Investment-Stratege Robert Almeida
Hoher Preis für Wachstum
Aktualisiert am 13.05.2022 - 10:05 Uhr
Robert Almeida ist als Investment-Stratege bei der Vermögensverwaltung MFS Investment Management tätig. Foto: MFS IM
Seit Jahren pumpen Zentralbanken Geld in die Wirtschaft. Der Preis dieser Politik ist auf Dauer zu hoch, sagt Robert Almeida von der Vermögensverwaltung MFS Investment Management.
Vor einigen hundert Jahren begannen viele Gesellschaften, ein kapitalistisches Wirtschaftsmodell zur Ressourcenverteilung einzusetzen – ein System, in dem Produzenten miteinander um das Kapital von Sparern konkurrierten, das sie zur Finanzierung von Projekten benötigten. Seit diesem Zeitpunkt wurde die Mindestrendite, die Sparer dazu motiviert, mit ihrem Kapital Risiken einzugehen, vom Markt festgelegt.
Bei normal funktionierenden Märkten haben Staaten mit unausgeglichenem Haushalt oder Unternehmen mit nicht wettbewerbsfähigen Produkten ganz andere Kapitalkosten als solche mit mehr Dynamik. Als Reaktion auf die durch das Corona-Virus hervorgerufene Pandemie haben die Zentralbanken die...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Vor einigen hundert Jahren begannen viele Gesellschaften, ein kapitalistisches Wirtschaftsmodell zur Ressourcenverteilung einzusetzen – ein System, in dem Produzenten miteinander um das Kapital von Sparern konkurrierten, das sie zur Finanzierung von Projekten benötigten. Seit diesem Zeitpunkt wurde die Mindestrendite, die Sparer dazu motiviert, mit ihrem Kapital Risiken einzugehen, vom Markt festgelegt.
Bei normal funktionierenden Märkten haben Staaten mit unausgeglichenem Haushalt oder Unternehmen mit nicht wettbewerbsfähigen Produkten ganz andere Kapitalkosten als solche mit mehr Dynamik. Als Reaktion auf die durch das Corona-Virus hervorgerufene Pandemie haben die Zentralbanken die Mindestrendite für Investitionen praktisch abgeschafft, indem sie allen Kredite zur Verfügung stellten und der Finanzialisierung der Bilanzen oberste Priorität einräumten.
Sowohl Unternehmen als auch Finanzmärkte werden von Menschen gesteuert, die Entscheidungen treffen und Fehler machen. Unternehmen haben, ähnlich wie Menschen, eine Lebenserwartung, die bei manchen lang und bei manchen kurz ausfällt. Wenn der Beobachtungszeitraum lang genug ist, dann fällt jedes Unternehmen irgendwann Veränderungen oder dem Wettbewerb zum Opfer.
Neue Projekte ziehen Kapital von Unternehmen ab, die sich unterdurchschnittlich entwickeln, weil Anleger nach besseren Investitionsmöglichkeiten suchen. Neue Unternehmen entstehen, während alte untergehen. Das ist Kapitalismus. Doch der kapitalistische Sensenmann wurde von der Geldpolitik außer Gefecht gesetzt, und so kam es 2020 zu einer Kapitalbeschaffung von historischem Ausmaß. Welche Folgen hat das?
Wenn sich der Konjunkturzyklus seinem Ende zuneigt, beschleunigt sich meist der Prozess der schöpferischen Zerstörung, der im Allgemeinen während Rezessionen, wenn sich Kapitalbesitzer nach besseren Anlagechancen umsehen, seinen Höhepunkt erreicht. In der Vergangenheit hatten Rezessionen eine Korrekturwirkung: Sie sorgten dafür, dass überflüssige Unternehmen von der Bildfläche verschwanden und ihre Aktien somit aus den Benchmark-Indizes herausgenommen wurden.
Über den Autor