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Investieren in Small und Micro Caps Eine Frage des Stils

Online-Boutique Boozt: In den schwedischen Zalando-Konkurrenten investieren Nebenwerte-Fonds wie der Echiquier Entrepreneurs.
Online-Boutique Boozt: In den schwedischen Zalando-Konkurrenten investieren Nebenwerte-Fonds wie der Echiquier Entrepreneurs. | Foto: Boozt.com

Dass der Bedarf an Aquakulturen immer weiter zunimmt, ist Stefan Meyer nicht verborgen geblieben. Ein rasant steigender Konsum hat dafür gesorgt, dass viele Fanggründe inzwischen nahezu leergefischt sind. Deswegen stammt bereits die Hälfte der Fische, die auf dem Teller landen, aus Zuchtbetrieben. Zu den gefragten industriellen Eiweißquellen gehören nicht zuletzt Lachsfarmen in norwegischen Fjorden. Auf diese Betriebe hat Meyer allerdings kein Auge geworfen, stattdessen setzt der Fondsmanager von Metzler Asset Management auf einen ihrer Zulieferer.

Die im norwegischen Bryne ansässige AKVA-Gruppe stellt Ausrüstung für die Fischfarmen her. Die Angebotspalette reicht von riesigen Käfigen über Fütterungssysteme bis zu Unterwasserkameras, mit denen Züchter ihre Tiere ständig beobachten können. Meyer lenkt für die Frankfurter Fondsschmiede gemeinsam mit Lorenzo Carcano den Metzler European Small and Micro Cap und konzentriert sich dabei auf Unternehmen mit einem besonders geringen Börsenwert.

Sogenannte Small Caps dürfen nach der Definition des Fonds-Rating-Hauses Morningstar eine Marktkapitalisierung von 700 Millionen Euro nicht überschreiten, Micro Caps müssen demnach sogar unter 220 Millionen Euro bleiben. Zum Vergleich: Das weltweit teuerste Unternehmen ist das Online-Kaufhaus Amazon, das an der Börse einen Wert von 690 Milliarden Euro hat.

Meyers Portfolio kann von allen Fondsangeboten hierzulande, die in nennenswertem Umfang in die winzigen Nebenwerte investieren, mit 88,8 Prozent den größten Anteil an Micro Caps vorweisen. Das restliche Fondsvermögen steckt in Small Caps. Diese Konzentration auf Mini-Aktien verlangt von Anlegern starke Nerven in Bärenmärkten. So gab der Anteilspreis auf Sicht eines Jahres um 26,2 Prozent nach. Schuld war die von Handelskriegen und Brexit-Ängsten geprägte miese Stimmung auf dem Börsenparkett, die selbst den deutschen Leitindex Dax, der sich aus den 30 wichtigsten Aktien-Schwergewichten zusammensetzt, auf Jahressicht um knapp 20 Prozent in die Knie zwang.

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Dass große Unternehmen grundsätzlich weniger riskant sind, bezweifelt der Metzler-Fondsmanager: „Die geringere Handelsliquidität der Nebenwerte ist allerdings ein Risiko. Wenn in großen Krisen Kapital abfließt, kann es zu strukturellen Problemen im Segment kommen.“ Das könne zeitweise zu stärkeren Schwankungen und bis zur Illiquidität führen.

Für Meyer sind die Kursabschwünge nach neun Jahren Bullenmarkt ohnehin wenig verwunderlich: „Die Korrekturen waren allerdings teilweise übertrieben und nicht durch die wirtschaftliche Entwicklung erklärbar.“ Dennoch gilt, dass bei großer Unsicherheit auf den Kapitalmärkten und insbesondere in Rezessionen kleine Unternehmen für gewöhnlich schlechter abschneiden als große. Das weiß auch der Nebenwerte-Spezialist: „In der Regel ist es aber so, dass kleinere Werte dafür überdurchschnittlich stark von einem Wirtschaftsaufschwung profitieren.“

Gerade auf längere Sicht zeigt sich, dass die Vorliebe für Mini-Titel ein ausgesprochen lukrativer Anlagestil sein kann (siehe Abbildung). So konnten Anleger mit börsennotierten Großkonzernen, sogenannten Large Caps, ihr Kapital im Lauf der zurückliegenden zehn Jahre zwar verdoppeln (plus 106 Prozent). Micro Caps haben im selben Zeitraum ihren Wert allerdings mehr als verdreifacht (plus 213 Prozent). Die etwas größeren Small Caps legten mit 273 Prozent Plus sogar noch stärker zu. Obwohl die allerkleinste Aktienklasse nur den zweitgrößten Wertzuwachs bietet, sind die grundsätzlichen Renditevorteile kleiner Gesellschaften offensichtlich.

                                 Quelle: Morningstar

Wo liegen die Gründe? Zum einen wachsen die Unternehmen oft schneller als große Konzerne, da sie sich meist voll und ganz auf einzelne Marktnischen konzentrieren. „Außerdem sind solche Firmen in der Regel konsequenter und besser geführt, da ihr Management länger an Bord bleibt“, so Meyer. Das helfe auch dabei, auftretende Probleme schnell in den Griff zu bekommen.

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