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Investment-Experte Benjamin Melman Deutschlands Wettbewerbsvorteil wächst

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Viele Märkte werden sich konsolidieren

An den Aktienmärkten werde es Gewinner wie Verlierer geben, ist Melman überzeugt. Zudem erwartet er zwei strategische Veränderungen:

 1. Umschichtung und Konzentration: Auch innerhalb einzelner Branchen werden nicht alle Emittenten die Krise auf die gleiche Weise überstehen. Dies eröffnet beispiellose Möglichkeiten für die übrigbleibenden Unternehmen, da sie vergleichsweise einfach Marktanteile gewinnen und Preismacht durchsetzen können. Zudem werden Fusionen und Übernahmen in allen Sektoren zunehmen. Zu einer größeren Konsolidierung könnte es insbesondere im Einzelhandel, im US-amerikanischen Energiesektor und in der europäischen Automobilindustrie kommen.

2. Schutz strategischer Kompetenzen: Zum Erhalt nationaler oder regionaler Souveränität werden bestimmte Funktionen unter besonderen Schutz gestellt. Hierzu zählt etwa das Gesundheitswesen oder Teile der Logistik. Die hierunter fallenden Unternehmen können besondere Prämien vereinnahmen.

Wandelanleihen überzeugen

Da mit der Wirtschaftskrise unweigerlich die Anzahl der Insolvenzen steige, sei bei Anleihen eine erhöhte Selektivität erforderlich. Zur Risikobegrenzung innerhalb der Portfolios unterziehe die französische Fondsgesellschaft die Bilanzen der Unternehmen daher regelmäßigen Stresstest-Simulationen. Wenn die Erwartung einer zunehmenden „Zombifizierung“ der Wirtschaft tatsächlich zuträfe, werde die Emittenten-Analyse im Bereich Unternehmensanleihen eine Schlüsselrolle spielen, ist der Experte überzeugt. Denn während einerseits die ausgeweiteten Spreads für höhere Renditen sorgten, komme es andererseits darauf an, Anleiheausfälle vorab zu erkennen und die betreffenden Titel zu umgehen.

Eine ansonsten wenig im Blickpunkt stehende Anlageklasse verdient nach Ansicht des Experten jetzt besondere Aufmerksamkeit: Wandelanleihen haben laut Melman die von ihnen erhoffte Konvexität perfekt unter Beweis gestellt. Nachdem sie in früheren Krisen enttäuscht hatten, seien sie in den letzten Jahren tendenziell knapper geworden, sodass im vergangenen März weniger von ihnen verkauft werden konnten. Daher werde man bei dem französischen Asset Manager die Bedeutung von Wandlern innerhalb der Portfolios jetzt überdenken.“

Aus der Wirtschafts- wird keine Finanzkrise

Insgesamt hat Edmond de Rothschild Asset Management derzeit eine fast normale Gewichtung risikobehafteter Anlageklassen. Denn solange die Zunahme der Zentralbankbilanzen und der Wille der politischen Entscheidungsträger zur Unterstützung der Konjunktur stark bleiben, sollte sich laut Melman aus der Wirtschaftskrise keine neue Finanzkrise entwickeln. Dies könne die Kurse der Wertpapiere weiter unterstützen.

Aktives Fondsmanagement wird stärker gefragt

Zunehmen dürfte nach Ansicht von Melman zukünftig die Differenzierung am Kapitalmarkt, da sich selbst innerhalb einzelner Segmente ebenso viele Chancen wie Risiken auftun werden. Aktives Management werde daher an Bedeutung zurückgewinnen.

Auch einige bereits existierende Trends dürften von der Corona-Krise verstärkt werden, ist der Experte überzeugt:

1. Die Digitalisierung wird zunehmen, ebenso die Nutzung von BigData-Technologien. Denn Unternehmen werden sich weiterhin massiv technologisch fortentwickeln.

2. Die Produktion wird regionaler aufgestellt.

3. Gesundheitsausgaben werden steigen, was zu Fortschritten unter anderem bei der Impfstoff-Forschung und der Onkologie führen wird.

4. Die Energiewende wird sich beschleunigen, da mit Konjunkturprogrammen für grüne Infrastruktur gerechnet werden kann (zum Beispiel Züge, alternative Energien oder Infrastruktur für Elektromobilität).

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