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Investmentchef der Bethmann Bank Die Konjunktur-Erholung braucht Zeit

Ungewohnt leerer Strand zur Hauptsaison auf der Ferieninsel Mallorca: Im Zuge der Corona-Krise sind viele Wirtschaftszweige stark eingebrochen, unter anderem die Tourismus-Industrie.
Ungewohnt leerer Strand zur Hauptsaison auf der Ferieninsel Mallorca: Im Zuge der Corona-Krise sind viele Wirtschaftszweige stark eingebrochen, unter anderem die Tourismus-Industrie. | Foto: imago images / Chris Emil Janßen
Reinhard Pfingsten
Foto: Bethmann Bank

Beim Blick auf die Realwirtschaft stellt sich die Frage: Verläuft die wirtschaftliche Erholung V-, U- oder im schlimmsten Fall L-förmig? Es gibt mehrere Gründe, die zumindest gegen das V sprechen.

Erstens: Zwar fahren die Staaten rund um die Welt den Lockdown wieder runter und ihre Volkswirtschaften hoch. Doch das geschieht nur schrittweise und nicht in allen Bereichen zu 100 Prozent. So werden die Abstandsregeln weiter weitgehend gelten (müssen), was in verschiedenen Bereichen zu erheblichen Einschränkungen führt. Das gilt beispielsweise für Hotels, Restaurants oder Fluglinien, die auf absehbare Zeit nicht mehr die Kapazitäten wie vor der Corona-Pandemie anbieten werden.

Darunter wird die Tourismus-Branche erheblich leiden. In Ländern wie Italien, Spanien oder Österreich steuert der Bereich 13 bis 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. In Deutschland sind es immerhin an die 10 Prozent. Die Einbußen werden somit auch in den gesamten Volkswirtschaften tiefe Spuren hinterlassen. Im Messewesen sieht es nicht besser aus.

Zweitens kann es beim Lockdown auch wieder in die umgekehrte Richtung gehen, wenn die Infektionszahlen erneut steigen. Genau das ist zuletzt in rund 20 Bundesstaaten der USA passiert. Vor diesem Hintergrund kann es wieder zu strengeren Beschränkungen kommen. Das hätte nicht nur direkte Folgen für die Realwirtschaft, sondern wäre auch psychologisch verheerend. Erneut strengere Beschränkungen würden das Vertrauen der Bürger in die eigene Sicherheit belasten, was zu einem zurückhaltenden Konsumverhalten führen dürfte.

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Kurzfristig keine Wunderwaffe in Sicht

Drittens: Weltweit laufen in etwa 500 Projekte zur Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung von und eines Impfstoffs zum Schutz vor Sars-CoV-19. Doch die Virologen sind sich mehrheitlich einig, dass es mindestens noch ein bis zwei Jahre dauern wird, bis ein wirksames Vakzin auf den Markt kommt. Die WHO hatte schon Mitte Februar mitgeteilt, dass der Öffentlichkeit in den nächsten 18 Monaten wohl kein Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Zur Erinnerung: Bei Ebola hat die Entwicklung fünf Jahre gedauert. Das galt damals schon als Rekordzeit.

Die Sicherheit und Effektivität eines Impfstoffes muss zunächst durch Studien nachgewiesen werden und anschließend muss er in großem Umfang produziert und verabreicht werden. Selbst bei abgekürzten Testverfahren kostet das alles Zeit. Bis eine „Wunderwaffe“ auf dem Markt ist, setzen die meisten Regierungen auf die Strategie „Testen und Nachverfolgen“. Gleichzeitig stehen mobile Apps für eine umfangreiche Ermittlung von Kontaktpersonen noch am Anfang. Das gilt vor allem in Europa und den USA. Verschiedene Beschränkungen, die die Wirtschaft belasten, werden also vorerst bestehen bleiben.

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