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Aktualisiert am 27.05.2020 - 13:43 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Investments in Schwellenländern Warum die Verschuldung immer weitergehen könnte

Bergsteiger auf dem Mount Everest: Der Schuldenberg in Asien, aber auch in vielen anderen Schwellen- und Entwicklungsländern wächst seit Jahren rasant – eine neue Schuldenblase droht.
Bergsteiger auf dem Mount Everest: Der Schuldenberg in Asien, aber auch in vielen anderen Schwellen- und Entwicklungsländern wächst seit Jahren rasant – eine neue Schuldenblase droht. | Foto: imago images / Xinhua

Die Schuldenberge der Schwellenländer sind zu einem regelmäßigen Thema geworden, wann immer Berichte über mögliche Bedrohungen für die Stabilität des weltweiten Finanzsystems veröffentlicht werden. Die Gesamtverschuldung für 30 große Schwellenländer erreichte im Jahr 2019 72,5 Billionen US-Dollar. Das ist ein Anstieg um 168 Prozent während der vergangenen zehn Jahre (Quelle: BIS data). Diese Entwicklung verdient es selbstverständlich, beachtet zu werden. Eine eingehendere Analyse der Zahlen liefert jedoch ein nuanciertes und weniger besorgniserregendes Bild.

Dynamik der Staatsverschuldung in den Schwellenländern

Der Betrag von 72,5 Billionen US-Dollar schließt auch Hongkong und Singapur mit ein – zwei kleine, wohlhabende Volkswirtschaften, die man besser nicht zu den Schwellenländern hinzurechnen sollte. Die Zahl inkludiert ferner die Verschuldung des Finanzsektors, die typischerweise doppelt gezählt wird, weil die von diesen Instituten vergebenen Kredite bereits den Schuldnern aus anderen Branchen zugeschlagen wurden.

Die Zahl beinhaltet außerdem China, das einen Spezialfall darstellt – zum einen wegen seiner überwältigenden Größe, zum anderen wegen der Geschwindigkeit, mit der BIP und Schulden wachsen. Das Riesenreich steht inzwischen für fast 60 Prozent aller Schulden aus den Schwellenländern und für rund 80 Prozent des Schuldenwachstums in dieser Staatengruppe während der vergangenen fünf Jahre.

Wenn wir die drei genannten Regionen ausklammern, dann hat sich der Schuldenberg der Schwellenländer in den vergangenen zehn Jahren von neun auf 22 Billionen US-Dollar vergrößert. Wenn man berücksichtigt, dass das BIP-Wachstum in diesem Zeitraum sieben Billionen US-Dollar betrug, so sind die Schulden der Schwellenländer in Relation zum BIP seit 2009 nur marginal angestiegen, nämlich von 119 auf 125 Prozent. Und das wiederum heißt: Die Fähigkeit dieser Staaten, ihre Schulden in Relation zu ihren Einnahmen auch wieder zurückzahlen zu können, blieb größtenteils intakt.

Schuldentragfähigkeit richtig analysiert

Wenn man Verschuldungsquoten analysiert, ist es wichtig, zwei Dinge auseinanderzuhalten: Bedrohungen für die Tragfähigkeit und Belastbarkeit der Schuldensituation auf der einen Seite und Erfolge früherer Strukturreformen sowie Schritte hin zu mehr finanzieller Integration auf der anderen Seite, wie zum Beispiel die wachsende Tendenz der Regierungen von Schwellenländern, Mittel in eigener Währung zu leihen.

Die gute Nachricht zuerst: Die Mehrheit der Schwellenländer, die für Investoren interessant ist, kann als vorrangigen Hebel auf die Abwertung der eigenen Währung zurückgreifen, um externe Schocks abzufedern. Da diese Staaten nicht länger von fixen Wechselkursen und Fremdwährungsschulden abhängig sind, können sie nun mit flexibleren politischen Strategien reagieren, um zwischen guten und schlechten Zeiten eine Brücke zu schlagen.

Es ist wohl wahr, dass die Schulden in fremder Währung – die für gewöhnlich im Mittelpunkt jeder Krise in den Schwellenländern stehen – seit 2009 steil angewachsen sind auf nunmehr 2,3 Billionen US-Dollar. Wieder einmal sieht das Bild jedoch ganz anders aus, wenn man China, Hongkong und Singapur herausnimmt. Dann nämlich bleiben die Nettoschulden in Fremdwährungen über die vergangenen zehn Jahre weitgehend unverändert.

Das soll freilich nicht heißen, dass die neun Billionen US-Dollar an neuen Schulden, die seit 2009 angehäuft worden sind, kein Anlass zur Sorge sind. Sie sollten jedoch in Bezug gesetzt werden zu dem nominalen BIP-Wachstum während dieser Zeit und den Veränderungen bei den Wechselkursen – weg von einem unterbewerteten und hin zu einem überbewerteten US-Dollar.