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Investmentchef von Ostrum im Gespräch „Besser als Amazon und Facebook“

Jean-Louis Scandella arbeitet seit Januar 2018 als Aktienchef bei der französischen Natixis-Tochter Ostrum Asset Management. Zuvor war Scandella von Mai 2014 an in gleicher Position bei Baring Asset Management tätig. Scandella kam von Comgest, wo er im Team für Schwellenländeraktien arbeitete.
Jean-Louis Scandella arbeitet seit Januar 2018 als Aktienchef bei der französischen Natixis-Tochter Ostrum Asset Management. Zuvor war Scandella von Mai 2014 an in gleicher Position bei Baring Asset Management tätig. Scandella kam von Comgest, wo er im Team für Schwellenländeraktien arbeitete. | Foto: Uwe Nölke

DAS INVESTMENT: Sie sind vor eineinhalb Jahren gestartet, um Ostrums Aktienfonds auf Vordermann zu bringen. Wie weit sind Sie bisher gekommen?

Jean-Louis Scandella: Als ich anfing, war das Management unserer Fonds viel zu passiv. Die Kennziffer Active Share, die die Unabhängigkeit von der Benchmark widerspiegelt, war niedrig. Inzwischen haben wir 66 Prozent erreicht, im nächsten Jahr werden es sogar 75 Prozent sein. Das heißt, wir bringen schon weit mehr unserer Überzeugung in die Portfolios ein. Für unsere neu aufgelegten Fonds erheben wir sowieso den Anspruch, diese fern von der Benchmark und somit auf institutionellem Niveau zu gestalten.

Das muss für Ihre Fondsmanager aber eine große Hürde gewesen sein, oder?

Scandella: In der Tat gab es eine gewisse Fluktuation. Nicht alle konnten sich mit unserem neuen Vorgehen anfreunden. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Der wesentliche Schritt besteht darin, sämtliche schlechten Aktien im Portfolio zu verkaufen.

Wie lauten denn Ihre Kriterien, um die guten Unternehmen zu erkennen?

Scandella: Wir konzentrieren uns auf das Wachstum der Gewinne. Der jährliche Zuwachs, kurz CAGR, sollte in den kommenden fünf Jahren je nach Fonds zwischen 10 und 20 Prozent liegen, aber nie unter 5 Prozent. Als ebenso wichtig sehen wir die Qualität an. So haben wir uns von Unternehmen getrennt, die keine Eintrittsbarrieren, ein unfähiges Management oder eine schwache Bilanzsumme haben. Das dritte Kriterium sind ESG-Probleme, also ökologische Defizite, soziale Mängel oder eine verantwortungslose Unterneh-mensführung. Sobald wir diese erkennen, beenden wir unser Engagement.

Dürfte das nicht in einigen Branchen einem Kahlschlag gleichkommen?

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Scandella: Allerdings. Banken, Autohersteller und Energieversorger finden Sie in unseren Portfolios nahezu gar nicht mehr.

Bekommen Sie von kleinen Unternehmen hinreichende Berichte für diese Auswahl?

Scandella: Ja, früher war das tatsächlich nicht der Fall. Doch das hat sich inzwischen geändert. Spätestens beim zweiten Treffen mit Verantwortlichen erhalten wir die Angaben. Sobald sich ein konstruktiver Dialog entwickelt und der Wille zum Fortschritt erkennbar ist, sind wir bereit einzusteigen, selbst wenn die Unternehmen noch einige Schritte gehen müssen. Auch problematische Branchen müssen nicht automatisch zum Ausschluss führen. Wir berücksichtigen diese Nachteile allerdings bei unserer Bewertung.

Apropos, welchen Gesellschaften trauen Sie denn in den kommenden Monaten die beste Performance zu?

Scandella: Marktprognosen gebe ich grundsätzlich nicht ab. Stattdessen versuchen wir, uns auf die 20 bis 25 Prozent der Gesellschaften zu konzentrieren, die das beschriebene Qualitätswachstum an den Tag legen. Aus denen bauen wir Portfolios mit rund 40 unterschiedlichen Unternehmen. Deswegen kann es uns egal sein, ob etwa in den USA eine Rezession droht oder nicht. Denn unsere Portfolios sind rezessionssicher.

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