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Investieren abseits der Börsen Keine Mindestanlage, flexiblere Fonds-Regeln – was Experten von der Eltif-Reform erwarten

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Dass mit der Reform mehr Schwung in den Markt kommt, erwarten auch die Produktanbieter. „Mit der Reform des Eltif beseitigt der Gesetzgeber zentrale Hürden, die private Investitionen in Infrastruktur bisher erschwert haben“, sagt Dirk Holz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Commerz Real Fund Management. Durch den Wegfall der Vermögensgrenze von 100.000 Euro für Investoren erweitere sich der Kreis potenzieller Anleger deutlich und es könne zusätzliches Kapital in Infrastrukturprojekte der Energiewende fließen.

Die Luxemburger Kapitalverwaltungsgesellschaft der Commerzbanktochter Commerz Real betreut unter anderem den im Jahr 2020 gestarteten Eltif Klimavest, der sich auch an Privatanleger richtet. Das Portfolio umfasst dem Anbieter zufolge 33 Wind- und Solarparks sowie zehn Projektentwicklungen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweden und Finnland. Im Januar 2023 hat der Fonds die Milliardenmarke überschritten.

 

Vermögensverwalter Blackrock begrüßt die Reform ebenfalls: „Durch die Änderungen wird es unter anderem für Banken und Finanzdienstleister noch einfacher werden Eltifs im Rahmen der bereits existierenden Beratungsprozesse ihren Kunden anzubieten“, meint Benjamin Fischer, Leiter Banken und strategische Kunden bei Blackrock Deutschland. Bereits in den vergangenen Jahren sei das Interesse hoch gewesen. „Dank der Anpassung der Eltif-Verordnung erwarten wir hier jetzt nochmal eine weitere Beschleunigung“, so der Eltif-Experte. Blackrock plane in diesem Jahr zwei neue Produkte aufzulegen.

Verbraucherschutz zu lasch? Kritik an Reform kommt von den Grünen

Kritik an der Reform kommt dagegen von den Grünen. „Mit der geplanten Öffnung der Eltifs auch für Kleinanleger mit geringem Anlagekapital macht die EU-Kommission den zweiten Schritt vor dem ersten“, so der damalige finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Grüne/EFA im Europäischen Parlament, Sven Giegold, bei der Vorstellung der Reformvorschläge im November 2021. Bevor die EU-Kommission bestehende Verbraucherschutzregeln aufweiche, müsse sie erst das Marktversagen bei der Finanzberatung von Kleinanlegern beenden, so der Politiker weiter, der im Dezember 2021 als Staatssekretär ins Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wechselte.

Eine flächendeckende unabhängige Finanzberatung könne massenhafte Fehlkäufe verhindern. „Doch solange die Mifid II die provisionsgetriebene Beratung mit ihren grundlegenden Fehlanreizen weiter erlaubt, bleibt unabhängige Finanzberatung in weiten Teilen Europas ein Nischenphänomen“, so Giegold weiter. Die EU-Kommission feilt aktuell an einer EU-weiten Kleinanlegerstrategie – auch ein Provisionsverbot wird diskutiert. Die Grünen sprechen sich für eine solche Regelung aus.

 

Eltifs könnten für Kleinanleger zwar eine sinnvolle Langfristanlage sein, durch die geplante starke Ausweitung den Anlagespektrums verliere das Produkt aber an Profil, meint Grünen-Finanzpolitiker Giegold. „Kleinanlegern wird es schwer gemacht, den Durchblick bei den komplexen, hochriskanten und oft teuren Produkten zu behalten.“

Partners-Group-Experte: Privatanleger müssen bei Eltifs genauer hinschauen

Markus Pimpl von der auf Privatmarkt-Anlagen spezialisierten Partners Group sieht das ähnlich: „Privatanleger werden zukünftig genauer hinschauen müssen, was sie mit dem Eltif-Label wirklich kaufen.“ Der Fokus der Reform liege darauf, das Produktangebot zu vergrößern. In diesem Zuge seien einige der ursprüngliche Investorenschutzregelungen aufgeweicht worden, etwa die volle Gebührentransparenz durch Direktinvestitionen. Mit der Möglichkeit, nun auch in Dachfonds zu investieren, entstehe nun eine „zweite Gebührenebene“.

Der Anteil liquider Anlagen im Portfolio wie Ucits-Fonds werde zudem auf maximal 45 Prozent angehoben. „Einen Fonds als Privatmarkt-Lösung anzubieten und möglicherweise mit 45 Prozent liquiden Anlagen zu bestücken, käme eigentlich einem Etikettenschwindel nahe“, so der Eltif-Experte. Das sei aber künftig möglich.

Durch die Lockerung der Anlagerichtlinien könnten auch Fonds-Anbieter, die über begrenzte Investitionskapazitäten in den privaten Märkten verfügen, Eltifs auflegen. Es sei zu erwarten, dass Privatanleger in den kommenden Jahren aus einem deutlich breiteren Produktangebot wählen könnten. „Inwieweit die Quantität allerdings ein guter Indikator für Qualität ist, kann durchaus kritisch gesehen werden“, so Pimpl.

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