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Aktualisiert am 27.05.2020 - 13:43 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Investments in Schwellenländern Warum die Verschuldung immer weitergehen könnte

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Bedenken Sie ferner, dass die Schwellenländer zu Anpassungen gezwungen wurden nach einer Periode der Exzesse, als China zwischen 2009 und 2012 massive Konjunkturpakete schnürte. Die reale Exportnachfrage der Schwellenländer und die Refinanzierungsbedingungen erlitten wiederholt Schocks infolge des „taper tantrum“ der USA im Mai 2013 (so nannte man das damals, als die Renditen von US-Staatsanleihen steil nach oben schossen). Seither schrecken viele davor zurück, hohe Leistungsbilanzdefizite anzuhäufen. Und sie haben auch dem Wachstum der Verschuldung Einhalt geboten.

Mittlerweile haben die Märkte wiederholt ausgelotet, inwiefern Investoren aus den entwickelten Ländern an ihren Anleihenengagements in den Schwellenländern festhalten. Die Tatsache, dass diese Positionen im Wachsen begriffen sind, ist beileibe nicht nur darauf zurückzuführen, dass der globale Finanzzyklus expandiert. Während ausländische Investoren in turbulenten Zeiten ihre Engagements in Fremdwährungen oftmals absichern, sind die ausländischen Positionen in Schuldpapieren aus den Schwellenländern stabil geblieben – in guten wie in schlechten Zeiten.

Zu guter Letzt: 56 Prozent der gesamten Schulden der Schwellenländer, die in Fremdwährungen denominiert sind, wurde von Gläubigern begeben, deren Regierungen ein Anleihen-Rating von A– oder höher haben. Eine Dekade zuvor lag dieser Wert noch bei nur 46 Prozent. Mehr als 80 Prozent des insgesamt verliehenen Geldes stammen aus Ländern mit einem Investment-Grade-Rating, das mindestens das Level BBB– aufweist. Das Schuldenmachen in den Schwellenländern scheint, salopp formuliert, ein Oberschichtenthema zu sein.

Unterbewertung der Schwellenländerwährung

 Beunruhigend ist dagegen in der Tat die Situation im Reich der Mitte, wo die gesamte Verschuldung binnen zehn Jahren von zehn auf 43 Billionen US-Dollar angestiegen ist. Selbst dann, wenn man die Schulden des Finanzsektors ausklammert, ist die Verschuldungsquote in dieser Zeitspanne um mehr als 50 Prozent auf 266 Prozent des BIP gestiegen.

Allerdings gibt es im Falle Chinas einige Besonderheiten zu beachten: Der hohe und weiter steigende Schuldenstand ist seiner Natur nach fast schon parafiskalisch – er basiert auf den Ausleihungen lokaler Regierungen oder konzentriert sich auf das Schattenreich des immer noch verhältnismäßig profitablen Bankensystems, das sich im Falle eines Falles auf Kapitalspritzen des Staates verlassen kann. Darüber hinaus gibt es weiterhin Kapitalverkehrskontrollen für Auslandsüberweisungen, was einen großen (aber schrumpfenden) Pool an inländischen Ersparnissen de facto im Land gefangen hält. Entsprechend gering ist die Gefahr, dass ausstehende Schulden nicht verlängert werden können.

Das soll nicht heißen, dass wir selbstzufrieden und ohne Sorge auf die steigenden Schulden in den Entwicklungsländern blicken. Es ist fraglich, ob China in der Lage ist, so zu wachsen, dass es sich aus seinem gegenwärtigen Schuldenüberhang befreien kann. Wir sind außerdem besorgt über das sich abschwächende Produktivitätswachstum in den Schwellenländern und einen möglicherweise lang anhaltenden globalen Handelskonflikt.

Dennoch fällt es schwer, sich um die systemischen Konsequenzen der Bilanzrisiken in den Schwellenländern allzu große Sorgen zu machen. Es gibt keine großen Leistungsbilanzdefizite. Die meisten Schwellenländerwährungen sind unterbewertet. Und die Schulden sind von meist hoher Qualität. Schlussendlich gibt es klare Hinweise darauf, dass die steigenden Anleihenengagements von Anlegern aus den entwickelten Staaten in den Schwellenländern struktureller Natur und von Dauer sind.

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