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Investment-Experte Benjamin Melman Schwellenländer-Krise könnte sich verschärfen

Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei EdRAM: „Im Kontext der geldpolitischen Straffung in den USA und dem Erstarken des US-Dollars, stehen die Schwellenländer mit den größten Ungleichgewichten an vorderster Front“.
Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei EdRAM: „Im Kontext der geldpolitischen Straffung in den USA und dem Erstarken des US-Dollars, stehen die Schwellenländer mit den größten Ungleichgewichten an vorderster Front“.

Die Ergebnisse von US-Unternehmen waren besonders gut, auch wenn sich der Aufwärtstrend des Marktes stark auf wenige Aktien konzentriert, wie zum Beispiel Apple und Amazon, die im August um fast 20 Prozent beziehungsweise 14 Prozent zulegten. „Mit dem Ende der Berichtssaison werden die Märkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die aktuellen Themen, wie die Entwicklungen in China und den anderen Schwellenländern, richten“, sagt Benjamin Melman, Leiter Asset Allocation und Sovereign Debt bei Edmond de Rothschild Asset Management, in seinem jüngsten Kommentar.

Trotz schlechter Handelsbeziehung – China wächst weiter

Die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums hält an und die Regierung versucht, diese, durch eine progressive Serie von mehr oder weniger bedeutenden Maßnahmen, einzudämmen. Zwei Faktoren stecken hinter der Verlangsamung des Wachstums der chinesischen Wirtschaft: Zum einen ist sie das Resultat früherer Maßnahmen zur Reduzierung des Kreditwachstums, zum anderen resultiert sie aus den verschlechterten Handelsbeziehungen mit den USA. „Wir erwarten keinen Einbruch der chinesischen Wirtschaft, stattdessen sind wir weiterhin davon überzeugt, dass die Behörden in der Lage sind, ein gutes Wachstumslevel aufrecht zu erhalten. Jedoch können wir die Bedenken der Märkte nicht komplett ausräumen“, sagt Melman.

Schwellenländer an vorderster Front

Weltweit verlangsamt sich der Kapitalfluss. Der Hauptgrund dafür ist die Bilanzverkürzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die teilweise auch die hohe Volatilität von Schwellenländerwährungen, und beiläufig erwähnt, auch die von Krypto-Währungen erklärt. Die Krisen in Argentinien und der Türkei, die sich auf die Vermögenspositionen dieser Länder auswirken, deren Ursachen rein lokal sind, können trotzdem nicht separat von den anderen Geschehnissen betrachtet werden. „Diese beiden sehr unterschiedlichen Länder haben ein gemeinsames Merkmal, nämlich ihr großes Leistungsbilanzdefizit, welches die immanente Schwäche von Schwellenländern verdeutlicht. „Im Kontext der geldpolitischen Straffung in den USA und dem Erstarken des US-Dollars, stehen die Schwellenländer mit den größten Ungleichgewichten an vorderster Front“, sagt Anlageexperte Melman.

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Angesichts der Tatsache, dass die Straffung der US-Geldpolitik in den nächsten Monaten fest verankert zu sein scheint, stellt sich die Frage, ob in den Schwellenländern eine Krise ausbricht. Nach der Ankündigung der Fed im Jahr 2013, den geldpolitischen Kurs ändern zu wollen („Taper Tantrum" 2013), begannen, insbesondere in dieser Phase des Zyklus, viele Schwellenländer einen Prozess der Rebalancierung hin zu einer ziemlich gesunden Situation ihrer Haushalte. Die Experten von Edmond de Rothschild Asset Management schließen deshalb zusätzliche Volatilität aus, die sie sich zum Beispiel durch einen Ausverkauf von Schwellenländer-Anlagen nach einem starken und fortgesetzten Rückgang dieses Marktsegments ergibt. „Nicht ausgeschlossen ist jedoch die Möglichkeit einer klassischen Krise in den Schwellenländern, in der es dringend erforderlich ist, erhebliche makroökonomische Ungleichgewichte zu beheben“, erklärt Melman.

Markt hat politische Risiken eingepreist

Die Brexit-Verhandlungen, die im Mittelpunkt des am 18. Oktober stattfindenden EU-Gipfels stehen werden und deren Ausgang weiterhin offen ist, könnten zudem für weitere Unsicherheiten an den Märkten sorgen, weil die Brexit-Frist näher rückt. Ebenso sind die bevorstehenden Diskussionen über den italienischen Haushalt, die US-Parlamentswahlen und die brasilianischen Präsidentschaftswahlen Ereignisse, die tendenziell für Unsicherheit sorgen können.

„Diese lange Liste von Risiken könnte zu der trügerischen Annahme verleiten, dass es besser wäre, sich in den kommenden Wochen von den Märkten fernzuhalten. Dem steht erstens entgegnen, dass die Risiken gut bekannt und teilweise bereits eingepreist sind. Zweitens ist das fundamentale Umfeld nach wie vor solide, mit einigen makroökonomischen Indikatoren, die auf eine bevorstehende Wachstumsbeschleunigung in den entwickelten Ländern hindeuten, nachdem die Anzeichen zuvor für eine Verlangsamung sprachen“, sagt Melman. Das Team von Edmond de Rothschild Asset Management hat dagegen das Risikobudget aus taktischen Gründen reduziert. Dazu haben die Anlageexperten ihre Aktienpositionen auf neutral eingestellt und Schwellenländer-Aktien sogar leicht untergewichtet.

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