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Investmentchef von LFDE Kaum Aussicht auf eine Jahresend-Kursrally

Olivier de Berranger ist Investmentchef beim französischen Fondshaus La Financière de l’Echiquier (LFDE).
Olivier de Berranger ist Investmentchef beim französischen Fondshaus La Financière de l’Echiquier (LFDE). | Foto: LFDE

Nach einem vorübergehenden Plus zum Monatsanfang sackten die Aktienmärkte besonders in Europa in der vergangenen Woche wieder deutlich ab. Dies war wohl darauf zurückzuführen, dass die Nachrichtenlage diesseits des großen Teichs - gelinde gesagt - angespannt war.

Deutsches BIP erstmals wieder rückläufig

Die italienische Regierung kündigte an, der Europäischen Kommission keinen geänderten Haushalt für 2019 vorzulegen. Damit riskiert das Land für den Fall, dass ein Verfahren wegen Verletzung der Defizitregeln eröffnet wird, finanzielle Sanktionen. Hierzu wird die Sitzung der EU-Kommission am 21. November tonangebend sein. Die Zinssätze brachte die allgemein erwartete Ankündigung der italienischen Regierung indes nur wenig in Bewegung.

Das deutsche BIP schrumpfte im dritten Quartal mit -0,2 Prozent erstmals seit 2015. Hauptgrund für diesen erwarteten Rückgang war das Inkrafttreten neuer Zertifizierungsnormen bei Autoabgasen am 1. September. Dies belastete den Automobilsektor, eine der Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft, stark. Volkswagen war daher beispielsweise gezwungen, bis zur Erteilung der Zulassung tausende Fahrzeuge zu lagern und sein Werk in Wolfsburg mehrere Tage zu schließen, um nicht noch mehr auf Halde zu produzieren. Obwohl sich die aktuelle Schwäche der deutschen Wirtschaft folglich durch ein einzelnes Ereignis erklären lässt, sorgt sie in einem unsicheren Umfeld doch für Unruhe, wie der enttäuschende Wert des jüngsten ZEW-Barometers über die Konjunkturerwartungen der Anleger zeigte.

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Geprägt wurde die Woche schließlich durch die vermeintliche Übereinkunft beim Brexit. Am Dienstag einigten sich die europäischen und britischen Unterhändler auf einen Kompromissentwurf, der jedoch noch von den politischen Organen beider Seiten gebilligt werden muss. Eine erste Hürde wurde am Mittwoch genommen, als die Regierung von Theresa May – nicht ohne Mühen – ihre Zustimmung erteilte. Fünf Minister traten mit dem Argument zurück, der Text schade zu sehr dem nationalen Interesse.

Jahresend-Rally immer unwahrscheinlicher

Zudem planen die Hardliner der Konservativen Partei unter Führung des Abgeordneten Jacob Rees-Mogg einen Misstrauensantrag gegen die Regierung von Theresa May zu stellen. Hierfür sind die Anträge von 48 konservativen Abgeordneten nötig. Dann würde eine Abstimmung im Unterhaus folgen und es könnte zur Absetzung von Theresa May kommen, falls eine Mehrheit der konservativen Abgeordneten in diesem Sinne entscheidet. Wenngleich Rees-Mogg am Freitag erklärte, 48 Parlamentarier auf seiner Seite zu haben, erscheint dieses Szenario wenig wahrscheinlich. Gleichwohl ist die Billigung der Einigung eine noch lange nicht ausgemachte Sache. An den Märkten sorgt die allgegenwärtige Unklarheit für eine Woge des Misstrauens.

Die Vorhersage der Entwicklungen in Italien und Großbritannien ist ein unmögliches Unterfangen. Eines ist jedoch gewiss: Ohne Unterstützung durch die gesamtwirtschaftlichen Daten wird die durch diese Themen ausgelöste Unsicherheit die Entwicklung der Märkte weiter belasten und den Anstieg der Volatilität befeuern. So rückt die Aussicht auf eine Kursrally zum Jahresende weiter in die Ferne.

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