Investments in Osteuropa Investitionen machen Unternehmen in Tschechien interessant
Die tschechische Hauptstadt Prag ist ein Magnet für Touristen. Nach dem EU-Beitritt wird das Land auch für Anleger interessant. (Foto: Getty Images, Michal Cizek)
Mit meinem Team habe ich diesen Sommer Zentral- und Osteuropa bereist. Ein Ziel war die tschechische Republik. Das Land hat eine interessante Geschichte und bietet aus unserer Sicht auch viele spannende potenzielle Anlagechancen. Dort tummeln sich Besucher aus aller Welt. Ich hörte auf den Straßen der schönen Stadt Prag Koreanisch und Mandarin, und in unserem Hotel hielt sich eine japanische Reisegruppe auf. Sie haben die lange Anreise offensichtlich nicht gescheut.
Prag ist nicht nur aus historischen Gründen ein reizvolles Ziel, sondern auch die vielen prächtigen Gebäude und architektonischen Reize sind ein Besuchermagnet. Hier finden sich alle möglichen Baustile, vom Mittelalter über Art déco, Jugendstil, Barock und viktorianische Einschläge bis zur extremen Moderne, wie das tanzende Haus von Frank Gehry. Das Stadtbild wird geprägt von der Moldau. Von der berühmten Karlsbrücke mit ihren barocken Heiligenfiguren hat man einen herrlichen Blick auf den Hradschin – die Prager Burg, die auf einer Anhöhe über der Stadt thront.
Tschechien profitiert von EU-Beitritt
Die tschechische Republik (ehemals Teil der Tschechoslowakei), auch Tschechien genannt, hat in ihrer Geschichte sowohl Phasen der Trennung von ihren regionalen Nachbarn als auch Phasen der Einheit erlebt. Dreh- und Angelpunkt der jüngeren Geschichte Tschechiens ist die friedliche „Samtrevolution“, die Ende 1989 die kommunistische Partei entmachtete und ein neues Zeitalter der Demokratie und der Marktwirtschaft einläutete. 1993 teilte sich die Tschechoslowakei im Zuge einer gewaltlosen „samtenen Scheidung“ in die Länder auf, die heute tschechische Republik und slowakische Republik (Slowakei) heißen.
Mittlerweile hat Tschechien knapp 11 Millionen Einwohner, die Slowakei rund fünf Millionen. Die tschechische Republik profitiert von der Integration in die Europäische Union (EU), der sie 2004 beitrat, hat aber noch nicht den Euro als Landeswährung eingeführt.
Starke Bindungen an deutsche Wirtschaft
Die Tschechen pflegen enge Beziehungen zu ihrem westlichen Nachbarn Deutschland. Eine jüngste Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) ergab, dass Tschechien nach Polen für deutsche Investoren von den 15 Ländern in Zentral- und Osteuropa der zweitattraktivste Standort ist. Ganze 88 Prozent der deutschen Investoren würden sich wieder für die tschechische Republik als Investitionsstandort entscheiden. Da hat mich natürlich interessiert, warum.
Die Bindungen an Deutschland haben Vor- und Nachteile. Schwächelt die deutsche Konjunktur wie 2009, hat das negative Nebenwirkungen auf die Gesundheit der tschechischen Wirtschaft. In letzter Zeit war die Stärke Deutschlands jedoch eine positive Triebkraft, und der Internationale Währungsfonds prognostiziert Tschechien für 2014 und 2015 ein Wirtschaftswachstum von jeweils 1,9 beziehungsweise 2,0 Prozent.
Starker Wettbewerb für tschechische Unternehmen
Natürlich waren wir nicht nur wegen der Sehenswürdigkeiten in Tschechien, sondern vor allem, um potenzielle Anlagechancen auszuloten. Mein Team und ich besuchten eines der größten Energieunternehmen Europas.
Derzeit wird das Unternehmen durch niedrige Energiepreise infolge des kapazitätsbedingten Überangebots in Deutschland belastet sowie durch fallende Kohlepreise, die auf die Strompreise in Zentraleuropa drücken. Der zentraleuropäische Strommarkt ist inzwischen zunehmend integriert, und Strom fließt frei über die Grenzen. So entsteht ein gemeinsamer Markt für Energie.
Außerdem trafen wir uns mit Vertretern eines regionalen Sports-Gaming-Spezialisten mit Niederlassungen in Polen. Wie der Stromanbieter hat das Unternehmen Probleme, in einem Wettbewerbsumfeld beständige Gewinne zu erwirtschaften. Wie wir erfuhren, übt das Management mit Mitbewerbern Druck auf die polnischen Behörden aus, gegen Offshore-Online-Gaming-Betreiber vorzugehen, die nicht lizenziert sind und daher vor Ort keine Steuern zahlen.
Sportwetten werden in Polen mit 12 Prozent des Einsatzes besteuert und damit so hoch wie sonst fast nirgendwo auf der Welt. Das ist natürlich ein enormer Wettbewerbsnachteil für rechtmäßig zugelassene Unternehmen wie das angesprochene. Das unlizenzierte Offshore-Geschäft mit Sportwetten ist in Polen schätzungsweise neunmal größer als der lizenzierte Markt. Der Vorteil von Steuereinnahmen aus dem Offshore-Markt für das polnische Finanzministerium liegt auf der Hand.
Hoher Zeit- und Geldaufwand für Innovationen
Trotz dieser Probleme berichteten uns unsere Gesprächspartner von guten Geschäften während der olympischen Winterspiele 2014 in Russland, weil Eishockey in Tschechien so populär ist. Ihrer Ansicht nach dürfte Eishockey in diesem Jahr sogar beliebter sein als Fußball, da sich die Tschechen nicht für die WM in Brasilien qualifiziert hatten.
Im Anschluss besuchten wir ein Unternehmen, das Polypropylen-Vlies produziert, welches für die Herstellung von Windeln verwendet wird. Wir erkundigten uns bei den Unternehmensvertretern, wie sie quasi in der „Massenproduktion“ im Wettbewerb bestehen können. Sie verwiesen auf hohen Zeit- und Geldaufwand für Innovationen und auf die Zusammenarbeit mit ihren Hauptkunden bei der Entwicklung neuer Fasern.
Insgesamt haben wir unseren Besuch in Tschechien genossen und werden dort weiter nach potenziellen Gelegenheiten Ausschau halten.
Prag ist nicht nur aus historischen Gründen ein reizvolles Ziel, sondern auch die vielen prächtigen Gebäude und architektonischen Reize sind ein Besuchermagnet. Hier finden sich alle möglichen Baustile, vom Mittelalter über Art déco, Jugendstil, Barock und viktorianische Einschläge bis zur extremen Moderne, wie das tanzende Haus von Frank Gehry. Das Stadtbild wird geprägt von der Moldau. Von der berühmten Karlsbrücke mit ihren barocken Heiligenfiguren hat man einen herrlichen Blick auf den Hradschin – die Prager Burg, die auf einer Anhöhe über der Stadt thront.
Tschechien profitiert von EU-Beitritt
Die tschechische Republik (ehemals Teil der Tschechoslowakei), auch Tschechien genannt, hat in ihrer Geschichte sowohl Phasen der Trennung von ihren regionalen Nachbarn als auch Phasen der Einheit erlebt. Dreh- und Angelpunkt der jüngeren Geschichte Tschechiens ist die friedliche „Samtrevolution“, die Ende 1989 die kommunistische Partei entmachtete und ein neues Zeitalter der Demokratie und der Marktwirtschaft einläutete. 1993 teilte sich die Tschechoslowakei im Zuge einer gewaltlosen „samtenen Scheidung“ in die Länder auf, die heute tschechische Republik und slowakische Republik (Slowakei) heißen.
Mittlerweile hat Tschechien knapp 11 Millionen Einwohner, die Slowakei rund fünf Millionen. Die tschechische Republik profitiert von der Integration in die Europäische Union (EU), der sie 2004 beitrat, hat aber noch nicht den Euro als Landeswährung eingeführt.
Starke Bindungen an deutsche Wirtschaft
Die Tschechen pflegen enge Beziehungen zu ihrem westlichen Nachbarn Deutschland. Eine jüngste Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) ergab, dass Tschechien nach Polen für deutsche Investoren von den 15 Ländern in Zentral- und Osteuropa der zweitattraktivste Standort ist. Ganze 88 Prozent der deutschen Investoren würden sich wieder für die tschechische Republik als Investitionsstandort entscheiden. Da hat mich natürlich interessiert, warum.
Die Bindungen an Deutschland haben Vor- und Nachteile. Schwächelt die deutsche Konjunktur wie 2009, hat das negative Nebenwirkungen auf die Gesundheit der tschechischen Wirtschaft. In letzter Zeit war die Stärke Deutschlands jedoch eine positive Triebkraft, und der Internationale Währungsfonds prognostiziert Tschechien für 2014 und 2015 ein Wirtschaftswachstum von jeweils 1,9 beziehungsweise 2,0 Prozent.
Starker Wettbewerb für tschechische Unternehmen
Natürlich waren wir nicht nur wegen der Sehenswürdigkeiten in Tschechien, sondern vor allem, um potenzielle Anlagechancen auszuloten. Mein Team und ich besuchten eines der größten Energieunternehmen Europas.
Derzeit wird das Unternehmen durch niedrige Energiepreise infolge des kapazitätsbedingten Überangebots in Deutschland belastet sowie durch fallende Kohlepreise, die auf die Strompreise in Zentraleuropa drücken. Der zentraleuropäische Strommarkt ist inzwischen zunehmend integriert, und Strom fließt frei über die Grenzen. So entsteht ein gemeinsamer Markt für Energie.
Außerdem trafen wir uns mit Vertretern eines regionalen Sports-Gaming-Spezialisten mit Niederlassungen in Polen. Wie der Stromanbieter hat das Unternehmen Probleme, in einem Wettbewerbsumfeld beständige Gewinne zu erwirtschaften. Wie wir erfuhren, übt das Management mit Mitbewerbern Druck auf die polnischen Behörden aus, gegen Offshore-Online-Gaming-Betreiber vorzugehen, die nicht lizenziert sind und daher vor Ort keine Steuern zahlen.
Sportwetten werden in Polen mit 12 Prozent des Einsatzes besteuert und damit so hoch wie sonst fast nirgendwo auf der Welt. Das ist natürlich ein enormer Wettbewerbsnachteil für rechtmäßig zugelassene Unternehmen wie das angesprochene. Das unlizenzierte Offshore-Geschäft mit Sportwetten ist in Polen schätzungsweise neunmal größer als der lizenzierte Markt. Der Vorteil von Steuereinnahmen aus dem Offshore-Markt für das polnische Finanzministerium liegt auf der Hand.
Hoher Zeit- und Geldaufwand für Innovationen
Trotz dieser Probleme berichteten uns unsere Gesprächspartner von guten Geschäften während der olympischen Winterspiele 2014 in Russland, weil Eishockey in Tschechien so populär ist. Ihrer Ansicht nach dürfte Eishockey in diesem Jahr sogar beliebter sein als Fußball, da sich die Tschechen nicht für die WM in Brasilien qualifiziert hatten.
Im Anschluss besuchten wir ein Unternehmen, das Polypropylen-Vlies produziert, welches für die Herstellung von Windeln verwendet wird. Wir erkundigten uns bei den Unternehmensvertretern, wie sie quasi in der „Massenproduktion“ im Wettbewerb bestehen können. Sie verwiesen auf hohen Zeit- und Geldaufwand für Innovationen und auf die Zusammenarbeit mit ihren Hauptkunden bei der Entwicklung neuer Fasern.
Insgesamt haben wir unseren Besuch in Tschechien genossen und werden dort weiter nach potenziellen Gelegenheiten Ausschau halten.
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