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in Fondsmanager-InterviewLesedauer: 4 Minuten

Investec-Manager Blake Hutchins über aktuelle Kaufgelegenheiten „Qualitätsaktien zeigen ihre Stärke vor allem in schwierigen Zeiten“

Blake Hutchins, Manager des Investec Global Quality Equity Income Fund
Blake Hutchins, Manager des Investec Global Quality Equity Income Fund | Foto: Investec Asset Management

DER FONDS: Ihr Fonds hat sich über die vergangenen Jahre gut entwickelt. Seit etwa drei Monaten hinkt er aber dem MSCI World hinterher. Haben Qualitätsaktien eine schwere Zeit?

Blake Hutchins: Das Portfolio wurde für einen sehr volatilen Markt geschaffen. Qualitätsaktien zeigen ihre Stärke vor allem in schwierigen Zeiten. Eine Auswertung seit der Auflegung im Jahr 2007 zeigt, dass wir in starken Aufwärtsmärkten etwas hinterherhinken. Unsere Stärke liegt in den Abwärtsmärkten, dort haben wir im Vergleich gut abgeschnitten. In den vergangenen drei Monaten sind zum Beispiel Emerging Markets gut gelaufen. Dort sind wir kaum investiert. Bei den Sektoren haben sich Zykliker wie Finanzen oder Energie sehr gut entwickelt, auch diese Unternehmen stehen typischerweise nicht auf unserer Kaufliste. Profitiert haben wir von der Stärke der Technologieaktien, davon haben wir einige im Portfolio.

Der Fonds setzt auf Qualitätsaktien mit Income-Potenzial. Was verstehen Sie darunter?

Wir suchen Unternehmen mit einem klaren Wettbewerbsvorteil. Entscheidend ist, dass sie ein signifikantes Wachstumspotenzial aufweisen und eine gute Kapitalrendite, die deutlich über den Kapitalkosten liegt. Unternehmen mit diesen Merkmalen verfügen über hohe Cashflows. Das ist für uns sehr wichtig, nicht nur für unseren Fokus auf Qualität, sondern auch für uns als Income-Investoren. Unternehmen können aus dem wachsenden Cashflow eine steigende Dividende zahlen.

Nennen Sie doch mal ein Beispiel für ein solches Unternehmen.

Automatic Data Processing, kurz ADP. Das US-Unternehmen entwickelt Software fürs Personalmanagement. Die Umsätze wachsen jedes Jahr um 7 bis 8 Prozent. Das Unternehmen hat seine Margen gesteigert, und der Cashflow wächst zweistellig. Es erzielt über 1,5 Milliarden Dollar freien Cashflow pro Jahr, zahlt davon aber nur 800 Millionen Dollar als Dividende. Uns gefällt sehr, dass nur rund die Hälfte ausgeschüttet wird. Das ist ein Zeichen, dass die Dividende sehr nachhaltig ist. Zudem kann ADP den Rest des Cashflows nutzen, um das Unternehmenswachstum voranzutreiben, entweder durch organisches Wachstum oder durch Zukäufe.

Fast die Hälfte des Portfolios ist im Basiskonsumgüter-Sektor investiert. Was mögen Sie an diesen Unternehmen?

Die Geschäftsmodelle der Unternehmen aus diesem Sektor sind defensiv. Sie verkaufen Güter, die man immer wieder braucht. Wenn meine Geschirrspül-Tabs aufgebraucht sind, kaufe ich mir neue. Die Umsätze sind daher robust und gut vorhersehbar. Die Firmen haben keine großen Ausgaben für Anlagen oder Maschinen, sondern erzeugen viel Cashflow. Wenn sie wachsen – und in diese Unternehmen investieren wir – produzieren sie immer mehr Cashflow. So können sie gute nachhaltige Dividenden zahlen.

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Aber sind gerade diese Unternehmen nicht schon viel zu teuer?

Darüber wird viel geschrieben und diskutiert. In den vergangenen zehn Jahren wurden die Aktien aber gar nicht so häufig neu bewertet. Ihr größter Performance-Treiber ist ihre Fähigkeit, ihr Wachstum und ihren Cashflow zu steigern. Wir finden hier noch viele aus unserer Sicht attraktiv bewertete Unternehmen. Allerdings sehen wir auch, dass einige Aktien tatsächlich schon zu teuer sind. In der Spitze hatten wir im Fonds 60 Prozent im Basiskonsumgüter-Sektor investiert, jetzt sind es nur noch 45 Prozent.

Auch regional ist der Fonds relativ konzentriert. Über 70 Prozent des Portfolios sind in den USA und Großbritannien investiert. Ist das typisch?

Wir gehen dorthin, wo die Unternehmen sind. Und die besten Unternehmen der Welt gibt es in den USA. Wir sehen die Kapitalrendite als gutes Qualitätsmerkmal. Hier haben die amerikanischen Unternehmen die besten Werte, gefolgt von Großbritannien, dann kommt Europa. In Japan und den Emerging Markets finden wir zwar auch Titel, zum Beispiel Japan Tobacco, aber nicht so viele. Tatsächlich sind gerade in den Emerging Markets die Unternehmen mit hoher Qualität aus unserer Sicht zu teuer.

Wird der Markt drehen und wieder vorteilhafter für Ihre Strategie werden?

Wir machen keine kurzfristigen Top-down-Prognosen für die Märkte. Zyklische Aufwärtsmärkte sind aber oft sehr steil und relativ kurz. Für uns mehren sich die Gelegenheiten, dass wir seit langem wieder mal vergleichsweise günstig unsere bevorzugten Aktien aufstocken können.

Wo sehen Sie solche Gelegenheiten?

Reckitt Benckiser, ein Hersteller von Reinigungsprodukten und Haushaltswaren, trägt schon längere Zeit positiv zur Fondsperformance bei. Der Report zum dritten Quartal war etwas schwächer als der Markt erwartet hat. Die Aktie wurde daher trotz gestiegener Umsätze abgewertet. Auch andere Marktteilnehmer ergreifen Chancen. Zum Beispiel haben wir kürzlich diskutiert, ob wir Tabak-Aktien nachkaufen, die relativ schlecht gelaufen sind. Ein paar Tage später kam dann das Angebot von British American Tobacco, den Wettbewerber Reynolds zu übernehmen. Das war für uns sehr vorteilhaft, da Reynolds im Portfolio ist. British American Tobacco hat den Zeitpunkt sicher nicht zufällig gewählt. Reynolds war in den vergangenen Monaten stark zurückgefallen, als die zyklischen Werte stärker performten.

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