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in Corona-KriseLesedauer: 4 Minuten

Investment-Chef der Bethmann Bank Zu Corona-Schulden gibt es keine Alternative

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Die Explosion der Staatsschulden ist aus verschiedenen Gründen gar nicht so problematisch, wie sie auf den ersten Blick scheint. So kaufen die Notenbanken im großen Stil Staatsanleihen, also deren Schulden. Gleichzeitig präferieren private Investoren sichere Häfen und nichts anderes sind die Anleihen solventer Emittenten wie die USA oder die EU. Außerdem zielt ein Gros der Hilfsmaßnahmen auf eine Unterstützung der Konjunktur, statt nur den Konsum zu finanzieren. Und schließlich bewegen sich die Zinsen auf einem derart niedrigen beziehungsweise sogar negativen Niveau, sodass sich neue Schulden ohne Schwierigkeiten finanzieren lassen.

Spätestens seit den wissenschaftlichen Untersuchungen von Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff gelten zu hohe Staatsschulden als Wachstumsbremse für die entsprechenden Volkswirtschaften. Allerdings scheinen andere Faktoren eine größere Rolle zu spielen: eine (zu) hohe Sparquote, ein (zu) niedriges Produktivitätswachstum und eine (zu) geringe Inflation. Ein Verzicht auf die staatlichen Stimuli würde zwar niedrigere Staatsdefizite verursachen, die Auswirkungen auf die Konjunktur wären jedoch verheerend.

Und ganz neu ist die jüngste Entwicklung auch nicht. Schon in der Vergangenheit haben die Staatsdefizite in rezessiven Phasen zugenommen. Selbst die Japaner unter Ministerpräsident Shinzō Abe akzeptieren mittlerweile höhere Level von Staatsschulden.

Langfristig lassen sich diese real nur durch drei Maßnahmen wieder reduzieren: durch Wirtschaftswachstum, Inflation oder Sparen beziehungsweise staatliche Repressionen. Da eine zunehmende Geldentwertung aufgrund der schwachen Konjunktur sowie der fragilen Arbeitsmärkte vorerst nicht in Sicht ist und Sparmaßnahmen die Konjunktur völlig abwürgen würden, bleibt nur eine Ankurbelung des Wirtschaftswachstums, auch wenn das derzeit nur auf Kosten der Staatshaushalte möglich ist.

Unter dem Strich sind trotz der gigantischen fiskalischen Maßnahmen auf absehbare Zeit nur eine schwache Inflation und ein maues Wirtschaftswachstum zu erwarten. In diesem Umfeld sollten sich Anleger mit Investments positionieren, die hohe laufende Erträge abwerfen. Dazu zählen beispielsweise Reits und andere Aktien mit hohen Dividendenrenditen oder überdurchschnittlichen Wachstumsraten, High Yields sowie Anleihen aus Schwellenländern in lokalen Währungen. Von Anlagen im Finanzbereich, Rohstoffen und inflationsindexierten Anleihen ist dagegen Abstand zu halten. Und wie immer sollte an die globale Diversifikation gedacht werden.

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