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Aktualisiert am 27.01.2020 - 16:45 Uhrin Grünes GeldLesedauer: 3 Minuten

Kemfert: „Die Zukunftsmärkte sind die Klimaschutzmärkte“

Claudia Kemfert, DIW
Claudia Kemfert, DIW
Quelle: Michael Kappeler/ddp

DAS INVESTMENT.com: Frau Kemfert, schadet die Abwrackprämie der Umwelt?  Claudia Kemfert: Die Abwrackprämie ist ökologischer und ökonomischer Unsinn. Man fördert die Wegwerfgesellschaft. Nicht jedes neun Jahre alte Auto muss verschrottet werden, zudem werden die Einzelteile der zu verschrottenden Fahrzeuge nicht recycelt. Das ist ein Desaster. DAS INVESTMENT.com: Neue Autos sind aber oft umweltschonender. Kemfert: Der Kauf des Neuwagens ist aber nicht an Umweltkriterien gebunden. Nicht jeder Neuwagen ist automatisch ökologischer als der alte. Man hätte den Neukauf koppeln müssen mit der Auflage, dass nur innovative und neue Antriebstechnologien in den Genuss der Prämie kommen. DAS INVESTMENT.com: Und die ökonomischen Auswirkungen? Kemfert: Die Autobranche weist ohnehin viel zu viele Überkapazitäten aus und müsste sich gesund schrumpfen. Mit der Abwrackprämie löst man volkswirtschaftlich gesehen nur ein Strohfeuer aus, kein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Gerade den deutschen Autobauern wird es nach der Krise schlechter gehen als vorher. DAS INVESTMENT.com: Was wäre die Lösung? Kemfert: Man sollte anstelle der Abwrackprämie lieber 5 Milliarden Euro in einen Technologie-Innovations-Fonds investieren, aus dem die innovativen Konzerne die Markteinführung neuer Antriebstechniken finanzieren könnten. DAS INVESTMENT.com: Sind die grünen Technologien die Krisengewinner? Kemfert: Ja, ganz sicher. Das konnte man auch sehr gut an der Hannover Messe sehen. Noch nie haben so viele Unternehmen gezeigt, wie viel Wirtschaftspotenzial die Energieeffizienz, der Ausbau erneuerbarer Energien und Klimaschutztechniken haben. Die Unternehmen, die dies verstanden haben, werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. DAS INVESTMENT.com: Die Krise als Chance also? Kemfert: Niemals vorher hat man so gut verstanden, dass der Markt sich nicht immer selbst heilt, sondern der Staat eingreifen muss. Einerseits werden heute gezielt grüne Investitionen gefördert, andererseits haben auch die Unternehmen verstanden, dass die Zukunftsmärkte die Klimaschutzmärkte sind. DAS INVESTMENT.com: Auf dem Fondsmarkt werden grüne Investitionen noch nicht gefördert. Was halten Sie von einer Abwrackprämie für nicht nachhaltige Investments mit der Auflage, dass das Geld in grüne Produkte investiert werden muss? Kemfert: Keine schlechte Idee, zumindest wäre es eine mögliche Lösung aus der Finanzkrise. Ich würde allerdings ebenso vorschlagen, dass man vorschreibt, dass in jedem Fonds ein bestimmter Anteil grüner beziehungsweise nachhaltiger Investitionen vorhanden sein muss, sozusagen eine Quotenlösung. DAS INVESTMENT.com: Warum ist das noch nicht geschehen? Kemfert: Ich vermute, dass es in der Politik oft schlichtweg an Wissen fehlt. Die Branche selbst müsste die Politiker besser informieren und mehr Aufklärungsarbeit für Bürger, Unternehmen und Politiker anbieten. Ich erlebe es allerdings oft, dass selbst Vertreter der Investmentbranche wenig Wissen über nachhaltiges Investieren, Klimaschutzmärkte, Energieeffizienz-Technologien oder erneuerbare Energien haben. Das sollte schnell geändert werden. Claudia Kemfert lehrt Umweltökonomie an der Humboldt-Universität Berlin und ist Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz. Was die Resultate ihrer Forschungen für Deutschland und die Welt, für Verbraucher, Unternehmer und Politiker bedeuten, hat Kemfert in ihrem Buch „Die andere Klima Zukunft“ beschrieben.

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