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Investment-Experte Benjamin Melman „Märkte könnten auf Wahlsieg des populistischen Lagers in Frankreich negativ reagieren“

 Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management
Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management

Da die Märkte sich in letzter Zeit selbst übertroffen haben und der Risikoappetit deshalb aktuell groß ist, mahnt Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management in seiner neuesten Asset Allocation Strategy, zur Vorsicht.

Die Finanzmärkte seien in solch einer Situation vergleichsweise noch gefährdeter gegenüber schlechten Nachrichten. Der Anlageexperte hat das Aktien-Exposure insgesamt reduziert um ein ausgewogenes Risikoprofil herzustellen. Dabei setzt das Team von Edmond de Rothschild Asset Management eher auf europäische Aktien und reduzierte den Anteil an US-amerikanischen Aktien.

Der europäische Aktienmarkt sei durchaus attraktiv, sofern Investoren das politische Risiko ignorieren. Das hat folgende Gründe:

-    Die globale Konjunktur hat sich erholt, wovon vor allem europäische Unternehmen profitieren.

-    Frankreich und Italien konnten zwar nicht vom globalen Konjunkturaufschwung profitieren, schlossen aber zu anderen Ländern der Eurozone auf und trugen so zum europäischen Aufschwung bei.

-    Europäische Mergers & Acquisitions sahen zunächst bescheiden aus, sind aber jetzt auf einem akzeptablen Weg.

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-    Die Tatsache, dass nun nicht mehr klar ist, ob die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer stark expansiven Geldpolitik festhalten wird, hat den Euro gepuscht. Das sind schlechte Nachrichten für Exporteure, jedoch gute für die Finanzwerte. Vorher waren sie aufgrund des negativen Zinses benachteiligt, jetzt profitieren sie von einer steileren Zinskurve in Europa. Außerdem erholten sie sich von den starken Abschlägen, mit denen sie gehandelt wurden. All dies führte zu einem paradoxen Umfeld: Das Risiko einer Straffung der Geldpolitik ist nicht als negativ für den Gesamtmarkt zu werten.

-    Der US-amerikanische Finanzmarkt ist im Vergleich zu anderen Märkten, insbesondere im Vergleich zu Europa, teuer.

-    Seit Anfang des Jahres 2016 verzeichneten europäische Aktien starke Abflüsse. Dies hing mit dem Brexit-Referendum zusammen, welches Investoren dazu ermutigte, Abstand von politischen Risiken zu nehmen. Auch wenn es in den letzten Wochen eine leichte Trendwende in Bezug auf die Mittelzuflüsse gab, wurden US-Investoren durch die Umbrüche in Europa abgeschreckt. Sollte die französische Präsidentschaftswahl nicht von einem Frexit-Befürworter gewonnen werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich der politische Horizont plötzlich zumindest für die nächsten Monate sehr viel klarer zeigt, was zu einer Umschichtung in europäische Aktien führen könnte. Die Bundestagswahl in Deutschland erscheint als relativ risikofrei.

Sollte ein französischer Präsident gewählt werden, der ein Referendum im Hinblick auf den Verbleib in der Europäischen Union anstrebt, würde das den europäischen Aktienmarkt ins Wanken bringen. Obwohl die vergangenen politischen Risiken bezüglich der Präsidentschaftswahlen in den USA und dem Brexit einer starken Fehleinschätzung unterlagen, sollte die französische Wahl nicht unterschätzt werden. Schließlich war der Wahlkampf bisher immer für eine Überraschung gut – demnach wird die Zeit bis zum Wahlergebnis noch lang.

Auch wenn die Märkte vergleichsweise positiv auf das Brexit-Voting und Donal Trump’s Wahlsieg reagiert haben, bezweifelt Benjamin Melman, dass ein Sieg eines populistischen französischen Präsidenten genauso begrüßt würde. „Aus diesem Grund sind wir nur leicht in europäischen Aktien übergewichtet und halten am US-Dollar fest – als Absicherung“, so Melman. „Wir sind aber vorbereitet auch hier zu reagieren, falls sich Risiken oder Chancen entwickeln.“

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