärkungsmaßnahmen ergreifen, um eine mögliche Destabilisierung der Binnenmärkte zu verhindern.

Dies zeigt sich auch an der Wiedereinführung des antizyklischen Anpassungsfaktors. Zudem würde ein erneuter deutlicher Wertverfall die Handelsbeziehungen zu den USA zusätzlich belasten. Nach unserer Einschätzung wird China, u.a. aufgrund der erfolgreichen Handelsgespräche zwischen den USA und Mexiko, in Zukunft eine entgegenkommendere Verhandlungsstrategie verfolgen.

Autor Wilfred Wee ist Portfoliomanager des All China Bond bei der Fondsgesellschaft Investec AM.

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