Investmentchef Daniel Kerbach
Warum Asien vor dem Comeback stehen kann
Daniel Kerbach, Investmentchef der Bayerninvest Foto: Canva
Trotz ihres zunehmenden wirtschaftlichen Gewichtes in der Welt, haben die asiatischen Schwellenländer die Erwartungen zuletzt enttäuscht. Aktuell verdichten sich jedoch die Hinweise für eine Stabilisierung und einen Trendwechsel in der dynamischen Region.
Die asiatischen Märkte bilden ein Kraftzentrum innerhalb der globalen Wirtschaft. Prognosen gehen davon aus, dass der asiatisch-pazifische Raum bis zum Jahr 2050 rund die Hälfte zum globalen Bruttoinlandsprodukt beitragen wird. Angetrieben wird dieser langfristige Wachstumstrend vor allem von den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde, China und Indien.
Hinzu kommen die zehn ASEAN-Staaten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos, Myanmar, und Brunei. Die ASEAN-Gruppe könnte bis 2030 zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Abgerundet wird das Spektrum der aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften durch Korea und Taiwan, mit ihren starken Industrie- und Hochtechnologiesektoren. Laut IWF ist die Asien-Pazifik-Region mit einem Plus von 4,6 Prozent im Jahr 2023 und geschätzten 4,2 Prozent im Jahr 2024 Wachstumsmotor der Weltwirtschaft, die im gleichen Zeitraum um jeweils rund 3 Prozent gewachsen ist.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die asiatischen Märkte bilden ein Kraftzentrum innerhalb der globalen Wirtschaft. Prognosen gehen davon aus, dass der asiatisch-pazifische Raum bis zum Jahr 2050 rund die Hälfte zum globalen Bruttoinlandsprodukt beitragen wird. Angetrieben wird dieser langfristige Wachstumstrend vor allem von den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde, China und Indien.
Hinzu kommen die zehn ASEAN-Staaten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos, Myanmar, und Brunei. Die ASEAN-Gruppe könnte bis 2030 zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Abgerundet wird das Spektrum der aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften durch Korea und Taiwan, mit ihren starken Industrie- und Hochtechnologiesektoren. Laut IWF ist die Asien-Pazifik-Region mit einem Plus von 4,6 Prozent im Jahr 2023 und geschätzten 4,2 Prozent im Jahr 2024 Wachstumsmotor der Weltwirtschaft, die im gleichen Zeitraum um jeweils rund 3 Prozent gewachsen ist.
Trotz all der günstigen Vorzeichen stehen die asiatischen Emerging Markets, gemessen an der Performance der Aktienmärkte, mehr schlecht als recht da: Während der MSCI USA seit 2019 ein Plus von 96 Prozent erreicht hat (in US-Dollar), konnte der MSCI Asia Pacific im gleichen Zeitraum nur um 22 Prozent zulegen.
Das schwache Abschneiden liegt vor allem an China: Wenn es in der stärksten Volkswirtschaft Asiens nicht läuft, spüren dies auch die Nachbarn. Zunehmende Verschuldung und die anhaltende Immobilienkrise belasten die chinesische Wirtschaft. Das chinesische Wirtschaftswachstum ist seit Jahren rückläufig und liegt aktuell bei etwa 4 bis 5 Prozent. Länder wie Indonesien, Malaysia oder die Philippinen sind bereits auf dem besten Wege, die Volksrepublik beim Wachstum zu überholen.
Attraktive Bewertungen sprechen für Emerging Markets
Auch wenn die Aktienmärkte in Fernost zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, vorschnell abschreiben sollte man sie keinesfalls. In den aktuellen Kursen sind die negativen Nachrichten bereits eingepreist und die Wachstumsdynamik in der Region ist ungebrochen. Aufgrund des attraktiven Bewertungsniveaus dürften die Abwärtsrisiken begrenzt sein. Die Voraussetzungen für ein Comeback der Schwellenländeraktien noch in diesem Jahr sind damit so gut wie lange nicht mehr.
Dies zeigen etwa die hohen Aktienrisikoprämien. Die Kennzahl, die die zusätzliche Rendite anzeigt, mit der Aktienanleger für das im Vergleich zu Staatsanleihen höhere Risiko belohnt werden, liegt für chinesische Unternehmen aktuell bei etwa 10 Prozent und für koreanische Unternehmen bei 7 Prozent. Eine zweistellige Aktienrisikoprämie ist außergewöhnlich und ein klares Kaufsignal. Zum Vergleich: US-Unternehmen bieten derzeit nur noch eine Aktienrisikoprämie von 2 Prozent.
Die asiatischen Märkte sind aktuell günstig bewertet. Dies zeigt der Blick auf das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis. Die Forward-Price-Earnings-Ratio für den Index Hong Kong Shanghai Enterprise, den wichtigsten chinesischen Blue-Chip-Aktienindex, liegt derzeit bei einem Wert von 6. Die ASEAN-Märkte insgesamt werden noch zum 12-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt.
Dagegen erscheint der US-amerikanische Markt mit einer Forward-PE-Ratio von mehr als 20 teuer. Auch die asiatischen Anleihemärkte haben sich von den Tiefs im Jahr 2022 erholt und locken mit Renditen von gut 8 Prozent für Government Bonds und von gut 6 Prozent für Corporate Bonds langsam wieder Investoren an.
Geopolitik im Fokus
Die wirtschaftlichen Aussichten im asiatisch-pazifischen Raum werden stark von geopolitischen Faktoren beeinflusst. Investoren treibt hier vor allem die Sorge vor einer militärischen Eskalation des Taiwan-Konflikts um. Diese Bedrohung, die wie ein Damoklesschwert über der Region schwebt, dürfte ein wesentlicher Grund dafür gewesen sein, dass in den Jahren 2022 und 2023 Investitionen aus ganz Asien abgeflossen sind.
Mit den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA könnte sich auch das geopolitische Szenario in der Region verändern. Eine mögliche zweite Präsidentschaft von Trump lässt hier einige Spekulationen zu. Einerseits erscheint der Spielraum für weitere Sanktionen der USA gegen China in einem Umfeld bereits gedämpfter Wachstumserwartungen und einem ausufernden US-Haushaltsdefizit begrenzt. Es könnte sogar zu einer neuen Annäherung zwischen den USA und China kommen: Trump hat angekündigt, den Ukraine-Krieg beenden zu wollen.
Sollte es Gespräche in dieser Richtung mit Russland geben, müsste auch mit China eine Einigung erzielt werden. Andererseits bleibt abzuwarten, wie sich Trump im Falle einer Eskalation im Taiwan-Konflikt verhalten würde. Jüngste Äußerungen haben hier den Eindruck erweckt, die USA könnten unter Trump Taiwan im Stich lassen, was wiederum das Risiko einer Aggression Chinas gegen die Inselrepublik erhöhen dürfte.
Die asiatische Wachstumsstory ist intakt
Wenn von Asiens Wirtschaftsmacht die Rede ist, geht es fast immer um China, den Giganten, der die globale Bühne dominiert. Doch die Volksrepublik ist längst nicht mehr der alleinige Wachstumsmotor in Asien. Eine Vielzahl kleinerer Länder ist bereit, aus dem Schatten des Drachens zu treten und ihre eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Die asiatische Wachstumsstory wird deshalb weitergehen. Günstige demographische Bedingungen – die Hälfte der Bevölkerung der ASEAN-Staaten ist jünger als 30 Jahre – zunehmende Urbanisierung und eine expandierende Mittelschicht sind ideale Voraussetzungen für überdurchschnittliche Wachstumsraten. Die asiatischen Schwellenmärkte sollten daher in keinem ausgewogenen Investorenportfolio fehlen.
Die unterschiedlichen Wirtschaftszyklen im Vergleich zu den entwickelten Märkten können dazu beitragen, das Risiko zu streuen und die Renditechancen zu erhöhen. Gerade nach den zuletzt schwierigen Jahren bieten die asiatischen Emerging Markets jetzt wieder spannende Perspektiven.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Über den Autor