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Investieren: Die acht größten Fehler bei der Geldanlage

Irrtum Nr. 1: Investieren ist nichts für mich
Einer aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva) zufolge, gaben 50 Prozent der Befragten an, sich mit dem Thema Geldanlage nicht zu beschäftigen. Und das, obwohl die private Altersvorsorge stark an Dringlichkeit gewinnt.
Oftmals sind es falsche Vorstellungen, die Menschen davon abhalten, sich aktiv um ihre Finanzanlagen zu kümmern. So glauben viele Personen, dass Investieren nur etwas für die Vermögenden dieser Welt sei. Aber gerade durch die richtige Geldanlage kann sich jeder mit der Zeit ein Vermögen aufbauen. Auch wer klein anfängt, kann mit Sparplänen über die Jahre viel erreichen.
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Irrtum Nr. 2: Für meine Zwecke reichen Bankeinlagen aus
Auf 7,25 Billionen Euro belief sich das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland Ende 2022. 3,11 Billionen Euro davon werden als Bankeinlagen (zum Beispiel Tagesgeld, Sparkonto) gehalten oder als Bargeld gehortet. Zinsen dafür gibt es kaum oder gar nicht.
Bedenklich stimmt in diesem Zusammenhang, dass laut der zuvor erwähnten Diva-Umfrage rund jeder fünfte Befragte meint, Tagesgelder und Sparbücher seien geeignete Sparformen, um der Inflation entgegenzuwirken. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall: Ein Einlagezins von 0,5 Prozent führt bei einer Inflationsrate von 6 Prozent auf ein Jahr gerechnet zu einem Kaufkraftverlust des Guthabens um 5,5 Prozent. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro sind das 550 Euro realer Vermögenswertverlust. Wer Vermögen aufbauen und nicht vernichten will, muss sich gerade in inflationären Zeiten mit rentableren Alternativen befassen.
Irrtum Nr. 3: Aktien sind zu riskant und deshalb nicht für die private Vorsorge geeignet
Zwar ist die Aktionärsquote in Deutschland zuletzt gestiegen. Allerdings schrecken noch immer viele Bundesbürger davor zurück, in Aktien zu investieren, etwa über Aktien-ETFs oder Aktienfonds. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Angst vor Verlusten.
Dass sich Aktienmärkte nicht linear entwickeln, sondern im Zeitverlauf schwanken, also auch mal zurückfallen können, ist klar. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich der Aktienmarkt auf lange Sicht durch überdurchschnittliche Renditechancen auszeichnet.
Dazu ein Beispiel: Seit seinem Start im Jahr 1988 hat der deutsche Leitindex Dax – trotz aller Kurseinbrüche durchschnittlich um rund 8 Prozent pro Jahr hinzugewonnen. Aktien sollten also kein Tabu bei der privaten Vorsorge darstellen. Erst sie bringen so richtig Schwung in die Vermögensplanung.
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Irrtum Nr. 4: Die Verzinsung einer Anlage ist auf lange Sicht gar nicht so wichtig
Das ist eine große Fehleinschätzung. Denn über welches Vermögen der Anleger am Ende verfügt, hängt in erheblichem Maße von der Rendite der Anlage ab. Grund dafür ist der Zinseszinseffekt.
Ein Vergleich verdeutlicht dessen enorme Wirkung: Wer über einen Banksparplan monatlich 250 Euro über 30 Jahre spart, sammelt bei einem angenommenen festen Zins von 1,5 Prozent pro Jahr und einer jährlichen Wiederanlage der Zinsen ein Kapital von rund 113.000 Euro an (ohne Gebühren und Steuern).
Wer dagegen in einen Fondssparplan einzahlt, der durchschnittlich 3,5 Prozent Rendite pro Jahr erzielt, kommt unter ansonsten gleichen Bedingungen auf ein Endvermögen von gut 157.000 Euro. Bei einer durchschnittlichen Rendite von fünf Prozent sind es sogar 204.000 Euro.
Irrtum Nr. 5: Wer an den Finanzmärkten investieren will, muss sich viel Zeit nehmen und über alles Bescheid wissen
Viele Menschen sind der Meinung, dass Anlegen an den Finanzmärkten nur etwas für Profis oder Nerds sei. Richtig ist: Wer an den Märkten loslegen will, sollte über ein fundiertes Grundwissen verfügen. Auch gilt es, die Finanzanlagen, für die man sich interessiert, zu verstehen. Um ein Gespür für die Märkte zu entwickeln, bietet es sich für Neueinsteiger an, diese eine Weile zu beobachten oder ein Testdepot zu eröffnen. Das hilft, die Marktmechanismen nachzuvollziehen und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Irrtum Nr. 6: Der Anlageerfolg hängt davon ab, den optimalen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden
Den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden – das ist die Wunschvorstellung vieler Anleger. In der Praxis ist das jedoch gleichsam einer Unmöglichkeit. Denn niemand kann mit absoluter Sicherheit vorhersagen, wie sich die Märkte entwickeln werden. Stattdessen sollte man regelmäßig per Sparplan investieren. Denn auf diese Weise kann man von dem Cost-Average-Effekt profitieren.
Was ist damit gemeint?
Mit einem Aktiensparplan erwirbt der Anleger – der monatlichen Rate entsprechend – eine bestimmte Anzahl von Anteilen an einem Aktienfonds oder einem Aktien-ETF. Bei sinkenden beziehungsweise niedrigen Kursen gibt es für ein Sparrate mehr Anteile als bei steigenden beziehungsweise hohen Notierungen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet ergibt sich daraus die Chance, einen vorteilhaften Durchschnittspreis zu erzielen. Voraussetzung für eine positive Wirkung des Cost-Average-Effekts ist es jedoch, dass sich die Kurse nach Rücksetzern wieder erholen und der Markt sich langfristig positiv entwickelt.
Irrtum Nr. 7: Bei der Aktienanlage gilt es, sich auf wenige Titel zu konzentrieren
Zu den zentralen Erkenntnissen der Portfoliotheorie gehört, dass das Gesamtrisiko durch Diversifikation, also die Streuung des Vermögens auf mehrere möglichst unkorrelierter Anlageklassen, gesenkt werden kann. Aber auch innerhalb einer Assetklasse wie Aktien spricht vieles für eine ausreichende Diversifikation. Auf diese Weise lassen sich die negativen Auswirkungen von Kursabstürzen bei einem einzelnen Wertpapier reduzieren.
Untersuchungen haben ergeben, dass ein Aktienportfolio zu konzentriert ist, wenn es sich nur aus bis zu 20 verschiedenen Positionen zusammensetzt. Um sowohl den Diversifikationsnutzen als auch die Renditechancen deutlich zu erhöhen, sollte die Allokation mindestens zwischen fünfzig bis hundert Titel umfassen. ETFs auf marktbreite Indizes können hierfür eine passende Anlage darstellen.
Irrtum Nr. 8: Kleine Unterschiede bei den Kosten spielen für den Anlageerfolg keine so große Rolle
Das ist ein großer Trugschluss. Selbst kleine Kostenunterschiede haben eine große Wirkung. Das zeigt das folgende Beispiel. Angenommen per Sparplan werden monatlich 200 Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren in aktiv gemanagten Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Europa investiert. Weiter sei unterstellt, dass der Fonds über den Anlagezeitraum eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5 Prozent erzielt und dass sich die Gesamtkostenquote des Fonds auf 1,5 Prozent pro Jahr beläuft.
In diesem Szenario beträgt das Endkapital nach Kosten rund 126.000 Euro. Alternativ kann in einen ETF auf einen europäischen Aktienindex investiert werden. Dieser erzielt – so die Annahme – ebenfalls eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5 Prozent, die laufenden Gebühren liegen aber nur bei 0,5 Prozent pro Jahr. In diesem Fall würde sich das Endvermögen auf 149.000 Euro belaufen. Der Kostenunterschied von lediglich einem Prozentpunkt hat in diesem Beispiel das Endergebnis also um 23.000 Euro beeinflusst.
Über die Autorinnen:
Tonia Zimmermann und Luba Schönig sind Gründerinnen des Fintechs Umushroom. Hier erfährst du mehr über die Finanzexpertinnen.